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110 Einträge wurden zum Schlagwort Kloster gefunden

Zeitenwende

Im Laufe eines Jahres gibt es immer wieder Abschnitte, die man als Zeitenwende bezeichnen kann, nicht nur und nicht einmal vor allem die letzten Dezember- und die ersten Januartage.
Für jetzt habe ich den Eindruck, dass sich gleich mehrere solche Zeitenwenden oder -übergänge überschneiden. Da ist zum einen das Ende des Studienjahres im Beit Josef. Gestern hatten die Studierenden den Abschlussgottesdienst. Ich konnte zwar nicht dabei sein, weil ich aktuell in Tabgha bin, doch das ist schon ein weiterer Zeitübergang, Zurück zum Studienjahr: Der Beginn und das Ende eines Kurses sind jeweils bemerkenswerte Einschnitte im Leben unserer Gemeinschaft auf dem Zion. Wir treten nun in eine Zwischenphase ein, ohne Studierende. Als der jetzt scheidende Kurs ankam, war unser neuer Abt erst seit wenigen Tagen im Haus; dass das Studienjahr nun beendet ist, zeigt mir auch an, wie lange Abt Gregory schon bei uns ist.
Tabgha: Der Klosterneubau neigt sich dem Ende zu, auch wenn längst nicht alles fertig ist. Und selbst bis zur Einweihung wird nicht alles fertig sein. Aber alleine der Umstand, dass alle möglichen Handwerker jetzt gleichzeitig vor Ort sind, während es über Monate alleine Khalil mit seinen Leuten war, die Stahl und Beton und Steine verbaut haben, zeigt, dass auch dieses Projekt dem Ende zu geht. Damit beginnt freilich für die Brüder hier zugleich eine neue, eine sehr neue Zeit - und es endet eine. Denn das Kloster, in dem ich jetzt noch sitze und diese Zeilen schreibe, wird dann zuerst leer sein, um gar nicht viel später abgerissen zu werden... Eine Zeitenwende ganz eigener Art.
Dann treten wir mit diesem Wochenende in die Heilige Woche ein. Sicher die prominenteste und wichtigste aller nur denkbaren Zeitenwende: Der Übergang vom Tod zum Leben, von der Sünde zur Barmherzigkeit und Freiheit im Angesicht Gottes. Diese Zeitenwende müssen und dürfen wir in jedem Augenblick unseres Leben leben. Und doch ist die alljährliche Wiederkehr der liturgischen Feiern in ihrer höchsten Form etwas ganz, ganz besonderes.
Vor diesem Hintergrund fällt eine andere, theoretisch denkbare Zeitenwende fast blass aus, so dramatisch sie auch sein könnte, wenn sie denn käme: Nach wie vor geistert auch in den Medien in Israel ein möglicher Angriff auf den Iran herum. Möglich, ja. Wahrscheinlich, ich weiß nicht. Sicher? Ich wette nicht, nicht mehr auf solche Dinge. Aber ich würde es für den Moment nicht ausschließen. Sollte er kommen, wäre es gewiss eine Zeitenwende.
Aber für mich als Mönch im Heiligen Land, als Mönch einer Gemeinschaft, die auf dem Zionsberg und am See Genezreth an ältesten Stätten christlicher Gemeinschaft lebt, als Mönch einer Gemeinschaft, die gerade ein neues Kloster bauen darf - als Mönch gehören solche Zeitenwenden auch dazu. Und sie werden umfangen von dem, der uns in einer Woche im Schein des Osterfeuer wieder zurufen wird: Ich der Anfang und das Ende.

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Ein neues Jahr

Nun haben wir die Weihnachtszeit abgeschlossen, zumindest die lateinische. Die orientalischen und orthodoxen Christen um uns herum sind ja noch mittendrin. Wir werden heute zumindest teilweise damit beginnen, Kloster und Kirche zu „entweihnachten”.

Dann kann es richtig los gehen in das neue Jahr, das wir in der vergangenen Woche mit einer Werkwoche mit allen Brüdern der Gemeinschaft begonnen haben: Wir haben verschiedene wichtige Themen für unser Kloster beraten, zusammen einen hübschen kleinen Ausflug nach St. Anna (mit Vesper dortselbst) inkl. lecker-Abendessen in einem arabischen Restaurant unternommen und natürlich das Hochfest der Erscheinung des Herrn am 6. Januar gefeiert.
Eine sehr, sehr intensive Woche. Das kann ich gar nicht anders sagen.

Und jetzt warten mit heute 358 weitere spannende Tage in diesem Jahr 2012... – Packen wir's an!
Liebe Grüße Ihnen und Euch allen vom Zion!

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Hirten erst kundgemacht durch der Engel Halleluja... (28. Tag)

Wir sind mit unserem heutigen, dem letzten Bild nicht am Ende der Welt angelangt, auch wenn es sich ein bisschen so anfühlt: Wir sind in Rosh haNikra, unmittelbar an der israelisch-libanesischen Grenze. Und in der Tat, irgendwie sind hier alle Wege zu Ende:
Es gab einmal einen Eisenbahntunnel durch die Felsen, aber den haben die jüdischen Kämpfer 1948 gesprengt. Es gibt auch einen Weg über den Berg, theoretisch. Aber der ist unterbrochen von streng bewachten Grenzanlagen und Toren, die sich im Grunde nie öffnen. – Was ‚Wege bereiten‘ hier bedeuten kann, das ist nur allzu offensichtlich.

Einblicke (Foto: Studienjahr). Dabei ist Rosh haNikra sogar einer der schönsten Orte in Israel. Die Gebirgslandschaft, die sich Israel und Libanon teilen, ist freier und grüner als die Wüsten im Süden, auch nicht so angespannt wie Jerusalem oder so quirlig wie die Städte um Tel Aviv, sondern ruhiger und weiter. Man hat das Mittelmeer direkt vor der Haustür, und in Rosh haNikra eine faszinierende Welt zwischen Bergen und Meer.
Mit einer Seilbahn kommt man hinunter in die Höhlen, von denen eine auf unserem Foto zu sehen ist. Kleine Gänge und Treppen führen durch die Grotten direkt am Meer, das immer wieder kraftvoll und archaisch in die Höhlen hineinstürmt. Gischt wirft sich auf. Das Wasser leuchtet in wunderbaren Farben…

Wir sind am Ende unseres Adventsweges angelangt, heute Nacht feiern wir Weihnachten. Da ist auch einer hinuntergestiegen, wo die Welt scheinbar am Ende war. – Dort, wo der Weg nicht mehr weiter zu gehen scheint, dort sucht sich Gott einen Weg, um Mensch zu werden.

Steigen wir in die Grotte von Bethlehem hinab und lassen uns anschauen von dem, Der sich für uns klein gemacht hat und Der zu uns herabgestiegen ist, um uns zu retten. Und lassen wir uns von der Kraft und dem Leuchten Seiner Liebe bewegen, lassen wir uns von Ihm be-weg-en, lassen wir uns von Ihm zu Wegen der Versöhnung und des Friedens machen.

Ich wünsche Ihnen und Euch, die diesen Advents-Weg mitgegangen sind, auch im Namen von Vater Abt und meinen Brüdern ein gesegnetes und friedvolles Weihnachtsfest und Gottes Segen für das neue Jahr!

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O Immanuel… (27. Tag)

Menschen unterwegs. Womöglich eine Demonstration. Jerusalem, Ramallah, Gaza? Man sieht keine Gesichter. Mit dem Fotografen werden wir wie in einer anonymen Menge einfach mitgeschleppt. So mag man sich in unserer globalisierten Welt insgesamt vorkommen: mitgeschleppt.

Unter Menschen (Foto: Paul Badde). Mehr als 7 Milliarden Menschen leben auf dem Blauen Planten, fast jeder fünfte ein Chinese, fast genauso viele Inder, mehr als zwei Milliarden Christen, etwa 1,5 Milliarden Muslime, 800 Millionen Facebook-Nutzer… Was zählt da noch der einzelne Mensch? – Alles!
Mit dem Kind in der Krippe können wir nicht anders antworten als: Der einzelne Mensch zählt alles. – Die letzte und schönste der O-Antiphonen in der Liturgie der Vesper im Advent, die von heute nämlich, beginnt schon mit dem Schlüsselgedanken: O Immanuel – O Gott-mit-uns, Gott-unter-uns, Gott-bei-uns! Wo Gott unter uns Menschen ist, wo er einer von uns wird – und das feiern wir ja in der übernächsten Nacht – da kommt es auf jeden einzelnen an.

ER ist es, der Seine Wege zu uns findet, davon ist diese O-Antiphon genauso wie ihre Schwestern der vergangenen Tage überzeugt. Komm, eile, schaffe uns Hilfe! – Das ist mehr als nur ein Hilferuf, darin spricht sich eine Glaubensüberzeugung und Glaubenserfahrung aus. Weihnachten, das Geheimnis der Menschwerdung lädt uns ein, dass wir uns wieder neu auf diesen Weg machen, jeder Einzelne.

Und wohin führt der Weg? – Papst Benedikt XVI. hat dieser Tage noch einmal darauf hingewiesen, dass die Krippe schon auf das Kreuz hinweist. Wir können mit der heutigen O-Antiphon noch einen Schritt weitergehen: Wer dem Kind in der Krippe den Weg bereitet, der bereitet schon dem Gekreuzigt-Auferstandenen den Weg. Die Antiphon benutzt die gleichen Worte wie der vermeintlich ungläubige Thomas, als der auferstandene Jesus ihm seine Wunden an Händen und Füßen und in seiner Seite zeigt: „Mein Herr und mein Gott!“ (Johannesevangelium 20,28)

Das Kind in der Krippe ist nichts weniger als die Zusage des Lebens an uns! – Venite adoremus. Und wir dürfen kommen, alle, sieben Milliarden, und noch mehr...

O Immanuel, unser König und Lehrer,
du Hoffnung und Heiland der Völker:
o komm, eile und schaffe uns Hilfe,
du unser Herr und unser Gott!
(O-Antiphon am 23. Dezember)

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O König aller Völker… (26. Tag)

Da sitzt er und wartet. Hier auf der Stadtseite des Zionstores. Andere Male außerhalb des Zionstores, vorne auf der Ecke bei den Armeniern und Franziskanern, nicht weit von unserer Abtei entfernt.

Ein biblischer Alter im (bzw. am) Tore... (Foto: Johannes M. Oracevz OSB). Eigentlich müsste man sagen, er saß, er hat gewartet. Alles hat seine Zeit, Menschen und Dinge. Und irgendwann ist sie eben vorbei. Manchmal natürlich, manchmal tragisch. Und alles Warten hat ein Ende.

Der Orient kennt beides: Dieses scheinbar stoische Warten und Nichtstun, was uns Europäer kirre machen kann, aber genauso eine Hektik und Dynamik, gepaart mit einer Laustärke und Theatralik, die für uns westliche Gemüter nicht minder gewöhnungsbedürftig ist. Und wir warten und hoffen, dass dazwischen irgendwann einmal der Weg zu Versöhnung und Frieden auftaucht…

Dabei denke ich, dass tatsächlich beides helfen kann, das Warten und das Tun. – Wichtig ist, auf welche Weise ich wirklich und wahrhaftig dem Herrn den Weg bereite, wie ich offen und aufmerksam werde für sein Kommen in mein Leben, für Seine bleibende Gegenwart. So wie ein Töpfer einerseits Ruhe und Frieden braucht, um den Ton zu bearbeiten, dabei aber gleichzeitig auch Fingerfähigkeit und Reaktion zeigen muss, so ähnlich (wenn man dieses Bild so übertragen darf) hat der Herr wohl auch uns aus Erde gebildet: in Frieden und mit Energie.
Es gehört zum Menschsein, zur Menschwerdung dazu. Und jeder von uns trägt diesen Doppelkeim auf dem Weg seines Lebens in sich. Bitten wir den Herrn, der für uns Mensch wird, dass wir auf dem Weg zu Ihm die rechte Balance finden!

O König aller Völker, ihr Erwartung und Sehnsucht;
Schlussstein, der den Bau zusammenhält:
o komm und errette den Menschen, den du aus Erde gebildet!
(O-Antiphon am 22. Dezember)

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O Morgenstern! (25. Tag)

Sie bestimmt den Tag, den Rhythmus des Jahres, unser ganzes Leben. Wir können sie uns kaum wegdenken. Sie gehört zu den unverzichtbaren Bedingungen für weite Teile des Lebens, wie wir es auf Erden kennen. – Die Sonne.

Ausblicke und Einsichten (Foto: Studienjahr). Und sie berührt unser Herz, unsere Seele. Fehlt sie in dunklen Wintertagen oder Zeiten von Regen und Nebel, sehnen wir uns nach ihr. – Doch besonders Sonnenauf- und fast noch mehr –untergänge faszinieren die Menschen.
Was Wunder, dass die Sonne in den Religionen und Mythen vieler Völker eine zentrale Rolle spielt.

Dabei ist die Sonne nur eine unter vielen, nur ein Stern unter unzählbaren Sternen. – Und als Morgenstern können astronomisch je nach Konstellation Venus oder Merkur bezeichnet werden.

Was also soll es, wenn wir Christus als Morgenstern und als Sonne der Gerechtigkeit anreden? Sind solche Bildworte, so eingängig sie auch sein mögen, dann nicht im letzten leer und falsch? – Nein.

Denn was immer wir von Gott, was immer wir über Jesus Christus aussagen, wir können es nur mit den Bildern, die uns zur Verfügung stehen und die wir übertragen können. Auch wenn wir damit immer nur einen kleinen Ausschnitt wirklich erfassen und beschreiben können von dem, was Gott wirklich bedeutet, wie ER ist…
Wenn wir also Christus als Sonne der Gerechtigkeit und als Morgenstern anreden, dann dürfen wir irgendwie auch all die anderen Sonnen und Sterne mitdenken, die auf ihre Weise vielleicht von Christus erzählen, der unsere Finsternis hell macht, uns Gerechtigkeit schenkt, uns Liebe erfahren lässt…

Dem Herrn die Wege bereiten, das heißt auch, dass wir immer damit rechnen müssen, dass ER größer und mehr und anders ist, als wir IHN uns gerade denken können. – Er könnte zum Beispiel als kleines Menschen-Kind geboren sein…

O Morgenstern, Glanz des unversehrten Lichtes,
der Gerechtigkeit strahlende Sonne:
komm und erleuchte,
die da sitzen in Finsternis und im Schatten des Todes!

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O Schlüssel Davids… (24. Tag)

Keine Frage, der sitzt erst mal fest!
Unsere Studenten des letztjährigeren Kurses werden sich mit einem Lächeln an die missliche Situation auf einem Feldweg oberhalb von Tiberias erinnern…

- Ohne Worte. - (Foto: Studienjahr) Festsitzen, festgefahren – das kommt auch in unserem Leben schon mal vor. Und in einem solchen Moment ist uns wohl kaum zum Lachen zu Mute. Wie oft alleine in diesem Jahr? Es kann durch unseren Übermut oder unsere Kurzsicht passiert sein – wie beim Busfahrer unseres heutigen Bildes. Meistens aber wird sich der Boden unter unseren Füßen verändern, und der Weg, der uns eben noch fest erschien, wird zur Schlammgrube. Trägt uns nicht mehr. Wir stecken fest.

Das könnte einen nun dazu verleiten, den Kopf in denselben Dreck zu stecken, in dem auch schon die Füße sind; zu kapitulieren; über die Welt und ihre Schlechtigkeit zu klagen. – Manchmal und in
bestimmten Maßen hilft das auch etwas und reinigt die Seele.

Aber wir wollten ja in diesem Advent die Wege bereiten für den Herrn, dessen Ankunft im Grunde immer unmittelbar bevorsteht. Das geht wohl kaum, wenn Füße und Nase im Dreck stecken… Doch die Liturgie dieses Tages hilft uns weiter.

Denn sie weiß um die übelsten Formen solchen Drecks, in dem wir stecken können. Und sie schwingt ein in die alten Verheißungen, weiß, dass Der, Der uns dieses Leben gerufen hat und Der selbst dieses Leben mit uns teilt als Mensch unter Menschen, dass Er uns nicht alleine lässt. Er hat die Macht, uns zu retten. Und Er will uns retten. Deshalb kommt Er gleichsam als Tür und Schloss und Schlüssel zugleich und öffnet uns, eröffnet uns neue Wege. – Wenn, ja, wenn wir uns Ihm nur wirklich zuwenden, Ihn suchen, Ihn rufen…
Ein Abschleppdienst kommt schließlich auch nicht nur zufällig vorbei!

O Schlüssel Davids, Zepter des Hauses Israel –
du öffnest, und niemand kann schließen,
du schließt, und keine Macht vermag zu öffnen:
o komm und öffne den Kerker der Finsternis und die Fessel des Todes!

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…zum Zeichen für die Völker… (23. Tag)

Auf der alten Stadtmauer in Akko.
Die Zeit scheint still zu stehen. Trotz des massiven touristischen Ausbaus der letzten Jahre. Die Stadtmauer auf ihrer Seeseite tut der Seele einfach gut.

Auf der Hafenmauer in Akko (Foto: Christian Schindler). Hier endet nicht die Welt, wie man vielleicht meint, wenn man vom modernen Haifa gegenüber her kommt. Irgendwie beginnt hier eine andere Welt. Eine Welt, die größer zu sein scheint.
Das Meer und der weite Horizont mögen an sich schon unsere Sehnsucht, unseren Sinn für das Weite und Große wecken. Wir werden uns in einem guten Sinne unserer Kleinheit bewusst. Können still werden. Auf das Wasser schauen, den Wellen zuhören. Den Blick übers Meer bis zum Ansatz des weiten Himmels gleiten lassen…

In einer solch alten Hafenstadt bekommt es indes etwas sehr konkretes. Es kommt ein Schiff geladen… – Schiffe, womöglich aus allen Ländern der Erde. Menschen aller Völker und Sprachen. Wie Bahnhöfe und Flughäfen haben auch Seehäfen etwas verbindendes und öffnendes an sich. Wege, ganz verschiedene Wege tun sich auf. Beginnen. Enden. Kreuzen. Gehen weiter.

Weihnachten, das Geheimnis der Menschwerdung – der Anker haft’ auf Erden, da ist das Schiff am Land… – kann uns ebenso ein Hafen des Lebens sein: Hoffnung wecken, Sehnsucht stärken, den Horizont weiten, verbinden und öffnen… Der Weg ist bereitet.

O Sproß aus Isais Wurzel, gesetzt zum Zeichen für die Völker –
vor dir verstummen die Herrscher der Erde, dich flehen an die Völker:
o komm und errette uns, erhebe dich, säume nicht länger!
(O-Antiphon am 19. Dezember)

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O Adonai… (22. Tag)

Die Wüste gilt gemeinhin als Ort der Begegnung mit Gott: Johanes hat hier gepredigt und getauft, Jesus selbst hat sich in die Wüste zurückgezogen, hier liegen auch die Wurzeln des christlichen Mönchtums. Und schließlich hatte ja auch das Volk Israel in der Wüste einige seiner wichtigsten Erfahrungen mit seinem Gott – der brennende Dornbusch, die Zehn Gebote, die lange Wüstenwanderung bis ins Gelobte Land…

In der Wüste Juda (Foto: Studienjahr). Die Wüste als Ort der Begegnung mit Gott. – Das liegt wohl auch an der Nüchternheit der Natur, an der Stille und einer gewissen Leere. Es herrschen mitunter extreme Bedingungen, lebensfeindlich. Wer hier sein will, braucht Disziplin und Organisation, Einschränkung und Maß.

Soweit die Theorie… – Als ich vor einigen Jahren an der „Sinai-Exkursion“ unseres Studienjahres teilgenommen habe, ging mir aber noch eine weitere Dimension auf, warum die Wüste der Ort der Begegnung mit Gott ist.
Wir hatten beim Aufstieg auf den Sirbal, einen der höchsten Berge dort, schlechtes Wasser aufgenommen, so dass – auf dem Gipfel angekommen, den mancher für den echten „Gottesberg“ hält – die Hälfte der Truppe mit Magen-Darm-Beschwerden daniederlag… Doch in diesem Moment waren alle füreinander da; wer noch konnte, half den anderen, brachte ihnen (sauberes!) Wasser, schleppte den Rucksack usw.

Einer alleine wäre hilflos, womöglich rettungslos verloren gewesen. Alleine vermögen wir nichts auf den Wegen dieser Welt. Und wenn diese Wege steil und heiß und leidgefüllt sind, dann brauchen wir unseren Nächsten umso mehr. – Für unseren Nächsten da zu sein, auch das ist eine Weise, dem Herrn den Weg zu bereiten…

O Adonai, Herr und Führer des Hauses Israel
– im brennenden Dornbusch bist du dem Mose erschienen
und hast ihm auf dem Berge das Gesetz gegeben:
o komm und befreie uns mit deinem starken Arme!
(O-Antiphon am 18. Dezember)

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O Weisheit… (21. Tag)

Die Weisen dieser Welt, so nehmen wir an, haben Erfahrung, wissen um Ursachen und Herkunft, um Richtungen und Ziele, kennen Wege und können unterscheiden. Deshalb kann man zu ihnen gehen und sie um Rat fragen.

Hinweise... (Foto: Sebastian Heide). Die Antworten können dann aber durchaus so sein wie der Wegweiser auf unserem Bild: Eine Fülle von Möglichkeiten, die für mich aber nicht unbedingt wichtig und relevant sein müssen… – Unser Schildermast steht im Golan, direkt im Grenzgebiet. Die Richtungen nach Jerusalem, Damaskus und Washington zu wissen, mag ja interessant sein. Aber was hilft das, wenn die Grenze dicht oder der Weg zu weit ist? Und, bei allem Respekt, wenn ich im Golan bin, bin ich froh, weit weg vom Büro des israelischen Premierministers („P.M. Office“) zu sein.

Trotz allem: Diese Ansammlung von Richtungs- und Hinweisschildern mit ihren Entfernungsangaben gibt immerhin klare Informationen. So mag es im Zweifelsfall auch ein weiser Mann oder eine weise Frau tun, an die wir uns wenden. – Von Gott aber bekommen wir selten klare und eindeutige Antworten. Privatoffenbarungen sind rar, und die Kirche geht entsprechend vorsichtig damit um. Wie und woher also wissen wir um den Willen Gottes? Woher weiß ich, was Er mit meinem Leben vorhat, wohin Er mein Leben führen will? Ich erahne Gottes Weisheit, aber werde ich sie je ergründen?

Als Mönch habe ich ihr mein Leben gewidmet: Gott in allem zu suchen. Gott den Weg zu bereiten, bereit zu sein für Seinen, meinen Weg – das ist selbst ein Weg. Sich der Weisheit Gottes zu nähern, ist keineswegs unmöglich, denn Gottes Weisheit wird in Christus für uns Mensch.

O Weisheit, hervorgegangen aus dem Munde des Höchsten –
die Welt umspannst du von einem Ende zum andern,
in Kraft und Milde ordnest du alles:
o komm und offenbare uns den Weg der Weisheit und Einsicht!
(O-Antiphon am 17. Dezember)

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