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Sein Kreuz tragen

18. Juni 2022

„Die Wendung ‚sein Kreuz tragen‘ haben wir öfters im Mund: ‚Jeder hat so sein Päckchen zu tragen‘; in Bayern klingt das etwas deftiger: ‚a Kreiz is‘; oder: ‚Ja, Gott lädt jedem sein Kreuz auf‘. - Der eine denkt dabei an seine Rückenschmerzen, ein anderer an viele schlaflose Nächte, jemand denkt an seinen Partner oder seine Partnerin oder an seine Kinder …

Im heutigen Evangelium spricht auch Jesus vom „Kreuztragen“. Bei ihm steht dieses Wort in einem anderen Zusammenhang. Für Jesus bedeutet ‚sein Kreuz tragen‘ die Konsequenz seiner zentralen Botschaft: ‚Das Himmelreich ist nahe, kehrt um und glaubt an das Evangelium!‘ Wer diesem Ruf folgt und in sein Leben umsetzen will, dem sagt Jesus voraus: Du wirst in Konflikt mit deinen Lebensgewohnheiten und den Gesetzmäßigkeiten, die unser Leben in dieser Welt prägen, geraten. Mit der Botschaft Jesu von der Nähe Gottes ist etwas Neues in unsere Welt eingebrochen. Und das Kreuz, von dem Jesus im Evangelium spricht, entsteht da, wo unsere Welt dieses Neue nicht will und sich mit aller Kraft dagegen zur Wehr setzt.

Jesu Botschaft, „das Himmelreich ist nahe“, widerspricht oft unseren Lebensgewohnheiten. Die eigenen Lebenserwartungen in Frage stellen, sein Leben zur Verfügung stellen, den eigenen Ehrgeiz und den tief eingewurzelten Stolz aufgeben, das Vertrauen auf die eigenen Leistungen loslassen, das alles fällt uns nicht leicht. Sich hineinnehmen zulassen in eine Lebensweise, in der man sich selbst verliert und auf diese Weise alles findet, wie Jesus sagt, ist eine Herausforderung.

Denken wir zum Beispiel an unsere Sonntagsgestaltung: Ich möchte einmal einen Tag für mich haben, mal ausschlafen, die alltäglichen Pflichten hinter mir lassen, machen was mir gerade so einfällt - demgegenüber steht scheinbar die Einladung, den Sonntag zu heiligen, mir Zeit zunehmen, für Gottes Schöpfung zu danken, der Erlösungstat in Jesus Christus zu gedenken, dem Wort Gottes Raum und Zeit zu schenken – das kann eine Herausforderung sein. Als Christen leben wir in unserer konkreten Umwelt, in unserer Zeit - unsere Gesellschaft ist sicher nicht gottfeindlich, aber verhält sich oft sehr gleichgültig und Ich-bezogen. Und all das reicht bis in unser Herz hinein. Wenn wir die Botschaft Jesu ernstnehmen und miteinander versuchen, ihr folgend unser Leben zu gestalten, geraten wir immer in die Nähe des Kreuzes Christi. So gewinnen wir aber auch Anteil an seiner Auferstehung.

Wer sein Leben im Kreisen um sich selbst finden will, wird es verlieren, sagt Jesus. Wer aber sein Leben hergibt, sich rückhaltlos Gott und dem Ruf Jesu übereignet, wird sein Leben gewinnen. Das ist die Zusage Jesu.“

Pater Zacharias und alle Brüder in Tabgha und Jerusalem wünschen Euch einen gesegneten Sonntag!

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