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Raus und bleiben!

03. Juli 2022

"Nach über zwei Jahren, die von der Corona-Pandemie geprägt waren, wollen alle weg: Die Flughäfen sind voll und wegen Personalmangels überlastet. Endlich wieder Urlaub machen! Also, nichts wie weg! Raus aus der Haustür! Und mitten in diese Urlaubsstimmung vieler sendet Jesus heute im Evangelium 72 Jünger zu den Städten und Ortschaften, die er selbst beabsichtigt zu besuchen: Nichts wie raus auf die Straßen, um die Botschaft zu verkünden; geht und verkündet: Das Reich Gottes ist nahe! – sie sollen seine Wegbereiter sein und dazu bedarf es kein Gepäck. Die genauen Anweisungen Jesu an die 72 Jünger sind ziemlich deutlich: Kein Geld, keine Vorratstasche, nicht einmal Sandalen. Ob man so sehr weit kommt, ist eine andere Frage. Ja, es klingt fast wie die Aussendung zu einem Himmelfahrtskommando. Denn wie ‚Schafe unter Wölfe‘ gesendet zu werden, scheint nicht nur wenig aussichtsreich, sondern fast grob fahrlässig.

In ihrer Aussendung erhalten die 72 Jünger Anteil an Jesu eigener Sendung: Sie werden Heil zusprechen, den Frieden wünschen, Kranke heilen und bei den Menschen verweilen. Ja, bei alle dem Aufbruch, der einer solchen Aussendung innewohnt, ist auch vom ‚Bleiben‘ die Rede! So heißt es: ‚Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes Friede diesem Haus! Und wenn dort ein Sohn des Friedens wohnt, wird euer Friede auf ihm ruhen; andernfalls wird zu euch zurückkehren. Bleibt in diesem Haus.‘ Das heißt doch, dass trotz der Dringlichkeit der Botschaft Jesu die ausgesendeten 72 Jünger keine Hektik verbreiten sollen. Die Situationen, in die sie kommen, und die Menschen, denen sie begegnen, sollen von ihnen ernst genommen werden. ‚Bleiben‘ bedeutet, sich den Menschen zu widmen, ihre Nöte und Sorgen, ihre Freuden und Herausforderungen zu teilen. Diese Nächstenliebe ist ein Zeichen für das Bleibende der frohen Botschaft, eine Zeit der Gottesgegenwart, ein Zeichen des Reiches Gottes!

Wir haben uns daran gewöhnt, dass wir uns mit den 72 Ausgesendeten identifizieren. Doch wer ist dieser „Sohn des Friedens“, von dem da im Evangelium die Rede ist, bei dem die ausgesandten einkehren und bleiben sollen? Es lohnt sich, einmal sozusagen die Seiten zu wechseln und zu fragen, wie kann ich zu einem Sohn/einer Tochter des Friedens werden? Was muss ich dafür tun? Was tue ich, wenn einer der von Jesus Ausgesendeten an meine Tür klopft? Öffne ich die Tür?

Wenn ich ehrlich bin: Oft bin ich doch der Wolf im Schafspelz, der kein Wort des Friedens hören will. Doch es gilt, den Gruß des Friedens, die Tat der Nächstenliebe an mich heranzulassen, auch wenn sie vielleicht scheinbar mittelos daherkommt, mir nichts bringt, keinen Lohn verheißt. Die 72 Ausgesandten haben jedenfalls nichts bei sich außer ihrem Gruß des Friedens. Lasst uns mit einem guten Wort, mit einem Lächeln unsere Türen öffnen – dann sind wir Söhne und Töchter des Friedens."

Pater Simeon und alle Brüder in Jerusalem und Tabgha wünschen Euch einen gesegneten Sonntag!

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