Studienalltag und sowas in der Art
Der erste Monat an der Dormitio ist um - was aber tun wir Studienjährler eigentlich den ganzen Tag, wenn wir nicht die Gebetszeiten des Klosters besuchen oder uns zu den Mahlzeiten im Speisesaal treffen? Es ist in der Tat wahr, wir studieren! Doch so ein Studienalltag unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht fundamental von dem, den wir aus Deutschland kennen. Das liegt natürlich zum einen daran, dass wir in ein und dem selben Haus leben, studieren, schlafen, essen, diskutieren, ... - und die Dozenten immer munter mittendrin! Zum anderen werden die Vorlesungen aber auch immer wieder unterbrochen von Exkursionen. Die vergangene Woche mag dafür ein Paradebeispiel sein.
Während wir uns vormittags eigentlich im Vorlesungssaal mit islamischer Theologie und der Jerusalemer Archäologie beschäftigten, ging es am Dienstag direkt einmal nach Betlehem, Checkpointerfahrung inklusive.
Unsere Assistenten führten uns durch die Grabeskirche, wir hatten ein Gespräch mit
dem palästinensischen protestantischen Pfarrer in der Internationalen Begegnungsstätte und durften uns unser Mittagessen selber in der Stadt suchen, was angesichts des hervorragenden Essens Begeisterungsstürme in uns hervorrief und mit Falafel, Humus, Pita und allerlei anderen Köstlichkeiten gefüllte Mägen zur Folge hatte.
Der unumstrittene Höhepunkt der Betlehemexkursion war diesmal nicht theologischer Art - aber wir sind ja auch nicht nur für die Theologie hier im Lande...
Der Donnerstag brachte eine weitere Exkursion und einen kleinen Vorgeschmack auf die nächste Woche beginnende große Sinai-Exkursion mit sich: Strammen Schrittes marschierten wir durch das Wadi Qelt. Die Sonne stehts an unserer Seite, die Kamele neben uns und immer mit einem traumhaften Blick auf und in die wirklich gar nicht langweilige judäische Wüste genossen wir den Weg - über Stock und Stein, an Felsen entlang und durch den Tümpel hindurch - bis zum Georgskloster.
Nach einem weiteren Tag im Vorlesungssaal hatten wir am Samstag knapp neun Stunden Zeit, um mit Prof. Küchler den Ölberg archäologisch auseinanderzunehmen. Keine Sorge, er, der Ölberg, steht noch - aber mit einem Professor, der deutlich mehr Kondition aufweist als all seine Studenten zusammen, kann auch ein Ausflug in die nähere Umgebung ganz schön anstrengend werden. Gelernt haben wir auf jeden Fall sehr viel - handelt es sich nun um die Prophetengräber, den Garten Getsemane, die Pater-Noster-Kirche und die Eleona uvm. - und vor allem durften wir den traumhaften Ausblick von Dominus Flevit auf die Jerusalemer Altstadt genießen...