Pfarrer Dr. Wilhelm Salberg (1925-1996)
Die Stiftung Mount Zion Foundation widmet sich der Verständigung zwischen Juden, Christen und Muslimen im Heiligen Land.
Die Stiftung verleiht seit 1987 alle zwei Jahre am Nostra-Aetate-Tag Ende Oktober in unserer Abtei den Mount Zion Award an Personen oder Organisationen, die in der Vorurteilsüberwindung und im Dialog der drei monotheistischen Religionen Verdienste erworben haben.
Anlässlich der Preisverleihung 2017 hat Frau Prof. Dr. Verena Lenzen, Leiterin des Institutes für Jüdisch-Christliche Forschung der Universität Luzern, das zugleich Sitz der Mount Zion Foundation und Ort des Nachlass des Stifters, Dr. Wilhelm Salberg, Biographie und Motivation von Pfarrer Wilhelm Salberg kompakt zusammengestellt.
Der Text steht als pdf-Download in deutscher und englischer Sprache hier zur Verfügung.
Es sind die kleinen Gesten, die auffallen: Menschen umarmen sich, begrüßen sich freudig, lächeln sich zu, fassen einander an den Händen. Menschen christlichen, islamischen und jüdischen Glaubens begegnen sich. Warm, zugewandt, herzlich. Es ist der Tag der Preisverleihung des Mount Zion Awards 2013. Die Feier in der Kirche der Jerusalemer Dormitio-Abtei spiegelt etwas von der alltäglichen Arbeit der beiden Preisträgerinnen: Die israelische Jüdin Yisca Harani und die palästinensische Christin Margaret Karram leben den Dialog der Religionen. Oder wie sie selbst sagen: „Was wir tun, ist unser Leben.“ Und weil es ihr Alltag ist, sind sie von der Auszeichnung mit dem Award so überrascht: „Das ist so, als ob man ausgezeichnet wird dafür, dass man frühstückt.“
Professor Sari Nusseibeh, Präsident der Al-Quds Universität Jerusalem, bringt es in seiner Laudatio auf den Punkt: Den beiden Preisträgerinnen gehe es nicht um einen rein intellektuellen Austausch. Vielmehr hätten sie die Gabe, ins Alltagsleben zu übersetzen, was es heißt, „dass wir alle Mitglieder derselben Menschheitsfamilie sind“.
Sie haben „Ausstrahlung“
Dormitio-Abt Gregory Collins hat in seinem Grußwort ein anderes Prädikat für die beiden Frauen: Sie haben „Ausstrahlung“. Und die ist nicht nur bei der Preisverleihung zu spüren. Bereits einige Tage zuvor haben die beiden Ausgezeichneten beim Gastvortrag vor den Studierenden des Theologischen Studienjahrs in der Dormitio beeindruckt mit Geschichten aus ihrem Alltag.
Yisca Harani, geprägt durch das religiöse jüdisch-traditionelle Vorbild ihrer Eltern, hat der Wissensdurst zum interreligiösen Engagement geführt. Sie wollte mehr übers Christentum erfahren. Aber, so sagt sie, ohne Zuneigung zu den Menschen, ohne Empathie für den anderen, bleibt dieses Wissen leer. Deshalb sucht sie das Gespräch, auch über das Unterscheidende zwischen den Religionen. Seit 1989 erzählt sie nun jüdischen Israelis vom Christentum. Sie ist Erzieherin und Beraterin in den Ministerien für Öffentliche Sicherheit, Religionen und Tourismus. Zu ihren Initiativen im Miteinander von Muslimen, Christen und Juden gehört seit 1999 ein Projekt des Schüleraustausches zwischen arabischen und jüdischen Kindern in Tel Aviv und Jerusalem.
Margaret Karram ist in einer arabischen christlichen Familie in Haifa geboren. Der Glaube an den einen Gott – den Christen, Juden und Muslime verehren – ist ihr Antrieb im interreligiösen Gespräch. Seit vielen Jahren ist sie als Repräsentantin der Fokolar-Bewegung im Heiligen Land unterwegs. Sie hat Judaismus in den USA studiert und bringt auch nicht-religiösen Menschen in Palästina und in Israel das Judentum näher. Entscheidend, so sagt sie, ist das gelingende Miteinander im alltäglichen Leben.
Offenheit für die Andersheit
Diese Offenheit für die Andersheit der anderen bezeugen die beiden Frauen auch bei der Preisverleihung. Sie sehen sich stellvertretend ausgezeichnet für all die Menschen, die sich über Grenzen hinweg im interreligiösen Verstehen einsetzen. „Liebe deinen Nachbarn“ steht als Handlungsanweisung über ihrem Tun. Wie das geht? Yisca Harani erinnert in ihrem Dank an den Propheten Micha (6,8): „Der Herr hat euch doch längst gesagt, was gut ist! Er fordert von euch nur eines: Haltet euch an das Recht, begegnet anderen mit Güte, und lebt in Ehrfurcht vor eurem Gott!“
Die Vizepräsidentin der Mount Zion Foundation, Professorin Verena Lenzen aus Luzern, erinnerte bei der Preisverleihung an den Initiator des Friedenspreises, den katholischen Priester Wilhelm Salberg. Er habe das Konzilsdokument „Nostra aetate“, 1965, als „Wendepunkt im christlich-jüdischen Dialog gesehen. Seine Idee: Persönlichkeiten und Institutionen, die sich im Heiligen Land in besonderer Weise um die Verständigung zwischen Religionen und Kulturen verdient machen, sollen ausgezeichnet werden.
Seit 1987 wird deshalb alle zwei Jahre der Mount Zion Award verliehen. Unter den Preisträgern sind zum Beispiel David Grossman, Schwester Abraham, Sumaya Farhat-Naser, David Rosen, Schwester Monika Düllmann, Daniel Rossing und die Friends of the Earth Middle East. Der Preisträger von 2001, Reuven Moskovitz, feierte seinen 85. Geburtstag inmitten der diesjährigen Preisverleihung. Und erfreute die Festgemeinde mit Friedensliedern auf seiner Mundharmonika.
Verliehen wird der Friedenspreis, der mit insgesamt 20.000 Euro dotiert ist, gemeinsam vom Institut für Jüdisch-Christliche Forschung der Universität Luzern und der Dormitio-Abtei. Mitglieder im Stiftungsvorstand sind Abt Gregory Collins, Professorin Verena Lenzen und der Benediktiner Markus Muff (Rom); Mitglieder im Kuratorium der Stiftung sind der Generalsekretär des Deutschen Vereins vom Heiligen Land (DVHL), Heinz Thiel, Rabbi David Bollag und Professor Sari Nusseibeh.
Die Preisträger des Mount Zion Award 2011: Munqeth Mehyar, Samiramis Kutlo, Gidon Bromberg.
Ein Weckruf für Gottes Schöpfung und für den Frieden
„Wir loben Euch, dass Ihr für uns diesen Weckruf initiiert habt, den Ruf, dass ein so wesentlicher Teil von Gottes Schöpfung, von Gottes Heiligem Land, ernsthaft bedroht ist!“ – Mit diesen Worten brachte Abt Gregory Collins in seiner Laudatio den Fokus der diesjährigen Preisverleihung des Mount Zion Award auf den Punkt: Durch Initiativen wie die transnationale Organisation „Friends of the Earth Middle East“ rücken die lebenswichtigen und lebensnotwendigen Aspekte des Zusammenlebens im Vorderen Orient in den Mittelpunkt. Denn ohne Wasser kann gerade hier kein Leben existieren.
Ein Projekt für Jugend und Zukunft, für Wasser und Frieden
Friends of the Earth arbeitet daher grenzübergreifend und kümmert sich in einzigartiger israelisch-palästinensisch-jordanischer Kooperation besonders um den Jordan. Dabei stehen Nachbarschaftsprojekte und Freizeiten für Kinder und Jugendliche im Mittelpunkt, um die Menschen verschiedener Religionen und Sprachen und doch sehr ähnlicher Kulturen zu sensibilisieren für das kostbare Gut des Wassers. „Ein Tropfen Wasser im Jordangraben entscheidet sich nicht, in welches Land er gehört, und in welchen Mund er fließt. Es ist einfach der gleiche Tropfen Wasser.“
Die in der Dormitio versammelte Festgemeinschaft war daher so bunt gemischt wie selten zuvor bei der Verleihung des Mount Zion Award. Besonders auffällig waren die vielen Jugendlichen aus den verschiedenen Ländern! Ein wunderbares Zeichen, das Hoffnung machen kann gerade in Tagen, die durchaus politisch ungewiss erscheinen. – Was die Arbeit der Friends of the Earth praktisch ausmacht, wie viele Gespräche und Begegnungen dazu gehören, das verdeutliche der kleine Video-Film „Good Water Neighbours”.
Weil Träume wahr werden können
Ein Hoffnungszeichen waren auch die Dankesworte der Vertreter der geehrten Organisation: Samiramis Kutlo vom palästinensischen Zweig sprach ihren Dank aus, im Rahmen dieses einzigartigen Umweltprojektes mit Jordaniern und Israelis zusammenarbeiten zu können, trotz der Konflikte zwischen ihren Völkern. Und sie äußerte ihren Wunsch und ihre Vision, dass sie einst auch als gleichberechtigte Bürger zusammenleben könnten.
Gidon Bromberg, ihr israelischer Kollege wies darauf hin, dass der Jordan zwar nicht so groß und bedeutend wie der Nil und der Mississippi sei, dass er aber dennoch von enormer Bedeutung ist für die Menschen, die in seinem Einzugsbereich leben. Anders als bei den vielen anderen Flüssen seien es aber im Falle des Jordan vor allem die oft politisch motivierten Eingriffe des Menschen, die den Fluss bedrohen. Daher seien auch besonders die Menschen aufgerufen, diese Schäden zu beseitigen und ihre Konflikte beizulegen. Er bat weiterhin um Unterstützung, damit die Vision von frischem Wasser und vom Frieden für alle erreicht werden könne.
Dass die Friends of the Earth Middle East auch gegen Widerstände in ihren Gesellschaften ihre Arbeit forsetzen wollen, unterstrich namens der jordanischen Teil-Organisation Munqeth Meyhar: „Wir glauben an Frieden, an einen gerechten Frieden für alle!” – Er erzählte von seinem Traum, dass er, anders als derzeit, die jordanischen Kollegen und die israelischen ohne große Grenzschwierigkeiten zusammen bringen können, und erntete dafür Beifall von allen Seiten. „Es ist ein Traum... Aber ich weiß, dass auch Träume wahr werden können.”
Jordan River!
Eine Feier als Erinnerung an den Frieden
Pater Markus Muff OSB vom Kuratorium der Mount Zion Foundation konnte in seiner Begrüßung besonders auch Bürgermeister und Gemeinderäte begrüßen, die mit Friends of the Earth zusammen abeiten. Frau Prof. Dr. Verena Lenzen vom Institut für Jüdisch-Christliche Forschung IJCF der Universität Luzern schilderte die Vision, die Pfarrer Wilhelm Salberg seinerzeit leitete, als er die Mount Zion Foundation und den Mount Zion Award seinerzeit ins Leben rief. Dass daraus auch bleibende Verbindungen und Freundschaften erstehen, zeigten eine Schweigeminute für David Rossing, der 2009 den Preis erhalten hatte und der im vergangenen Jahr plötzlich verstorben war, sowie zwei bewegende Mundharmonika-Stücke von Reuven Moskovitz, der den Preis 2001 erhielt.
Außerdem wurde die Feier in feiner Weise musikalisch durch einen Projektchor und eine kleine Schola unseres Studienjahres gerahmt: „Da pacem, Domine!”
Mount Zion Award 2011
Einige Momente der Preisverleihung 2011. – Weitere Infos unter „Engagement - Friedensarbeit”
Friends of the Earth Middle East Awarded the Mount Zion Award
Jordan River!
The Mount Zion Foundation has its seat at the Institute for Jewish-Christian Research (IJCF) at the University of Lucerne in Switzerland, and grants the Mount Zion Award every other year to persons of Jewish, Muslim or Christian faith, who have significantly contributed to the Jewish-Christian dialogue or to the understanding of the three Abrahamic religions, Judaism, Christianity and Islam, in Israel.
The presidents of the Foundation, Prof. Dr. Verena Lenzen, Director of the Institute for Jewish-Christian Research at the University of Lucerne, and the abbot of the Dormition Abbey in Jerusalem, Gregory Collins OSB, will present the Mount Zion Award this year to Friends of the Earth Middle East, on October 30, 2011, at the Dormition Church, Mount Zion in Jerusalem.
Friends of the Earth Middle East (FoEME) is a unique organization that brings together Jordanian, Palestinian, and Israeli environmentalists. The organization's primary objective is the promotion of cooperative efforts to protect the region's shared environmental heritage. In so doing, FoEME seeks to advance both sustainable regional development and the creation of necessary conditions for lasting peace in the region. FoEME has offices in Amman, Bethlehem, and Tel-Aviv and is a member of Friends of the Earth International, the largest grassroots environmental organization in the world.
From the judges: Your work received our attention primarily because you bring together representatives of different nationalities and religions. You have succeeded, by way of example, in your projects, to promote life in several dimensions: water itself allows life; the peaceful use of shared water resources unifies people of different religions and nationalities. Your work undoubtedly makes an important contribution to the peaceful coexistence of nations in the Middle East.
Mount Zion Award 2009
Der Mount Zion Award 2009 geht an Dr. Nedal Rashed Jayousi und Daniel Rossing
Am Sonntag, den 25.10. 2009 wurde in der Dormitio-Basilika in Jerusalem zum elften Mal der Mount Zion Award verliehen; Preisträger 2009 sind Dr. Nedal Rashed Jayousi und Daniel Rossing.
Der Abt überreicht den Mount Zion Award an Dr. Nedal Rashed Jayousi.
Dr. Nedal Rashed Jayousi ist Gründer und Vorsitzender des Palestinian House for Professionals Solutions (HPS), einer führenden nichtstaatlichen Organisation, die mit Palästinensern, Israelis und Jordaniern verschiedene Konfliktlösungsstrategien entwickelt und umsetzt, die Stereotypen auflösen, das gegenseitige Verständnis vergrößern und den Dialog fördern.
Dr. Nedal Jayousi ist Pädagogikprofessor und führender Experte in Friedenserziehung und Entwicklung entsprechender Lehrpläne und arbeitet seit 23 Jahren mit bedeutenden palästinensischen und internationalen Bildungseinrichtungen im öffentlichen und privaten Bereich.
Zusätzlich zu seinem Wirken im HPS war Dr. Jayousi für verschiedene führende internationale Organisationen als Berater tätig, darunter verschiedene Stellen der Vereinten Nationen, die Weltbank, GTZ, InWent und USAID. Er war Geschäftsführer des Palestinian Domestic Monitoring Committee on Elections, das für die ersten Wahlen in Palästina mehr als 1500 einheimische Wahlbeobachter bereitstellte.
Er ist Mitglied des Lenkungsausschusses des Amnesty International Fund for Reconciliation.
Daniel Rossing
Daniel Rossing war von 1975 bis 1988 als Leiter der Abteilung für die christlichen Gemeinschaften im israelischen Ministerium für Religionsangelegenheiten und als solcher das Bindeglied zwischen der Regierung und den christlichen Gemeinschaften in Israel mit ihren vielen Organisationen. Acht Jahre lang war er Leiter des Melitz Center for Christian Encounter with Israel und kurze Zeit als Leiter des Christian Communities Desk der Jerusalem Foundation. Derzeit ist er Geschäftsführer des Jerusalem Center for Jewish-Christian Relations (JCJCR), von ihm gegründet 2003 mit dem Ziel, Ignoranz und Vorurteile zu bekämpfen und Verständnis und Empathie zwischen der jüdischen Mehrheit und den christlichen Gruppen im Heiligen Land zu fördern.
Er ist Vorstandsmitglied des Interreligious Coordinating Council in Israel (ICCI), lehrt am Ökumenischen Institut in Tantur und an mehreren weiteren Instituten, hat zahlreiche Artikel über interreligiöse Zusammenarbeit veröffentlicht und ist ein gefragter Redner zu dieser Thematik im In- und Ausland.