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Meldung im Detail


Ein Tag der Schicksale und Namen

02. November 2010

Aus der Ansprache von Vater Abt Benedikt M. Lindemann OSB zum Allerseelen-Tag in der Dormitio

Nach dem Allerheiligen-Fest, dem großen und leuchtenden „Erntedankfest“ der Kirche Gottes begehen wir heute den Gedenktag Allerseelen. Dieser Tag hat stets die Menschen an die nicht selten bedrängenden Fragen des Lebens, des Todes und dem „Leben danach“ geführt.
Der Allerseelentag ist eine benediktinische Kreation, wenn man so sagen darf. Vor der ersten Jahrtausendwende führte Abt Odilo von Cluny diesen Gedenktag in den abhängigen Klöstern ein. Schon bald fand er Verbreitung auch außerhalb der Klöster und ist in Rom seit dem 14. Jahrhundert bezeugt.

Wir Brüder von der Dormitio-Abtei feiern im Festjahr unseres 100jährigen Kirchweihjubiläums den Allerseelentag ganz bewusst im Gedenken an die vielen Brüder, die bekannt oder unbenannt aus den Häusern anderer Gemeinschaften zeitweise oder als Mitglieder der Gemeinschaft vom Zion selbst gelebt, gebetet und gearbeitet haben. Durch die wechselvolle, ja mitunter auch turbulente Geschichte des Klosters und des Heiligen Landes wurden viele Namen, Schicksale und Lebensgeschichten nicht in unserem Nekrologium erfasst.
Der Artikel „Ein Jahrhundert am Herzschlag der Zeit – Schlaglichter aus der Geschichte der Dormitio-Basilika auf dem Zion“ vermittelt einen Eindruck von den zurückliegenden Jahrzehnten. Unsere heutige Gemeinschaft steht auf den Schultern der Brüder, die vor uns hier gedient haben.

Wie auch immer sie das eigene und das Schicksal der Gemeinschaft oder des Heiligtums getragen und mitgestaltet haben, wir wissen uns ihrem Einsatz, ihren gelungenen und fehlgeschlagenen Entscheidungen – aber doch letztlich ihrem guten Willen und ihrem Glauben – verpflichtet, das benediktinische Erbe in der Dormitio Beatae Mariae Virginis fortzusetzen – zur größeren Ehre Gottes und zum Lob der Gottesmutter.

Denken wir heute aber auch an die Vielen, die unser Haus durch unterschiedlichste Weisen unterstützt, beraten und gefördert haben. Denken wir in dieser Stunde an die, die sich schwer getan haben mit Entscheidungen und Entwicklungen, die sich enttäuscht von uns abgewandt oder gar gegen uns gewandt haben. Denken wir an die, die an dieser Stätte des Glaubens Hoffnung, Trost und Liebe erfahren durften. Sie alle halten wir in Dankbarkeit und frommer Fürbitte vor Gott, unserem Schöpfer, aus dessen Gnade wir hier leben und wirken durften und dürfen! Der Allerseelentag 2010 lädt uns in besonderer Weise dazu ein!