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Meldung im Detail


"Die konkrete Wirklichkeit der Liebe Gottes"

09. Oktober 2009

Predigt von P. Jeremias Marseille OSB in Tabgha zur Heiligen Nacht 2005

Der englischsprachige Teil richtet sich an mitfeiernde Gläubige, die in diesem Jahr aus Israel, Italien, Irland, Vietnam und den Philippinen kamen.

"Uns ist ein Kind geboren… Die Herrschaft liegt auf seiner Schulter; man nennt ihn: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens. Seine Herrschaft ist groß, und der Friede hat kein Ende."

Liebe Schwestern und Brüder,

in dieser hochheiligen Nacht feiern wir die Geburt Jesu, des Sohnes Gottes, der hier am Seeufer in Liebe und Wahrheit den Frieden des allbarmherzigen Vaters verkörperte; und es seither fortwährend in den Herzen der Menschen und im Herzen der Welt tut.
Möge uns dankbar bewusst sein, was es bedeutet hier an diesem Gnaden-Ort des Wirkens Jesu seine Geburt in die Welt feiern zu dürfen, auf dass wir mit einstimmen in das erste Weihnachtslied der Geschichte, dem Lied der Engel: "Ehre sei Gott in der Höhe … und Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade."
Die Ehre Gottes steht am Anfang. Erst aus der Ehre, die wir Gott entgegenbringen, erwächst der Friede auf Erden den Menschen.

Wir unterschätzen nur die Konkretheit dieser Anweisung der Engel. Wir unterschätzen die Konkretheit der Inkarnation Gottes, in der Christus sich in unseren Herzen und im Herzen der Welt zur Geburt bringen möchte. Denn - wenn wir dafür bereit sind - erschüttert Seine Geburt den ganzen Menschen in einer Macht der Liebe, die alle Gedanken übersteigt, das Herz weitet, Verhärtungen aufweicht, selbst gemachte Vorstellungen und Selbstbezogenheiten zum Einsturz bringen wie den Turmbau zu Babel. Wenn uns die Liebe der Geburt Jesu erfasst, gehen wir den Weg der Entäußerung unserer selbst, dem entgegen, der sich für uns gänzlich entäußert hat.

Von daher ist Weihnachten keine harmlose Zeit, sondern Gnadenzeit, in der Christus allen Herzen ganz nahe ist, um in denen, die sich wirklich nach IHM sehnen, Wohnung zu nehmen. Möge heute Seine Geburt in uns Raum ergreifen, und so auch der Friede Gottes als himmlische Gabe und göttliche Gnade.
Die ermutigende Botschaft der Engel ist uns noch im Ohr: "Fürchtet euch nicht!" Doch wie viele Menschen haben mehr Angst vor der Liebe und dem Leben als vor dem Tod. "Fürchtet euch nicht!"
Und wenn die Liebe kommt und die Furcht vergeht, erkennen wir, wie konkret die Liebe ist. Sie erschüttert und verwandelt den Menschen. Wir feiern kein Fest der frommen Ideen oder schönen Gefühle, sondern der realen Wirklichkeit der Liebe Gottes, die ebenso konkret ist wie Jesus von Nazareth, der hier in Galiläa unter den Menschen gelebt hat.

Erst im verwirklichten Glauben an die reale Menschwerdung Gottes, wird uns das Ausmaß der Friedensbotschaft deutlich, die uns in diesen Tagen unser Heiliger Vater, Papst Benedikt, zusagt; er schreibt: "Alle Menschen gehören ein und derselben Familie an. Die übertriebene Verherrlichung der eigenen Verschiedenheit steht im Widerspruch zu dieser Grundwahrheit. Man muss das Bewusstsein, durch ein und dasselbe, letztlich transzendente Schicksal vereint zu sein, wiedererlangen, um die eigenen historischen und kulturellen Verschiedenheiten am besten zur Geltung bringen zu können, indem man sich den Angehörigen der anderen Kulturen nicht entgegenstellt, sondern sich mit ihnen abstimmt… Jede Art einer Verachtung des anderen Menschen und seines Lebens ist eine Beleidigung und letztlich Verachtung Gottes selbst… (Umgekehrt ist) die Anerkennung der vollständigen Wahrheit Gottes die unerlässliche Vorbedingung für die Stärkung der Wahrheit des Friedens. Gott ist Liebe, die rettet, ein liebevoller Vater, der sehen möchte, dass seine Kinder sich gegenseitig als Geschwister erkennen…Es ist notwendig, in jedem das Bewusstsein wachsen zu lassen für die Dringlichkeit, die Wahrheit des Friedens immer tiefer zu entdecken …" - soweit in Auszügen aus der Friedensbotschaft Papst Benedikts.

Was kann das für uns heißen - konkret?

  • Dass wir Schwestern und Brüder in Tabgha, die wir eine unterschiedliche Herkunft mitbringen, uns gegenseitig zur Geltung bringen und aufeinander abstimmen.
  • Dass wir einander stützen und tragen auf dem Weg Gottes mit uns, insbesondere den Mitbruder oder die Mitschwester, der oder die es gerade schwer hat, und so Zeugen Seines wahren Friedens und seiner ungemachten Freude werden.
  • Dass wir uns gegenseitig zum Wagnis der Stille ermutigen. Denn "als tiefes Schweigen das All umfing, da kam Dein allmächtiges Wort, o Gott, vom Himmel herab…" so singen wir; weil wir wissen, dass Gottes Wort Fleisch wird, wenn wir selbst kein Wort mehr haben; weil wir wissen, dass die Wandlung unseres Wesens Gott allein wirkt im Schweigen.
  • Des weiteren sollten wir die große Friedensbotschaft, die allen Menschen gilt, im Kleinen beherzigen, in der einzelnen Begegnung mit unseren Gästen und untereinander konkret werden lassen.
  • Angesichts der schwierigen Lage des Landes heißt die allumfassende Friedensbotschaft auch, dass wir uns nicht auf eine Seite der Mauer stellen, nicht pro-israelisch oder pro-palästinensisch eingestellt sind, sondern pro-menschlich, im Wissen um die existenzielle Angst der einen und die existenzielle Verzweiflung der anderen. Doch die nie endende Wahrheit und Liebe der Geburt Christi macht vor keiner Mauer, vor keiner Angst und Verzweiflung halt.

Die Liste ließe sich fortsetzen. Wie dem auch sei; wenn ich wirklich davon ausgehe, dass dieses kleine Würmlein Mensch, Jesus, geboren in einem elenden Stall, "das Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung (ist)" (Kol 1,15) Wenn dieser Glaube in mir Gestalt annimmt, dann wird Gottes Liebe zum Anfassen konkret. Nichts anderes meint Weihnachten, Menschwerdung, Inkarnation.

My dear Sisters and Brothers,

I wish You all a blessed and graceful Christmas in your heart. May you receive the gift of the One who become poor, pouring out his life, so that the world might be enriched by his joy and peace! All of you, my dear sisters and brothers, my dear visitors of our Christmas-Ceremony, I wish you grace and joy in this days. May God's peace rise up in our hearts and illuminate our mind, so that the power of real peace and hope may penetrate our daily life - especially here in this country of Israel and Palestine - Schalom and Salam.

We should not underestimate the concretnes of incarnation, the concretnes of love, in which Jesus Christ want to be born in the hearts of man and in the heart of the world. Our Pope, Benedikt XVI`s, speaks in this days in his message of Peace to the world about the consciousness of the unity of all mankind, united in one transcendent destiny. It is urgent for the life of our planet to discover the full truth of peace by accepting the full truth of God, who is love.

May this Christmas become a blessing to us
by His love.

Merry Christmas
Buon Natale
Feliz Navidad
Malikajang Pasko
Frohe und gesegnete Weihnachten

wünsche ich jedem und jeder von euch
aus ganzem Herzen.

P. Jeremias Marseille OSB