Leben gesegnet, gebrochen und geteilt
03. August 2014
Liebe Schwestern und Brüder,
in den letzten drei Wochen haben wir Gleichnisse gehört. So viele Gleichnisse, die uns erzählen wie das Himmelreich ist. Es ist:
Wie ein Same, der auf guten Boden gesät ist...
Wie ein Same unter Unkraut...
Wie ein Senfkorn...
Wie ein Sauerteig...
Wie ein Schatz, der im Acker begraben ist...
Wie eine kostbare Perle...
Wie ein Netz, das Fische aller Art fängt...
So eine lange Reihe von Bildern! Aber wenn wir ehrlich sind, sind manche von ihnen schwer zu verstehen und sagen uns vielleicht nicht sehr viel. Aber dies ist die Ausdrucksweise Jesu. “Dies alles sagte Jesus der Menschenmenge durch Gleichnisse”, sagt das Evangelium, “er redete nur in Gleichnissen zu ihnen...”
Im heutigen Evangelium aber, spricht er nicht in Gleichnissen, sondern durch seine Taten. Diese sind keine schwierigen Rätsel. Wir brauchen keinen Übersetzer, der uns erklärt, was los ist. Jesus nimmt, segnet, bricht und verteilt Brot und Fisch. Und durch diese Handlungen kam das Himmelreich irgendwie zu Durchbruch und wurde an dem Ort am See Genezareth gegenwärtig. Eine armselige Menge an Nahrung reichte auf wundersame Weise aus, um eine große Menge zu speisen. Fünftausend Männer und „dazu noch Frauen und Kinder.”
Für die, die dabei waren, war das Himmelreich, das Jesus lehrte, nicht eine Idee oder eine Doktrin, sondern Wirklichkeit. Diese wunderbare, aber entfernte Verheißung, von der wir in den Gleichnissen der letzten drei Wochen gehört haben, war nicht länger fern, sondern war ihnen wirklich gegenwärtig.
Dieses Wunder ist natürlich für die klösterliche Gemeinschaft dieser Abtei besonders wichtig wegen ihrer Präsenz und ihres Dienstes an der Brotvermehrungskirche in Tabgha in Galiläa. In dem berühmten Brotmosaik dort sind nur vier Brote dargestellt. Das fehlende Brot ist das Brot der Eucharistie, das auf dem Altar vergegenwärtigt wird, der über dem Stein steht auf dem das Wunder geschehen sein soll.
Auch dort wird heute das Brot genommen, gesegnet, gebrochen und geteilt. Und heute auf diesem Altar – wie auf jedem christlichen Altar auf der Welt – wird Brot genommen, gesegnet, gebrochen und geteilt. Und an jeden Ort wird das Himmelreich wunderbar zu Durchbruch kommen und gegenwärtig werden, wenn Jesus Christus, der Herr, seinen Leib und sein Blut in der Eucharistie mit uns teilt.
O heiliges Gastmahl,
bei dem Christus verzehrt wird:
Das Gedächtnis seines Leidens wird erneuert,
der Geist wird erfüllt mit Gnade
und uns wird ein Pfand der zukünftigen Herrlichkeit gegeben.
Die Jünger Jesu wussten nicht, was sie mit der hungrigen Menge tun sollten. Sie haben nicht gedacht, dass sie fähig sein würden, sie zu speisen. Wie Schüler es oft mit ihrem Meister tun, haben sie zugesehen, dass Jesus das Problem löst. Aber, “gebt ihr ihnen zu essen!” antwortet er, und das muss sie schockiert haben. Weil sie nur ihre Begrenzungen sehen konnten und die winzigen Vorräte, die sie zu Verfügung hatten – fünf Brote und zwei Fische. Jesus hat ihnen den Weg der österlichen Liebe gezeigt – sich nicht an das zu klammen was sie hatten, sondern es für alle zu geben - “Gebt ihr ihnen zu essen!”
Aus ihrer Gabe von fünf Broten und zwei Fischen kam genug Nahrung nicht nur für diesen Tag, sondern auch für die kommenden Tage. Und möglicherweise liegt hier die Botschaft dieses Evangeliums für uns heute: Denn für uns Sterbliche sind Glaube, Wagnis und großzügige Selbsthingabe die Tore, durch die Gottes Herrschaft in diese Welt einbricht. Durch Glaube, Wagnis und großzügige Selbsthingabe geschehen die Wunder, und das Unmögliche wird möglich. Das Fernsehen und die Zeitungen dieser Woche zeigen uns eindrücklich, wie sehr die Welt das Wunder des Kommens von Gottes Herrschaft braucht. Gottes Herrschaft: das Reich der Wahrheit und des Lebens, das Reich der Heiligkeit und der Gnade, das Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens.
Die Eucharistie ist unsere ‘Schule der Selbsthingabe’ und unsere ‘Nahrung für das Reich’ – sie formt uns in die Gestalt des Paschamysteriums des Herrn – in die Gestalt von gesegnetem, gebrochenem und geteiltem Leben. Die Eucharistie ist das Wunder, das unsere zerbrechliche Hoffnung nährt, dass unsere geschlagene und verletzte Welt verwandelt und ganz werden kann. Wie uns Abt Gregory in der letzten Woche gelehrt hat, werden wir in der Eucharistie „zur Liebe befähigt. Deshalb werden wir als Kirche weiter die Messe feiern und in der Kraft dieser Speise bis zum Ende der Zeit leben.“
Seinen Tod verkünden wir.
Seine Auferstehung preisen wir.
Bis er kommt in Herrlichkeit!