ER lässt sich finden
24. Februar 2015
Predigt von Pater Matthias am Ersten Fastensonntag in Tabgha (22. Februar 2015)
Gottes gute Botschaft an Seine Schöpfung
Es ist schön, sehr schön, wenn nach Regentagen der blaue Himmel wieder aufgeht, wärmende Sonnenstrahlen durch die Wolken dringen und der farbige Bogen am Firmament erscheint.
Der Regenbogen – in strahlend bunten Farben über der Erde gemalt – ein faszinierendes Naturphänomen! Kein Wunder, dass die gläubigen Menschen dieses schöne Zeichen als eine gute Botschaft Gottes an seine Schöpfung verstehen.
„Gott sprach zu Noah und seinen Söhnen: Nie wieder soll eine Flut kommen und die Erde verderben. Ich schließe einen Bund mit euch! Und das ist das Zeichen des Bundes, den ich stifte (für alle kommenden Generationen): Meinen Bogen setzte ich in die Wolken; er soll das Bundeszeichen sein zwischen mir und der Erde.“ (vgl. Gen 9,8ff.)
Der Regenbogen, Zeichen des Bundes, den Gott mit seiner Schöpfung eingeht. Es gibt diesen Verbindungsbogen, diese tragfähige Brücke zwischen Himmel und Erde, zwischen Gott und Mensch.
Immer wieder hat Gott den Menschen seinen Bund angeboten.
(vgl. Viertes Hochgebet)
Gottes Bund mit den Menschen
Immer wieder ist in der Schrift von Bundesschlüssen die Rede: Neben Gottes Bund mit Noah und seinen Söhnen, erzählt uns die Bibel auch von einem Bund Gottes mit Abraham – „zahlreich wie die Sterne will ich deine Nachkommen machen“ – von einem Bund Gottes mit Mose und dem Volk der Israeliten beim Auszug aus Ägypten: der Bundesschluss am Sinai – die Gesetzestafeln!
Immer wieder ist im Alten Testament vom Bund Gottes mit den Menschen die Rede, in den Geschichtsbüchern ebenso wie in der Weisheitsliteratur und natürlich auch in den prophetischen Schriften.
Immer wieder – fast wie ein Refrain – kommt der Gedanke, dass Gott seines Bundes gedenkt, den er mit seinen treuen Dienern Abraham, Isaak und Jakob geschlossen hat.
Die Erinnerung an den Bund Gottes mit den Menschen gibt den Gläubigen Israeliten immer wieder Kraft, macht ihnen Hoffnung und hilft ihnen, einen guten Lebensweg zu gehen, neu zu gehen, gerade auch dann, wenn sie den Bund gebrochen hatten.
„Der Neue Bund in meinem Blut...”
Da verwundert es, dass das Neue Testament in den Evangelien sehr sparsam, fast gar nicht von „Bund“ spricht.
Da haben wir in den Evangelien, ganz zu Beginn, in der Vorgeschichte bei Lukas, Zacharias, der da betet: „Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! ... er hat das Erbarmen mit den Vätern an uns vollendet und an seinen heiligen Bund gedacht, den er unserm Vater Abraham geschworen hat ...“ (Lk 1,68ff.)
Und dann nichts, nichts mehr bis zum Letzten Abendmahl: Da nimmt dann endlich Jesus das Wort Bund in den Mund: „Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird.“ (Lk 22,20)
Die neutestamentlichen Briefe nehmen den Bundesgedanken wieder ausführlicher auf, sie verbinden ihn mit Jesus Christus. Etwa der Hebräerbrief: „Jesus ist der Mittler eines neuen Bundes.“ (Hebr 12,24)
In der Tat. Auch wenn den Evangelien nach Jesus erst kurz vor seinem leidvollen Tod und seiner glorreichen Auferstehung – erst beim Letzten Abendmahl – vom Neuen Bund spricht, so bezeugt er doch im Umgang mit den Menschen seiner Zeit, dass das Bundesangebot Gottes nach wie vor uneingeschränkt gilt.
Der Mittler des Neuen Bundes sucht die Sünder
Das heutige Evangelium hat ganz knapp uns gesagt, dass Jesus in der Wüste vom Satan in Versuchung geführt wurde. Er kennt also sehr wohl diese uns Menschen herausfordernden Situationen. Vielleicht war es gerade auch diese Wüstenerfahrung, die ihn so ungehemmt auf die sündigen Menschen zugehen lies.
Wenn wir die Evangelien lesen, dann ist doch wirklich auffällig, dass sehr oft von Begegnungen Jesu mit Sünderinnen und Sündern die Rede ist. Er sucht geradezu den Kontakt zu ihnen. Erfolgreich wirbt er bei ihnen, die Beziehung zu Gott zu erneuern. Er nimmt das Wort Bund nicht in den Mund und doch geschieht genau das: Der Mensch, der durch sein sündiges Tun den Bund mit Gott gebrochen hat, er wird zurückgeführt, neu hinein genommen in dieses liebevolle Verhältnis, das sowohl Gott als auch der Mensch im tiefsten seines Herzens ersehnt.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn als Retter gesandt hat, nachdem die Fülle der Zeiten gekommen war. ER ist Mensch geworden, hat unter uns gelebt und uns die Botschaft vom Heil verkündet. Da er die seinen liebte, die in der Welt waren, liebte er sie bis zur Vollendung. Und als die Stunde kam, da er verherrlicht werden sollte, nahm er nach dem Mahl den Kelch mit Wein und sprach: Nehmt und trinket alle daraus: Das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes, mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird zur Vergebung der Sünden.
(vgl. Viertes Hochgebet)
Gottes unzerbrechliche Liebe zu uns Menschen
Liebe Schwestern und Brüder, nehmen wir doch die alten und neuen Zeichen des Bundes als heilsame Erinnerung, als Zusicherung und Garanten der unzerbrechlichen Liebe Gottes zu uns Menschen.
Taugt der Regenbogen nicht als strahlende Liebeserklärung? Und ist der Kelch mit dem Blut Christi nicht ein unüberbietbares Zeichen seiner Gnade?
Auch wenn wir Menschen im Ungehorsam die Freundschaft zu Gott verlieren und gar der Macht des Todes verfallen, so verlässt uns Gott dennoch nicht, sondern hilft uns voll Erbarmen, ihn zu suchen und ihn zu finden.
(vgl. Viertes Hochgebet)
ER lässt sich finden.
Immer wieder neu.
Bleiben wir auf dem Weg.
Hören wir nicht auf IHN zu suchen!
Kehren wir um!
ER lässt sich finden!
Sind wir doch gerufen zum Bund mit IHM.