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Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe

04. Dezember 2016

Predigt von Pater Elias am Zweiten Adventssonntag in Jerusalem (04. Dezember 2016)

Das war noch ein Prediger dieser Johannan, Sohn des Zacharias aus dem Bergland von Judäa, den wir Johannes, den Täufer nennen. Nicht so ein Softie, der es allen recht machen will. Nicht politisch korrekt. Bei Johannes - da ging es noch zur Sache.

Da konnte man eine Gerichtspredigt alten Stils erleben. Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum, der keine gute Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. Und vom kommenden Messias wird gesagt: Er wird die Spreu vom Weizen trennen und den Weizen in seine Scheune bringen; die Spreu aber wird er in nie erlöschen¬dem Feuer verbrennen. Feurig, eine Entscheidung fordernd. Und wie dieser Johannes die Leute anfährt: Ihr Schlangenbrut, so faucht er sie an. Die Leute lieben solche klaren und scharfen Worte. Die Leute heute, die Leute auch damals. Von Jerusalem und ganz Judäa und aus dem ganzen Jordanland zogen sie zu ihm hinaus.

Warum nur kam man von überall her, die kernigen Sprüche des Täufers zu hören; Warum hören wir gerne denen zu, die klare und einfache Antworten auf die komplexen Probleme geben können und so eine Alternative sind. Warum gefallen uns die Schlagfertigen, die den anderen so richtig über den Mund fahren können, die starke Arme und Worte machen können, die es den anderen mal so richtig geben: die starken und wortstarken Männer in Politik, Presse und Fernsehen, welche die Massen wählen und Einschaltquoten und Umsatz bringen.

Sehnen wir uns nach diesen klaren und einfachen Erklärungen, weil unser Leben so komplex geworden ist und wir uns oft so machtlos und ausgeliefert fühlen.

Oder sind wir (schaden)froh, daß endlich mal jemand den anderen ins Gewissen redet. Wurde ja Zeit, geschieht ihnen recht, die müssen sich gründlich ändern und umkehren.

Doch Johannes ist kein Staatsmann und Politiker, keiner, der eine Show machen will, kein Rattenfänger, keiner, der sich in Selbstdarstellung gefällt. Nein, er ist nur eine Stimme in der Wüste, einer der hinweist, ein Warner, der Vorläufer, vorläufig.

Er ruft zur Umkehr! Mit Feuer und Wasser! Radikal! Mit feurigem Zorn und Eifer! Mit heiligem Ernst! Eine Umkehr nicht nur in Worten, sondern eine Kehrtwende, die sich in konkreten Taten zeigt.

Johannes redet allen ins Gewissen: den anderen und auch uns. Aber wir müssen doch nicht umkehren und uns ändern? Vielleicht nur ein bisschen? Etwas Korrektur, etwas Schönheitspflege, etwas neue Schminke und ein neuer Haarschnitt. Wir sind doch im Großen und Ganzen anständige Menschen, gute Christen, begehen keine größeren Verbrechen. Manchmal sind wir etwas unachtsam im alltäglichen Leben, unachtsam gegen die anderen, unachtsam gegenüber uns selbst, unachtsam gegenüber Gott.

Jeder von uns weiß, wie schwer es ist, sich selbst zu ändern. Selbst kleine Verhaltensveränderungen wie zB das Ablegen von schlechten Gewohnheiten kostet viel Mühe und Aufmerksamkeit. Und erst das Ablegen von kleineren und größeren Süchten. Wieviele Menschen haben zB schon versucht sich das Rauchen abzugewöhnen und sind immer wieder damit gescheitert.

Oft können größere Änderungen nur geschehen, wenn es dramatische Umbrüche gibt, wenn sich die Lebensumstände radikal ändern. Wenn mein bisheriges Leben plötzlich zur Wüste wird, wenn alles vertrocknet und verdorrt, was bisher mein Leben zum Blühen gebracht hat.

Deshalb ruft Johannes die Menschen in der Wüste, ruft er die Menschen in die Wüste, an der Furt über den Jordan, dem uralten Durchgang und Übergang. Und die Menschen kommen, freiwillig und gedrängt, wollen umkehren – weil etwas anderes ansteht, etwas Größeres. Es geht nicht um Umkehr um der Umkehr willen, es geht nicht um Veränderung um der Veränderung willen, sondern um das Himmelreich – genaht ist das Königtum der Himmel, der Himmel ist nahe.

Das ist der Grund, die Ursache und das Ziel der Umkehr und der Veränderung. Nur diese Ursache und diese Ziel vor Augen können wir wirklich umkehren, dauerhaft nicht nur vorläufig.
Umkehr geschieht nicht durch starke Worte und Schlagfertigkeit. Umkehr geschieht nicht durch Schadenfreude. Umkehr kann geschehen im Wissen, Gott ist nahe.

Und da geht es nicht um äußerliche Veränderungen, sondern um innere Wandlung. Es geht um die eigene Erschütterung im Innersten, um mein eigenes Selbst, daß von etwas Größeren überwältigt wird, damit ich immer mehr der werde, der ich eigentlich bin, damit ich immer mehr die werde, die Gott vor Augen hat- im doppelten Sinn: Gott vor meinen Augen, ich in Gottes Augen.

Wer es mit Gott zu tun bekommt, muß damit rechnen in die Wüste geführt zu werden.

Nur dort zerbrechen alle meine schönen Fassaden und Selbstbilder, dort lösen sich die starken Worte in Schall und Rauch auf.

Nur dort werde ich erkennen, daß das Königtum der Himmel nahe ist, daß Gott nahe ist.

Nur dort werde ich erleben und erfahren, daß Gott mich um-kehrt und verwandelt.