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In der Freude über den Herrn

11. Dezember 2016

Kopf Johannes des Täufers, Hans Baldung [Public domain], via Wikimedia Commons Kopf Johannes des Täufers, Hans Baldung [Public domain], via Wikimedia Commons

Predigt von Pater Matthias am Dritten Advent in Tabgha (11. Dezember 2016)

Ein schönes Evangelium. Alles offen.

Bist Du es?

Wir wissen nicht, wie Johannes der Täufer reagiert hat. Wir wissen um die lobenden Worte, die Jesus über Johannes sagte. Wir wissen, dass er im Gefängnis sitzt. Er rechnete wohl mit seinem nahen Tod. Und in dieser ausweglosen Situation schickt er seine Jünger zu Jesus und lässt fragen: „Bist du der der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?“

Was soll diese Frage? Sind Johannes tatsächlich Zweifel gekommen? Denkt er wirklich, dass Jesus vielleicht gar nicht der Messias ist?

Aus seiner Situation heraus, wäre das durchaus verständlich. Johannes sitzt zu Unrecht im Gefängnis; seine baldige Enthauptung, ein noch größeres Unrecht.

Und er hüpfte vor Freude...

Die Jünger des Johannes finden Jesus. Sie tun, was Jesus ihnen auftrug; sie kehren zu Johannes zurück und berichten ihm, was sie gehört und gesehen haben:

Blinde sehen wieder, und Lahme gehen; Aussätzige werden rein, und Taube hören; Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium verkündet.“

Wie hat Johannes wohl darauf reagiert? Ich kann mir gut vorstellen, dass er hüpfte, vor Freude hüpfte. Gaudete! Wie damals im Mutterleib, als Maria, mit Jesus schwanger, zu Elisabeth kam, da hüpfte er vor Freude über den Herrn!

Die Enge des Mutterleibes hinderte ihn nicht daran vor Freude über den Herrn zu hüpfen. Die beklemmende Enge der Gefängniszelle hat Johannes auch nicht gehindert, aus Freude über den Herrn zu hüpfen; ja nicht einmal das Eisen und die Ketten in denen er lag.

Das ist Gaudete! Freude über den Herrn!

Ja, ich halte es wirklich für möglich, dass Johannes mit großer Freude reagierte. Er fürchtete sich nicht vor dem, der seinen Leib töten konnte, der auf Erden die Macht hatte, einen ungerechten Tötungsbefehl zu geben; doch große Ehrfurcht hatte er vor dem, der sein Leben aus irdischer Not heraus zu retten vermag. Ich meine wirklich, Johannes hatte nie Zweifel daran, dass Jesus der Messias ist. Er mag wohl ganz andere Erwartungen, ganz andere Vorstellungen vom Messias gehabt haben doch diese haben seinen Glauben an Jesus, den Christus nicht in Zweifel gezogen.

Er glaubte an Jesus als den Messias, den von Gott Gesandten, den die Schuhe aufzuschnüren er sich nicht für würdig hielt. Und jetzt, wo sein irdischer Tod nahte, da wollte er, dass auch seine Jünger zu festem Glauben an diesen Jesus, den wahren Messias kommen. Und da war es klug, nicht nur von ihm zu reden, es beim Zeigen auf IHN zu belassen, sondern die Jünger zu Jesus zu schicken. So konnten sie ihn erleben, mit eigenen Ohren hören, was er sagte und mit eigenen Augen sehen, was er wunderbar wirkte …

Blinde sehen wieder, und Lahmen gehen; Aussätzige werden rein, und Taube hören; Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium verkündet.“

Wie sollte man da nicht vor Freude hüpfen? Gaudete!

Zur Glaubenserfahrung des Menschen gehört auch der Zweifel. Das ist wohl wahr. Das mag auch für den Propheten Johannes gelten. Doch größer als der Zweifel war sein Vertrauen. Schon vom Mutterleib an war sein Lebensweg geprägt durch die Begegnung mit dem Herrn.

Leben aus der Begegnung mit dem Herrn

Ja, das macht den Christen aus: Leben aus der Begegnung mit dem Herrn, Leben aus einer Christusbeziehung heraus. Es reicht nicht, dass mir nur über IHN erzählt wird, oder dass ich auf IHN hingewiesen werde: „Seht das Lamm Gottes …“ Nur ein bisschen `was hören und kurz hinschauen, das reicht nicht. Das Zeugnis Dritter ist wichtig, es weist den Weg. Vor allem aber braucht es die Begegnung mit IHM, immer wieder neu.

So sagt Johannes zu seinen Jüngern, denen er nichts sehnlicher wünscht, als Jesus, den Messias zu erkennen: Geht hin und fragt ihn! Schaut nicht nur von Weitem auf IHN, sondern tretet in Beziehung mit IHM!

Das ist uns Christen aufgetragen, unsere erste Aufgabe: zu Jesus zu gehen, immer wieder mit Jesus in Beziehung zu treten.

Denn in der Begegnung mit IHM können auch uns Blinden die Augen aufgehen, unsere Uneinsichtigkeit sich wandeln in Verständnis und Umsicht.

In der Begegnung mit IHM können uns Tauben die Ohren geöffnet werden, wir wieder ein Ohr haben für unsere Nächsten.

In der Begegnung mit IHM können uns Lahmen Beine gemacht werden, wir neu aufeinander zugehen und den Weg der Einheit beschreiten.

Selig wer an Jesus keinen Anstoß nimmt.

Selig, wer die Begegnung mit Jesus sucht und IHN findet. Ja, Gaudete! Er wird hüpfen vor Freude über den Herrn.

Amen.