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Alle Blogbeiträge von P. Basilius OSB

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Von Zahlen und Figuren...

„Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren...” beginnt ein Gedicht von Novalis, das ich seinerzeit auch bei der Abiturrede eingebaut habe. Es kam mir heute noch mal in den Sinn, als ich vor vielen Zahlen stand.

Die letzte: Ich komme gerade aus der Komplet, die wir in der Krypta um die Marienfigur dort beten. Nachdem eine schwarze(!) Katze durch das offene Kirchenportal gekommen war, und ihre Runde durch die Krypta drehte, lief Bruder Daniel als Küster ihr hinterher, als sie die Krypta durch den nördlichen Treppenaufgang wieder verließ. Danach standen zum Schlussgebet, zum Segen und zur Marianischen Antiphon am Ende der Komplet in den zwölf Bögen des Gewölbes exakt wieder zwölf Männer: neun Mönche, zwei Oblaten und ein Volontär – so wie damals die zwölf Apostel um die sterbende Maria... (Auf den Bänken in der äußeren Reihe waren vorhin auch noch andere!) – Zwölf!

85. – Der Blick zurück, denn heute vor 85 Jahren wurde die Dormitio zur Abtei erhoben. Damit ist sie immer noch fünf Jahre jünger als Pater Hieronymus, der immerhin schon 90 Lenze zählt.
Acht. – Der doppelte Blick nach vorne: Acht Jahre mit dem neuen Abt beginnen nun so richtig. Denn mit Mariä Himmelfahrt beginnt das neue Jahr erst so richtig (siehe vorangehenden Klosterblog). Und: Acht Monate mit dem neuen Studienjahr. Inzwischen sind alle Studierenden angekommen, bekamen heute (trotz Feiertag) einige technische und praktische Hinweise. Ab morgen erkunden sie Land und Leute: 21 reguläre Studierende, so viele wie Briefe im Neuen Testament, und vier Gasthörer – so wie vier Evangelien, vier große Propheten, vier Elemente und vier Himmelsrichtungen..

Ich mag solche Zahlenspiele, will mich nicht im mindesten darüber lustig machen. Ganz im Gegenteil. – Aber welche Zahlen für mein Leben von Bedeutung sind, und welche für Dein Leben, das muss jeder von uns selbst herausfinden.
Und: Solche Zahlen, solche Zahlen in meinem Leben sind nie Selbstzweck. Sie sollen helfen, mehr und tiefer zu erkennen und die Welt mit dem eigenen Leben und mit den Menschen um uns herum ernst zu nehmen, anzunehmen und zu verstehen.

Mit Novalis:

Wenn sich die Welt ins freye Leben
Und in die Welt wird zurück begeben,
Wenn dann sich wieder Licht und Schatten
Zu ächter Klarheit wieder gatten,
Und man in Mährchen und Gedichten
Erkennt die wahren Weltgeschichten,
Dann fliegt vor Einem geheimen Wort
Das ganze verkehrte Wesen fort.

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Spiegelungen und Perspektiven

Manchmal schenkt einem der Alltag neue Perspektiven, ohne dass man sie groß suchen müsste.

Heute ist wieder so ein Tag: Ich habe diese Woche den Dienst als Hebdomadar, stehe also auch der Eucharistiefeier vor. Heute Abend in der Messfeier fiel mein Blick durch das Hauptportal, das wegen der Hitze geöffnet war. Dabei sah ich auf der gegenüberliegenden Seite des Kirchenvorplatzes in die Glasfront unseres Klosterladens. Und in den Scheiben spiegelte sich ein Teil der Säulen, die das Kirchenportal außen einfassen. Ich saß also an prominenter Stelle in der Kirche – und stand zugleich draußen vor der Tür... Da kommen einem die Worte Jesu von den Ersten und den Letzten in den Sinn und von denen, die sich zuerst einmal an das obere Ende der Festtafel setzen.

Zwar habe ich eine zweite Spiegelung schon einige Male wahrgenommen, aber als ich heute dann später am Altar stand, mit dem Gesicht in Richtung des Apsismosaiks, fiel sie mir doch stärker auf: Beim Blick in den mit Wein gefüllten Kelch sah ich nämlich das Apsismosaik mit der großen Marienfigur und dem Jesusknaben auf ihrem Arm. Gespiegelt. – Und durch diese Spiegelung war es so, als würde ich von hinten durch die Figuren hindurchsehen. Oder, treffender: Mit Blick in den Kelch durfte ich gewissermaßen mit den Augen Jesu in unsere Kirche und in die Welt hinter dem geöffneten Kirchenportal schauen.

Es gibt manchmal Spiegelungen und Perspektiven, die einem der Alltag schenkt, und die man einfach nur dankbar annehmen kann!

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An der Schwelle zweier Jahre

Nein, ich habe mich nicht im Datum geirrt. – Der westliche Jahreswechsel ist noch einigermaßen weit entfernt, und auch das jüdische (29. September) bzw. muslimische Neujahrsfest (26. November) stehen noch nicht unmittelbar vor der Tür.
Aber für uns auf dem Zion ist auch der 15. August der Beginn eines neuen Jahres. Und das aus mehreren Gründen:

  1. Natürlich ist unser Treppenhaus im Neubau in Tabgha. Patrozinium, das Hochfest Mariä Himmelfahrt schon an sich ein ganz besonderer Tag im Jahreslauf.
  2. Damit geht einher, dass meistens um diesen Tag (in diesem Jahr genau am Tag selbst) das neue Studienjahr beginnt: Der Wechsel im Beit Josef, neue Leute auf dem Gelände usw. – Fast so wie der erste Schultag nach den Sommerferien früher.
  3. Spannender Weise ist es auch eine klimatische Trennung. Denn als Faustregel kann man annehmen, dass der Höhepunkt des Sommers und damit der Hitze mit dem 15. August geschafft ist. Zu sagen, dass dann schon der Herbst beginnt, wäre freilich verfrüht. Aber ein paar Grad weniger als in den vergangenen zwei Wochen, das ist schon gut!
  4. Last but not least: Heute Abend kommt Abt Gregory an. – Damit beginnt auf ganz andere Weise ein neues Jahr.

Kurzum: Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich im Moment etwas Bauchkribbeln habe, was da wohl so alles auf uns zukommt...

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Globalisierung auf monastisch

Seit wir vor einer Woche mit Pater Gregory Collins einen Iren zum neuen Abt unserer Gemeinschaft gewählt haben, werden wir immer wieder mit einer Frage konfrontiert (wir hier in Jerusalem und auch Abt Gregory derzeit noch in Irland): Wie kommt es dazu, dass ein Ire zum Abt eines deutschen Klosters in Israel gewählt wird?

Beschränkt man sich auf diese Frage alleine, ist es tatsächlich spannend. Da kommen drei Nationalitäten und verschiedenste Sprachen (von Gälisch bis Hebräisch und Arabisch) zusammen. Das wirkt modern und aufgeschlossen – und, wenn ich das so sagen darf: Das ist es ja auch irgendwie.

Aber wir hatten keinen Unternehmensberater, der uns zu engagierter Globalisierung und aktiver Internationalisierung geraten hat. – Im Gegenteil: Wir sind schlicht unseren Traditionen und Wurzeln gefolgt. Denn bei aller Verwurzelung im deutschen Sprach- und Kulturraum, die Dormitio war in den etwas mehr als hundert Jahren ihrer Geschichte nie ein bloß deutsches Kloster. Von Anfang an gab es Brüder mit nicht-deutschen Pässen; nur so konnte die Dormitio auch über die Kriegswirren gehalten werden...
Es gab einheimische, arabische Berufungen, wenn auch nur wenige; es gab konvertierte Juden, die sich hier im Mönchsleben versuchten. Bis heute gehören ein Kroate, ein Franzose, ein Amerikaner, zwei Polen und ein Slowake zu unserer Gemeinschaft. – Ein Abt aus Irland ist da gewiss kein Exot.

Und wenn man den Kreis noch weiterspannt und auf das Mönchtum als Ganzes blickt, wird man einmal mehr erkennen, dass die Kirche immer schon ein multinationales und globalisiertes Unternehmen war: Der Ruf der ägyptischen Mönchsväter, allen voran Antonius, verbreitete sich im ganzen Römischen Reich. Große Mönchs- und Bischofsgestalten wie Martin von Tour und Basilius von Caesarea kamen im ganzen Reich herum. Und unser heiliger Vater Benedikt konnte aus all den monastischen Erfahrungen rund um das Mittelmeer profitieren, als er seine, unsere Regel schrieb. Die wieder hat sich von Italien aus über ganz Europa verbreitet.

Mönche suchen Gott.
Mönche loben Gott.
Im Gebet und in der Arbeit, im Schweigen, in Kunst und Wissenschaft.
Da gibt es keine Grenzen. Zumindest keine aus Sprachen, erst recht keine aus Zäunen und Mauern und mit Zoll-Stationen.

Ein irischer Abt auf dem Zion verbindet daher nicht einfach zwei der äußersten Punkte christlich-europäischer Kultur. Er mahnt uns auch, weiter über diesen Tellerrand hinauszuschauen. Nach Osten und Westen, nach Süden und Norden. Aber auch über unser irdisches Leben hinaus. Und das taten und tun Mönche aller Zeiten und an allen Orten!

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What's the purpose of your visit?

Die Frage ist mir inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen. Und wer schon einmal und noch öfter nach Israel gereist ist, und von dort wieder wo anders hin, kennt sie auch. Sie wird einem mehrfach bei den Security-Kontrollen, beim Pass-Check und auch manchmal beim Ein- oder Aussteigen des Fliegers gestellt: What's the purpose of your visit to Israel? bzw. in der Vergangenheitsform bei der Ausreise. What was...
Als Mönch, der eigentlich nicht nur auf Visit ist, sondern an sich hier lebt, lernt man irgendwann, mit der Frage umzugehen, schließlich sind wir ja alle irgendwie nur Gast auf Erden...

Pater Vinzenz und Pater Hieronymus. In diesen Tagen aber, und besonders am Freitag, wird diese Frage politisch nochmal viel brisanter, denn die israelischen Sicherheitskräfte rechnen mit 600 bis 1.000 'radical activists from throughout Europe' , die ins Land einreisen wollen. Eine „Flight-illa” analog zur mehr oder weniger großen Flotilla II, die über das Meer auf Gaza zusteuert. – What's the purpose of your visit to Israel?

Ja, was macht man eigentlich in Israel, im Heiligen Land? – Kaum mehr drei Wochen vor der Abtswahl, in der die Gemeinschaft die Weichen für die nächsten acht Jahre stellt, bekommt die Frage für mich noch mal ein ganz eigenes Gewicht und eine ganz andere Bedeutung: Was machen wir, was mache ich hier im Heiligen Land?
Mit der Wahl werden wir einen Teil unserer Antwort geben, und der dann Gewählte eben auch seine Antworten für und mit uns.

Und damit wird diese manchmal auch nervige Security-Frage What's the purpose of your visit to Israel? auf einmal die große Frage des Lebens: Was machst Du eigentlich hier? Hier, in diesem 'Land', in diesem Leben, was Dir von Gott gegeben ist? Dieses Gelobte Land, dieses Leben, in welchem Land auch immer Du es führst, was machst Du damit und daraus? What's the purpose of your visit?

PS: Das Foto hat eigentlich nur indirekt mit den 'radical activists' zu tun. Aber angesichts von mehr als 70 Jahren, die Pater Hieronymus schon im Land ist, bekommt diese Leitfrage eines aus Hieronymus' Sicht nachgeborenen Staates eine ganz eigene Dynamik...

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Das kleine Kloster in der groß-kleinen Jerusalemer Internet-Welt

Nun kann man ja begründeter Weise der Meinung sein, dass das Internet im Kloster nichts zu suchen hat. – Aber auch für das Gegenteil gibt es gute Gründe. Das hängt schon mit den Arbeitsbereichen der Mönche zusammen. Zu meinem gehört dieser Kontakt nach draußen dringend dazu.
Aber nicht im Moment. Zumindest nicht direkt. Denn statt an meinem Schreibtisch sitze ich im Foyer des Beit Josef, wo das Internet noch funktioniert. Im Kloster ist nämlich Ebbe! Und das seit mehr als 24 Stunden. – Ich gebe zu, ich durchlebe eine Mischung aus Entzugserscheinungen und echtem Verlust. Es ist eben auch eines meiner normalen, alltäglichen Arbeitswerkzeuge, das Internet.
Nun werden mich diese 24 oder 48 oder gar 72 Stunden „ohne” (oder über den Umweg des Beit Josef) nicht umbringen, gewiss nicht. Aber ärgern tun sie mich. Und noch mehr ärgert mich, warum es dazu kommt und welche Begleiterscheinungen es hat: Dass unser Hausnetz seit einiger Zeit recht langsam war und immer langsamer wurde, hat uns nach einem Techniker rufen lassen. Der tat dann auch sein Möglichstes und sein Unmöglichstes, nach bestem Wissen und Gewissen. Gereicht hat es leider nicht. Und das Netz ist nun ganz zusammengebrochen.
Aber es geht noch schlimmer: Nicht nur unser internes Netz ist weg, auch die Zulieferung von draußen ist nicht so, wie im Vertrag vereinbart und bezahlt. es kommt zuwenig ins Haus! - Also haben wir dann heute nach der Internet- und Telefongesellschaft Bezeq gerufen... „Dormitio? Berg Zion? – Nein, das ist ja Ost-Jerusalem. Da komme ich nicht hin...”
Seltsam, die Rechnungen stört es nicht, dass sie nach Ost-Jerusalem gehen...

Prima, also warten wir auf einen arabischen Mitarbeiter, der aber erst am Sonntag kommen kann. – In diesem Sinne: Shabbat Shalom Euch allen!

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The Clown

Zuerst hatten sie wohl keine Ahnung, wohin sie sollten, wo die nächsten Tage ihr Arbeitsplatz sein würde.
Als man sie dann zum „Clown” schickte, wussten sie, wohin sie zu gehen hatte. Und seitdem wissen nun auch wir, dass mancher Jerusalemer die Dormitio wegen der auffälligen Formen der Kirche als Clown bezeichnet.

Seit gestern sind die Elektro-Installateure dabei, unseren Glockenturm in ein kleines – naja, eher großes – Lichtkunstwerk zu verwandeln. Denn die Dormitio macht auch in diesem Jahr beim Festival Jerusalem of Light mit (weitere Infos hier), das morgen Abend beginnen wird. Deshalb sind die Männer auch immer noch dabei, unseren Glockenturm ins rechte Licht zu setzen.

Was gestern noch wie die Imitation eine Segelschiffes wirkte, vier Taue an einem großen Mast, an den wir als Segel unsere Fahnen vom Pfingstfest hätten aufhängen können, kommt heute deutlich verspielter und unwirklicher daher. Auch wenn es zur Stunde noch nicht ganz fertig ist.
Der Turm wird mit blau-violettem Licht angestrahlt, die Turmspitze eigens mit hellem Licht akzentuiert. An den vier Seilen, die in alle vier Himmelsrichtungen abgehen, hängen verschiedene Lampenschirme. Diese Lampen leuchten ihrerseits wieder in verschiedenen Farben.

„The Clown” In Analogie zum Clown könnte man fast an ein Zirkuszelt denken mit seinen Lichterketten und seiner traumhaften Magie. Und, wenn ich mir so manche kirchenpolitischen Diskussionen dieser Tage anschaue, dann wünsche ich uns allen auch den Humor der Clowns: Den, der zum Lachen bringt, und der damit entspannt und locker macht. Und auch den, der nachdenklich stimmt und zum Weinen bringt. Denn auch die Wahrheit will mit Humor angeschaut werden...

In diesem Sinne werde ich Euch auch in den kommenden Tagen noch ein paar Bilder hier zeigen vom bunten und zauberhaften Lichtfestival. Und wer Zeit hat,...

Nachtrag: Das mit den Bildern hat sich leider nicht wirklich gelohnt. Daher gibt's doch keine Galerie...

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Das Leben hinter den Zahlen

23. Mai 1982, die Brotvermehrungskirche wird geweiht.
23. Mai 2011, wir feiern den 29. Geburtstag der Brotvermehrungskirche: 6.30 Uhr das Pontifikalamt mit Abt Benedikt beginnt ( „So früh habe ich noch kein Pontifikalamt gefeier!” ). – 7.15 Uhr: Pontifikalamt hin oder her: Für die Arbeiter ist normaler Arbeitstag, und so erklingen draußen schon die Baumaschinen, als wir noch nicht bei der Kommunion sind. Denn:
23. Mai 2012: 30 Jahre Kirchweihfest in Tabgha und, so Gott will, auch die Einweihung des neuen Klosters.

1967 sagen die einen und meinen: Das muss die Basis sein für die Grenzen zweier Staaten hier um uns herum.
1967 sagen die anderen meinen: Das entspricht keiner Realität und Vernunft.

September 2011 sagen die einen und meinen: Dann wird ein palästinensischer Staat ausgerufen. Auf Basis der Grenzen von 1967. Und wenn er dann von weiteren Staaten anerkannt wird?
September 2011, dann sind auf einmal israelische Truppen und israelische Siedler wirklich und anerkanntermaßen in einem fremden Staat.

Bloße Zahlen und Daten. Auf die Landkarten des Lebens einzelner Menschen übertragen sind sie aber mehr. Was werden wir in einem Jahr, am 24. Mai 2012 damit verbinden?

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Hoffnung? – Hoffnung!

Inzwischen gibt es bei Wikipedia schon einen Artikel von einem Ereignis, von dem man eigentlich nicht weiß, ob es überhaupt schon real ist: Third Intifada.

Der Wiki-Autor datiert den Beginn mit dem 15. Mai, dem vergangenen Sonntag, als Israels Grenzen und Checkpoints gestürmt wurden. In der israelischen Zeitung Haaretz fragt Gideon Levy, ob mit dem Tod und der Beisetzung des 17jährigen Milad am vergangenen Freitag in Jerusalem diese Dritte Intifada schon begonnen hat.
Ich sehe noch einmal die Fotos im Internet vor mir: Auf einem Bild war der Beerdigungszug zu sehen. Der mit der Fahne geschmückte Sarg mittendrin. Im Hintergrund die Altstadt mit dem Felsendom – und am linken Bildrand noch zu erkennen: der Zionsberg mit der Dormitio-Basilika...

Hoffnung? – Hoffnung! (Foto: Sammlung des 37. Theologischen Studienjahres) Ob man die Ereignisse der vergangenen Tage schon als Intifada bezeichnen kann (oder muss), das weiß ich nicht. – Aber es ist tragisch und, ich fürchte, grundfalsch, mit diesem Begriff zu operieren. Es wird nicht real und wahr, nur weil es nun einen Wiki-Artikel darüber gibt und der Begriff von immer mehr Journalisten (auch in deutschsprachigen Medien) aufgefriffen wird. Schon gar nicht wird es auf diesem Wege gut und gerecht. – Gleich aus welcher Perspektive.
Ich wünsche mir, dass wir Menschen es unabhägig von unseren Sprachen und Religionen, unseren Meinungen und Vorteilen immer mehr schaffen, die Grenzen und Checkpoints zwischen uns und gegen uns zu überwinden. Ohne Gewalt. Einfach als Menschen.

Vielleicht kann uns das vergangenen Wochenende zumindest bleibend erinnern. Hier im Heiligen Land und überall.

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Wie liebenswert ist Deine Wohnung... (Psalm 84)

Wenn ich aus den Fenstern auf der Nordseite schaue und dabei auf einen rot blühenden Hibiskus-Strauch schaue, wenn mir durch die Fenster der Westseite die untergehende Sonne das Gesicht berührt, wenn ich singe: Auch der Sperling findet ein Haus, ein Nest die Schwalbe, um ihre Jungen zu hegen bei deinen Altären (Psalm 84), und wenn ich dabei auch noch die Sperlinge (respektive: Spatzen) singen höre...
...dann, genau: Dann sitze ich zur Vesper am Donnerstagabend in Tabgha.

Gestern war es mal wieder der Fall, denn ich war mit dem Abt zu einem Kurzbesuch in Tabgha. Wir haben mit den Brüdern gesprochen, den Fortgang der Bauarbeiten in Augenschein genommen und natürlich uns an Tabgha insgesamt, seinen Menschen und Tieren und der Natur erfreut. – Es ist noch auffallend grün überall. Überhaupt ist das Klima sehr mild im ganzen Land. Immer wieder Regen, längst kein Frühregen (Psalm 84) mehr, aber doch Segen für das Land und die Menschen.

Gestern morgen noch auf dem Zion die Vigil, abends in Tabgha die Vesper, zur Komplet auf der Autobahn, und heute morgen wieder in Jerusalem. Der Wechsel zwischen den Welten geht schnell. Dort Galiläa und hier die Hauptstadt. Beides Orte SEINER Gegenwart. Keine Frage. Beide sehr verschieden. Auch keine Frage.
Das Wechseln ist nicht immer einfach, aber es spiegelt auch unser Leben in seinen Wechseln wider. Und deshalb macht es durchaus auch Freude, wenn man sich zur Wallfahrt entschließt (Psalm 84)!
Blick vom Neubau auf die Kirche.

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