angezeigt: 1 bis 10 von 110
110 Einträge wurden zum Schlagwort Kloster gefunden
Ein Haus des Gebetes für alle Völker
12. November 2016 Basilius Kloster
Brotvermehrungsfest 2016: Bischof Marcuzzo bei der Predigt
Freitagabend, vor einer Woche. Die Brotvermehrungskirche ist voll! – Samstagvormittag, heute. Und unsere Kirche ist wieder voll!
Das eine Mal ein Benefizkonzert des Gary Bertini Israeli Choir. Wunderbare Chor-Musik. Vieles aus der geistlichen Tradition des Christentums, einige israelische oder jüdische Stücke. Manches aus der gemeinsamen Gebetstradition. Gekommen waren vor allem Israelis, zum Teil aus dem Umfeld von Tel Aviv. Die Kirche war voll. Und Tabgha konnte teilen und geteilt werden. Die Welt wurde ein Stückchen bunter und weiter in der kleinen Kirche auf dem galiläischen Land.
Benefizkonzert des Gary Bertini Israeli Choir in Tabgha.
Bunt und weit war es auch heute Morgen: Wieder war die Kirche voll. Dieses Mal waren es einheimische Christen aus Galiläa, viele Kinder darunter. Eine ganze Reihe Ordensleute. Bischof Giacinto-Boulos Marcuzzo aus Nazareth, Nuntius Erzbischof Giuseppe Lazzarotto und der melkitische Erzbischof Georges Bacouni. Unsere Studenten aus der Dormitio. Und eine ganze Busladung von Borromäerinnen, Volontären, Mitarbeitern usw. vom Zionsberg. Liturgiesprache war Arabisch. Das Evangelium das unseres Ortes. Wieder: Das Wenige teilen, und es reicht für Viele. – Die Kirche des Heiligen Landes, sagte Bischof Marcuzzo in der Predigt, ist eine einzigartige: Einheimische Christen und so viele Ordensleute und Volontäre aus aller Welt. Das macht die Kirche von Jerusalem aus. Weit und bunt.
Zwischen dem Konzert und dem Gottesdienst zum Brotvermehrungsfest liegt eine Woche mit vielen, vielen Bussen, die viele, viele Pilger und Besucher aus aller Welt gebracht haben. Es ist eine gute Reisezeit für das Heilige Land. Und die kleine Kirche auf dem galiläischen Land war immer und immer wieder gefüllt mit Gebeten und Liedern, mit Worten – laut gesprochen oder auch nur still gedacht – aus aller Herren Länder.
Benefizkonzert des Gary Bertini Israeli Choir in Tabgha.
Aller Herren? – Nein... Als ich heute morgen aus der Apsis in die Kirche schaute, sah ich einen kleinen Jungen, der sich intensiv mit den Opfer-Kerzen an der Christus-Ikone beschäftigte: Kerzen aus dem Körbchen heraus und auf die Abstellfläche vor die Ikone und umgekehrt. Anzünden und ausblasen und wieder anzünden... Ich glaube, der Kleine hat etwas über das Leben und über Tabgha gelernt: Es geht immer weiter. Ein Neuanfang vor dem Antlitz Christi (hier konkret unserer Ikone) ist möglich.
Es mag sein, dass es den allermeisten Besuchern unserer Kirche nicht bewusst ist: Aber wer etwas von Tabgha mitnimmt, von dem, was hier geteilt wird, der nimmt immer auch etwas von Christus mit. Die Botschaft der Brotvermehrung hat eine sehr universale, ja, globale oder globalisierte Bedeutung. Da gibt es dann nicht mehr die Herren aller Länder, seien es Präsidenten oder Kanzler oder Diktatoren... Da gibt es im letzten vor allem DEN Herrn. Den Herrn des Lebens. Mithin das Leben selbst. Der Mensch in seiner Bedürftigkeit und in seinen wunderbaren Chancen.
Brovermehrung geschieht deshalb auch heute. Wenn wir es wollen und zulassen. Und unsere Kirche in Tabgha wird dann wahrlich zu einem Haus des Gebets aller Völker...
Ich bin immer wieder froh und besonders heute auch sehr dankbar, dass ich als Prior hier mit meinen Mitbrüdern, Mitarbeitern und Volontären und den philippinischen Schwestern sein darf. Da fallen schon mal Kerzen ins Körbchen zurück. Manche Kerze wird ausgeblasen. Oft genug aus Unachtsamkeit. Aber man kann sie wieder anzünden. Neue Kerzen dazu stellen und anzünden. – Danke Euch allen!
Samstagabend. Wir beten gleich mit den „Jerusalemern” noch die Vesper. Die Kirche füllt sich wieder. Wir teilen Psalmen und Weihrauch. Und die Welt wird wieder ein bisschen größer...
Über Basilius
Alle Blogbeiträge von Basilius
Fast ein Jahr danach
23. Mai 2016 Basilius Kloster
Manchmal mag es ja ganz gut im Leben sein, wenn Gras über Dinge wächst. Aber ich gestehe offen, dass ich auf das Gras, sprich Unkraut, das inzwischen aus den Fugen des abgebrannten Atriums wächst, gerne verzichtet hätte! – Wir nähern uns schon dem ersten „Jahrestag“ des Brandanschlages, und doch leben wir weiterhin mit der Feuerruine. Dabei bin ich auch kein Fan eines solchen „Jahrestages“. Natürlich wird keiner von uns Brüdern hier in Tabgha ohne Zwischen-Zeilen-Text in die Nacht vom 17. Juni auf den 18. Juni gehen. Aber daraus ein Gedenken zu machen, würde den Gewalttätern und ihren Hintermännern viel zu viel Gewicht geben.
Wichtiger ist für uns, dass es in diesem Jahr auch ungeheuer viele Menschen im Land und darüber hinaus gibt, die uns zur Seite stehen, und, dass es eben doch auch vorangeht. Langsam, ermüdend und frustrierend langsam über weite Strecken dieses Jahres. Ein solches Feuer dauert nur wenige Stunden. Das, was danach an Gesprächen und Verhandlungen, an Streit und Lösungen kommt, braucht viel mehr Zeit und Energie. Ob das wirklich sein muss? – Aber letztlich geht es doch weiter.
Und – noch so ein Sprichwort, das Wahres sagt – gut Ding will Weile haben… – Mitte Mai haben wir, denke ich, berechtigten Grund zur Hoffnung, dass es bald wieder los geht mit dem Baulärm in Tabgha. Und wir ertragen ihn gerne!
Euch und Ihnen allen, die Ihr uns zur Seite steht, sei an dieser Stelle ganz, ganz herzlich gedankt! Wir bleiben weiterhin verbunden!
Über Basilius
Alle Blogbeiträge von Basilius
Wie in einem fremden Land
11. Dezember 2012 Basilius Kloster
Ich sitze im Zug und fahre durch ein fremdes Land. Felder und Wiesen der Eifel liegen noch schweigend da am frühen Morgen. Etwas Schnee bedeckt. Gegenüber unterhalten sich junge Frauen darüber, dass sie noch Geschenke kaufen müssen.
Geschenke? Richtig, Weihnachten. Weihnachten ist klar. Aber mir wird auf einmal bewusst, wie lange ich schon im Koster bin. Wann habe ich zuletzt Weihnachtsgeschenke gekauft.
Es ist etwas surreal: der Schnee, der Zug, die Gespräche. - Friedlich, fast wie ein Märchen. Aber nur fast. Denn es ist sehr real. Wenn auch nicht Bestandteil meiner normalem Welt im Kloster in Jerusalem.
Das Geheimnis der Menschwerdung, darum geht es doch wohl zu Weihnachten, hat verschiedene Facetten. Fast würde ich sagen: verschiedene Orte und Zeiten. Eifel und Bethlehem, heute und damals, Schnee und Wüstensand. Ob wir es je verstehen, was es bedeutet, dass Gott in unsere Welt eintritt, durch unser Land geht, wie ein Fremder?
Über Basilius
Alle Blogbeiträge von Basilius
Nix „Business as usual”!
17. November 2012 Basilius Kloster
Die Welt hat sich weitergedreht. Das ist normal. Aber irgendwie ist sie seit gestern ein bisschen anders. Als die Sirenen gegen fünf Uhr hier in Jerusalem ertönten, stand ich unter der Dusche und war mir erst gar nicht sicher, was ich durch das Wasserrauschen hindurch gehört habe. Denn es war bis dahin ja auch ziemlich undenkbar, dass irgendwer wirklich auf Jerusalem schießen würde. – Wir sind nun eines besseren belehrt.
Eigentlich wäre in den kommenden Tagen eine ganze Reihe von Brüdern zu wichtigen dienstlichen Terminen nach Deutschland aufgebrochen, wie jedes Jahr im November. Nun bleibt ein Teil von uns hier. Dabei können wir an der Situation selbst natürlich nichts ändern. Müssen hinnehmen, was kommt. – Es ist auch eine Zeit, sich auf das mönchische Kerngeschäft zu konzentrieren: Während die Welt sich eben immer schneller dreht in diesen Stunden, erinnern wir uns als Mönche, dass unser Leben von einem anderen Rhythmus bestimmt wird. – Keine Panik, keine Hysterie. Business as usual.
Business as usual, das gilt auch für die Israelis. Tel Aviv, so liest man in verschiedenen Zeitungen im Internet, feiert schon wieder am schönsten Strand der Welt. Fast so, als ob 40-50 km südlich nicht ein, ja, was? – Krieg heranwächst, dessen Ausmaß unkalkulierbarer scheint als die meisten anderen Konflikte dieser Region der vergangenen Jahrzehnte…
Jenseits schädlicher Panik und Hysterie wehrt sich in mir aber immer mehr gegen ein (irgendwie sogar vernünftiges) Business as usual! – Ich träume. Ich träume davon, dass die ganze Welt einen Augenblick inne hält, das usual business aufgibt und einfach hinstarrt. Hinstarrt auf das, was da einmal mehr geschieht. Ich rede nicht von Schuld und Verhältnismäßigkeit der Mittel auf der einen oder anderen Seite.
Ich träume vielmehr von zwei Kindern, die sich im Sandkasten zanken, und die erst stutzig werden und aufhören, als alle anderen Kinder auf dem Spielplatz, die Mütter und Omas, die Hunde und die zufälligen Spaziergänger alle innehalten, stehen bleiben und schweigend und sprachlos auf das schauen, was da vor sich geht.
Geschieht das nicht, werden sie sich ewig zanken. Kinder dürfen das im Zweifelsfall, denn diese Ewigkeit von Kindern im Sandkasten geht mit der Sonne unter. Staaten und Völker dürfen das nicht. Nicht unbegrenzt. Deshalb muss irgendwann Schluss sein mit dem business as usual.
Denn ich träume auch davon, dass die Kinder aus Gaza-Stadt und aus Ashkelon gemeinsam an einem der schönsten Strände spielen können.
Über Basilius
Alle Blogbeiträge von Basilius
Was kommt da auf uns zu?
26. Oktober 2012 Basilius Kloster
Die Überschrift dieses Blog stammt von einem Beitrag der online-Ausgabe der F.A.Z. dieser Tage. Der Beitrag von Marcus Jauer macht zumindest nachdenklich. – Kommt da wirklich etwas auf uns zu? Jauer gibt natürlich keine Antwort. Und ich gebe auch keine. Ich bin Mönch, weder Unheilsprophet noch Immobilienmakler, der seine Häuser und Wohnungen los werden will.
Zumal: Seit Jahren spricht man hier im Heiligen Land immer wieder von Krieg, einem großen Krieg. Man, das sind mal die Einheimischen gleich welcher Religion oder Sprache, mal ausländische Journalisten, mal unsere Verwandten und Freunde in Europa, die besorgt nachfragen. Gekommen ist bisher noch nichts. – Nichts ist natürlich untertrieben, wenn man Tag für Tag die Meldungen in den Zeitungen und im Internet verfolgt. Das Heilige Land und die ganze Region sind und bleiben eine Region der Gewalt und des Leides. Das begleitet uns im Alltag hier, manchmal allzu alltäglich. Oft aber einfach und vor allem im Gebet.
Der große Knall aber ist – dem Ewigen sei Dank! – bislang ausgeblieben. Ob daran die anstehenden Wahlen in den USA und in Israel etwas ändern? Um ehrlich zu sein: Ich will es mir im Moment nicht ausmalen. Die politische Kaste hier im Land sehe ich durchaus kritisch. Aber ich hoffe und baue auf die die vielen Menschen, die (zum Beispiel) den Krieg nicht wollen, die eine friedliche und gerechte und freie Gesellschaft wollen. Wie viele Europäer habe auch ich eine deutliche Präferenz, wenn ich auf die Präsidenten-Wahl in Amerika schaue. Und auch hier hoffe und baue ich auf die Vernunft und den Gestaltungswillen der Menschen.
Denn was auf uns zukommt, das liegt auch an uns. Nicht nur. Wir haben, Gott sei Dank, nicht alles in der Hand. Das müssen wir manchmal schmerzhaft erfahren und immer wieder neu lernen.
Wenn uns Jesus immer wieder zu Wachsamkeit ermahnt, wie in den Tagesevangelien dieser Woche, dann bestimmt nicht als bloßen Selbstzweck. Und wenn ER uns heute mahnt, die Zeichen der Zeit zu sehen und zu deuten, dann gewiss, um Schlussfolgerungen daraus zu ziehen und entsprechend zu handeln. Das gilt für jeden Tag. Es geht um Vergebung und Versöhnung. Die, die man gibt, und die, die man empfängt. Wenn wir dazu immer neu bereit sind, dann können wir wohl auch mit dem umgehen, was da auf uns zukommt.
Über Basilius
Alle Blogbeiträge von Basilius
Und sie reden vom Krieg...
16. August 2012 Basilius Kloster
Ich bin schon zu lange im Orient, seit ziemlich genau elf Jahren, um zu wissen, dass man hier im Grund nie irgendetwas wirklich weiß. Vor allem, wenn es um die Frage nach Krieg oder Frieden geht. – Aber ich bin auch nicht lange genug hier, um es auf die leichte Schulter zu nehmen.
Sie sagen, die Planungen seien so konkret wie nie. Sie sagen, der Zeitpunkt sei günstig. Sie sagen, die Zeit sei reif, man dürfe nicht länger warten.
Sie sagen, alleine können die das gar nicht. Sie sagen, die anderen wollen das auch nicht. Sie sagen, das sei alles nur Säbelrasseln.
Und sie reden vom Krieg.
Wie gesagt, ich weiß nicht, ob er kommt. Ich weiß nicht, ob er nicht kommt.
Aber es hört sich wahnsinnig an. Und es sieht sich wahnsinnig an, wenn man unterwegs Menschen (noch nur wenige) mit ihren Pappboxen mit den Gasmasken sieht. Und bei aller (Gott behüte, dass es das überhaupt gibt!) Gewöhnung an Gewalt und Waffen, Bedrohung und Kriegsszenarien, fühlt es sich auch wahnsinnig an. Es fühlt sich falsch an.
Denn sie reden vom Krieg...
Über Basilius
Alle Blogbeiträge von Basilius
Wunder gibt es immer wieder... oder?
18. Juli 2012 Basilius Kloster
Seit gestern nachmittag steht ein einsamer Rollstuhl in unserer Kirche. Vergessen kann man einen Rollstuhl doch eigentlich nicht. Wer ihn braucht, braucht ihn. Und der wird an ihn denken.
Bedeutet das nun umgekehrt, dass der Besitzer/die Besitzerin des Rollstuhls in der Dormitio-Basilika ihn nicht mehr braucht?
Das ist ein durchaus spannender Gedanke, der uns seit gestern beschäftigt. Ob es wohl eine Heilung, ein Wunder in unserer Kirche gegeben hat, von dem wir nichts mitbekommen haben?
Wie viele Wunder geschehen wohl Tag für Tag um uns, womöglich sogar mit uns und in uns, ohne dass wir etwas davon mitbekommen?
Über Basilius
Alle Blogbeiträge von Basilius
Warum Engel 'political incorrect' sind
10. Mai 2012 Basilius Kloster
Manchmal steht man vor Fragen, deren bloße Existenz einen schon überrascht. Geschweige denn, dass man in der Lage wäre, eine Antwort auf sie zu finden.
Seit ein paar Tagen trage ich mal wieder eine solche Frage mit mir herum. Ausgelöst wurde sie durch eine Bibelstelle, und das ist für einen Mönch ja nicht die schlechteste Art, einer Frage zu begegnen. Dabei ist sie kirchenpolitisch nicht ganz ohne. Und das bedeutet nicht, dass ich mich in Diskussionen einmischen möchte, die zu führen ich als Priester gar nicht befugt wäre. Zumindest dann, wenn man ihre Konsequenzen bis ans Ende durchdenken (oder zumindest durchfragen) würde.
Meine Frage aber hat auch eine sehr alltagsbezogene Dimension, geerdet, könnte man sagen. Und auch das findet der Mönch sehr passend. Auch wenn wir als Mönche ja bekanntermaßen schon ein gleichsam engelgleiches Leben führen, bindet uns der heilige Benedikt doch auch immer wieder an das normale Leben mit seinen Grenzen und Möglichkeiten zurück. Und davon gibt es hier im Heiligen Land mehr als sonst wo. Zumindest habe ich manchmal den Eindruck…
Engel. – Das ist nun auch mein Stichwort – siehe Überschrift. Seit ein paar Tagen beschäftigt mich die Frage, ob Engel politisch korrekt sind. Nicht, ob sie selbst politisch korrekt sind, sondern mehr, ob sie sich politisch korrekt verhalten.
Konkret geht es um jene beiden Engel, die den Jüngern erscheinen, kurz nachdem Jesus vor ihren Augen in den Himmel aufgenommen wurde. Denn jene Frage, die sie den Jüngern stellen, haben wir an den Beginn unserer Einladung zur Klostereinweihung gestellt: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut ihr nach oben…? (Apg 1,11).
Pater Jeremias hat diesen Text auch ins Arabische übersetzen lassen, und hat die Einladungen mit der Übersetzung auch unseren Arbeitern auf der Baustelle gegeben. Doch als diese Männer, quer durch die Bank Galiläer, die Einladung studierten, wurde sie ganz schweigsam und betreten. Als Pater Jeremias dies merkte, fragte er nach…
„Dürfen wir denn unsere Frauen nicht mitbringen? Da steht doch nur etwas von den Männern von Galiläa…“
Über Basilius
Alle Blogbeiträge von Basilius
Zuhause in einem fremden Land
26. April 2012 Basilius Kloster
Es gibt immer wieder Momente, in denen ich auch nach fast elf Jahren nochmal merke, dass ich ein Fremder in einem fremden Land bin – und wohl bleibe.
Ein solcher Moment ist der heutige Tag, an dem Israel seinen „Independence Day” begeht. 64 Jahre Staat Israel. Das ist freilich ein Grund zum Feiern. Und das tun sie auch, die Israelis, und zwar im ganzen Land. Pater Jonas und ich haben den Tag zu einem Ausflug in ein schwedisches Einrichtungshaus genutzt (die hatten ab 14.00 Uhr wieder ihre gelb-blauen Tore offen). Auf dem Weg dorthin haben wir viele, sehr viele Autos gesehen. Auf der Straße, natürlich, aber noch mehr an der Straße. Wo auch immer es geht, parkt man an diesem Tag an der Straße. Und dies nicht als Selbstzweck, sondern vielmehr deshalb, weil die Israelis offenbar ein Riesenvergnügen daran finden, an diesem Tag zu grillen. Am Straßenrand: in Parks, direkt an der Autobahn, auf jedem freien Fleck. Grills verschiedener Größer, Kühlboxen, Stühle, Tische, Sonnensegel, Schirme, Zelte – Kind und Kegel sowieso! Wer nicht fährt, parkt und grillt. Steaks am Straßenrand.
Ich gebe zu, ich bin kein großer Freund von Staatsfeiertagen. Was ich von dieser Art, einen solchen zu begehen, halte, weiß ich von Jahr zu Jahr immer weniger.
Ein ganz anderes Beispiel, das sich aber ebenfalls auf den Straßen meines Gastlandes abgespielt hat: In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch kam ich von einer kurzen Dienstreise am Flughafen Ben Gurion an, wo alles sehr reibungslos verlief. Dass ich das erste Sherut (israelisches Sammeltaxi für zehn Passagiere), das ich bestiegen hatte, wieder verlassen musste, weil das Jaffa-Tor dann doch nicht auf der Route meines ersten Fahrers lag, ist eine Erfahrung, die wir auch schon häufiger gemacht haben: Nicht jeder Taxi-Fahrer mag wohl so gern in Richtung Altstadt fahren.
Gestaunt habe ich dann aber, als wir in Jerusalem durch Stadtteile mit den Namen „Unsdorf” und „Mattersdorf” gefahren sind. Die waren mir bislang unbekannt, und solche Entdeckungen gegen vier Uhr am frühen Morgen sind schon einigermaßen aufregend.
Doch es wurde noch aufregender. Denn als wir in die nächste Straße einfuhren, ein normales Jerusalemer Wohngebiet mit den üblichen Häusern, kleinen Vorgärten und eine auf beiden Seiten zugeparkte Straße, versperrte uns auch noch ein Müll-Auto den eh schon schmalen Weg. Die Besatzung bestand nur aus dem Fahrer und einem Müllmann, der sich mit den großen Containern abplagte. Soviel Hebräisch verstehe ich dann doch, dass sich mein Fahrer darüber lustig machte, dass da ein einziger mit dem Müll kämpfte. Das Lachen verging ihm aber, als der Kamerad die geleerten Müllcontainer halb auf der Straße, unserer Straße, stehen ließ. Es war immer noch eher vier als halb fünf, was meinen guten Fahrer aber nicht daran hinderte, zuerst mehrfach zu hupen, dann aus seinem Auto rauszuspringen und mitten in diesem Wohngebiet, halb in der Nacht, ein Riesengeschrei zu veranstalten: „Ma seh?!” – Was das sei? ist die wörtliche und hier auch höfliche Übersetzung, denn die wahre Intention und Emotion reicht tiefer...
Das kam auch bei seinem Gegenüber an. Denn der kam die Straße wieder lustlos zurück (das hätte ich auch nicht anders getan) und schubste die Container Richtung Straßenrand. Der letzte davon rutschte schon an unserem Sherut vorbei, als wir schon langsam über die dann einigermaßen freie Straße losfuhren. Die war aber leider abschüssig, so dass der Container rollte und rollte. Ich weiß nicht, wo oder woran er zum Stehen kam.
Ich jedenfalls kam doch noch gut und sicher am Zion an.
Welcome to the Holy Land!
Über Basilius
Alle Blogbeiträge von Basilius
Wie auf dem roten Teppich
12. April 2012 Basilius Kloster
Nach fast elf Jahren in einem der schönsten Klöster der Welt (☺) bin ich ja einiges gewohnt an freiwilliger und weniger freiwilliger Interaktion zwischen Mönchsgemeinde und Besuchern... Den Tag heute kann ich mir aber rot im Kalender anstreichen, der hat seinen ganz eigenen Charme.
Als vorhin in der Messe (wir waren nur mit wenigen Brüdern und Studentinnen, also alle im Chorraum) gegen Ende des Hochgebets ein Franziskaner und ein Mann in Zivil die Kirche betraten hätte ich schon misstrauisch werden müssen. Denn eigentlich ist die Kirche in dieser Woche erst ab 9.00 Uhr für den Publikumsverkehr offen. Aber ich wollte mir da noch keine großen Gedanken machen. Hätte ich aber vielleicht besser.
Denn dann ging es Schlag auf Schlag, und wir hatten auf einmal 150 Menschen – gefühlte 1.000 bis 2.000 – in der Kirche: Ägypter zuerst, dann Kopten in schönen weißen, wallenden Gewändern, zwischendrin Spanier (und/oder Russen). Und so ziemlich jeder dieser Pilger hatte eine Kamera: Handy-Kamera, i-Pad (sorry für die deplatzierte Schleichwerbung!), normale Digitalkameras, Videokameras verschiedener Größen, davon eine sogar mit Extra-Scheinwerfer...
Trotz der engagierten Versuche unseres Diakons: Die Masse war nicht mehr zu stoppen und hat fotografiert und gefilmt, was das Zeug hielt! Unglaublich. Wer nicht selbst eine Kamera hatte, posierte für die Fotografierenden auf den Altarstufen und vor dem geschmückten Osterkreuz. Eine ältere Pilgerin hielt in der einen Hand ihren Stock, in der anderen ihre Kamera...
Klickklick, blitzblitzblitz... Jetzt kann ich zumindest näherungsweise nachempfinden, wie sich die Promis vorkommen, wenn sie über einen der berühmten roten Teppich dieser Welt laufen.
Bin ich froh, dass ich im Kloster bin...
Über Basilius
Alle Blogbeiträge von Basilius
Paul
Paul Nordhausen-Besalel ist schon etwas in der Welt herumgekommen, bis er nach seinem Pädagogikstudium in Israel landete. Aber er hat sich die Begeisterung eines Kindes bewahrt, wenn er seiner Arbeit und den Menschen, denen er dabei begegnet, entgegentritt. Als Leiter der Begegnungsstätte Beit Noah muss er das auch. – Von einem der schönsten Jobs rund um den See Genezareth berichtet er im Beit Noah-Blog.
Nina.
Nun stehen unsere Füße in deinen Toren, Jerusalem. (Psalm 122,2)
Acht Monate in Jerusalem leben und lernen: Dieser Traum wurde für Nina aus dem Schwabenland wahr.
Sie stammt aus einer württembergischen Kleinstadt bei Esslingen am Neckar. Auch für das Studium der Theologie verschlug es sie an den Neckar, diesmal direkt ans Ufer, nämlich nach Tübingen. Nach vier Semestern dort ist sie nun in Jerusalem, der Heiligen Stadt für Juden, Christen und Muslime.
In dieser Stadt, in der es nichts gibt, was es nicht gibt, macht sie jeden Tag aufs Neue faszinierende wie irritierende Erfahrungen, von denen sie im Studiblog berichtet.
Von pinkfarbenem Blumenkohl, eingelegten Oliven in Plastikeimern, Rolexverkäufern und sonstigen Erlebnissen und Begegnungen im Heiligen Land erzählt sie humorvoll auf ihrem privaten Blog „Nina im Heiligen Land” .
Lukas (STJ 2012/13)
Lukas Wiesenhütter liebt Humus, Falafel und den Gang durch die Gassen der Jerusalemer Altstadt. Nach sechs Semestern in Freiburg im Breisgau studiert er während der kommenden Monate Theologie an der Dormitio-Abtei. Nebenbei schreibt der 23-Jährige am Blog des Studienjahres mit.
Caroline
Caroline ist eine der vier DVHL-Volos, die 2013/14 in Tabgha ihren Dienst machen. Von ihrer Arbeit und ihrem Leben am See berichtet sie in diesem Blog.
Florence Berg.
Florence was raised in Luxembourg, but returned to her native country Germany to take up theological studies in the lovely town of Tübingen, where she soon added a degree in Near Eastern Archeology, simply out of curiosity.
Although in Jerusalem and the entire Holy Land it's very hard NOT to stumble across some archeological remains (and so much more not yet discovered!), she'll also have a close look at living humans.
Greek-catholic nuns and French Dominican friars, Muslims and religious Jews, Christian Palestinians and German fellow students - it's quite unique, so enjoy Florence's reports, impressions and anecdotes!
Bruder Franziskus
Wer Bruder Franziskus einmal in Tabgha erlebt hat, der hat den Eindruck, dass er schon immer da ist: Die Verbundenheit mit diesem sehr besonderen Teil der Schöpfung, die Offenheit für die Menschen und besonders die Nähe zu Jesus, der diesen schönen Ort am See mit den Menschen geteilt hat, machen aus Bruder Franziskus einen echten Tabgha-Mönch.
Auch den Neubau und die Menschen um ihn herum hat er im Blick. Im Bautagebuch erzählt er davon.
Tony
Tony (Anthony) Nelson ist von Hause aus Philosoph, d.h. von seinem ersten Studienabschluss her. Den hat er an der St. John's University in Collegeville (Minnesota/USA) gemacht. Das ist bestimmt nicht die schlechteste Voraussetzung für den zweitschönsten Job am See Genezareth: Assistent des Leiters der Begegnungsstätte Beit Noah. Tony, der im Rahmen des Benedictine Volunteer Corps bei uns in Tabgha ist, erzählt von seiner Arbeit im Beit Noah-Blog.
Annika (STJ (2012/13)
Annika Schmitz hat ihr Theologiestudium vor sieben Semestern als überzeugte Kölnerin in Freiburg im Breisgau begonnen. Sie hat also einige Erfahrung damit, sich auf fremde Kulturen einzulassen.
Bis Mitte April lebt, studiert und bloggt die 23-Jährige aus Jerusalem.
p basilius
„Willst du von der Welt was seh’n, musst du in ein Kloster geh’n!“ – Im Gemeinschaftsleben im Kloster mit den Brüdern, mit Gästen, Studierenden und Volontären kann man in der Tat viel von der Welt sehen und erfahren. Und mindestens die halbe Welt kommt nach Jerusalem und Tabgha, weil es sich einfach lohnt... – Aus diesen Welten im und ums Kloster erzählt Pater Basilius, der Prior unserer Teilgemeinschaft in Tabgha.
Mit einer Unterbrechung von etwa eineinhalb Jahren, in denen er im „Haus Jerusalem” lebte, ist Pater Jeremias schon seit über zehn Jahren in Tabgha.
Den Entstehungsprozess des neuen Klosters hat er intensiv miterlebt und geprägt: Bei der Erstellung des Masterplanes, einer Art Bebauungs- und Flächennutzungsplans, in unzähligen Gesprächen mit den Brüdern, den Architekten und den Vertretern des DVHL und in der Begegnung um im Kontakt mit Spendern, die dieses Projekt in so wunderbarer Weise ermöglichen.
Peter Blattner
Peter Blattner gehört zur vierten Generation amerikanischer Volontäre, die uns die Benediktinerhochschule St. John's/Collegeville in Minnesota schickt. Wie auch seine Vorgänger verstärkt er das Beit Noah-Team um Leiter Paul Nordhausen Besalel.
Im Beit Noah-Blog berichtet er, was er auf der und um die Begegnungsstätte so alles erlebt!
Nancy Rahn.
Nancy ist Weltenbummlerin und beobachtet gerne Menschen. Dafür ist sie in Jerusalem genau an der richtigen Adresse.
Ursprünglich studiert Nancy im kleinen Tübingen und genießt deshalb den Trubel und das Getümmel in den kleinen und großen Straßen ihrer neuen Heimat auf Zeit.
Von eindrücklichen Erfahrungen, witzigen und nachdenklichen Begegnungen und davon was es heißt, mit einem Haufen ganz unterschiedlicher Menschen zusammen ein dreiviertel Jahr lang das Land der Bibel kennenzulernen, berichtet sie im Studi-Blog.
Weitere Beobachtungen teilt Nancy auf ihrem privaten Blog Nancy auf dem Zion.
Pater Ralph
Spötter behaupten, eine der wichtigsten Beschäftigungen der Benediktinermönche sei es zu bauen. – Das ist genauso böse wie richtig. Denn der Bau eines neuen Klosters in Tabgha ist für unsere Gemeinschaft dort ausgesprochen wichtig, um an diesem beliebten und belebten Pilgerort einen sicheren und geschützten Lebensraum als Mönche zu haben. – Pater Prior Ralphs Tagewerk richtet sich nach den Baumaschinen und Handwerkern, wovon er im „Bautagebuch“ berichtet.
Tobias Weyler.
Tobias ist gebürtiger Düsseldorfer und Kölner Erzbistumskind. Deshalb lag es nahe, dass er sein Theologiestudium vor zwei Jahren in Bonn begann.
Jerusalem und Israel reizen ihn politisch, sprachlich, kulturell, wissenschaftlich und natürlich religiös. Über seine Erfahrungen und Eindrücke berichtet er hier zusammen mit Nina und Nancy.
Außerdem bloggt Tobias auch unter yerushalayimshelzahav.over-blog.de!
Carolin.
Mein Name ist Carolin Willimsky. Ich bin dieses Jahr (2012/13) Volontärin in Tabgha, dabei werde möglichst regelmäßig diesen Blog schreiben.
Abbot Gregory
Born and grown up in Belfast Abbot Gregory made, of course, very specific experiences with people of different religions or denominations. It is not only a question of peace or violence, even more it is a process of learning together.
As an Irish monk of a German monastery in the holy city of Jerusalem Abbot Gregory will share his impressions of ever day’s life here in Jerusalem between all those people of various languages, cultures and religions – not always easy people, but interesting people.