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Das Leben in Fülle

„Hochzeitsfeiern sind tolle Feste. Wohl fast alle Menschen verbinden mit Hochzeiten schöne Erinnerungen. Und so weckt das heutige Evangelium schon allein daher eine positive Grundstimmung. Als große Besonderheit kommt im Evangelium das Weinwunder hinzu. - Ein wunderbares Zeichen: Wasser wird zu Wein. Sechs große Wasserkrüge, insgesamt wohl ein Fassungsvermögen von 400 vielleicht sogar 700 Litern! Eine enorme Menge Wein und dazu noch von bester Qualität! Was für ein großartiges Geschenkwunder!

Wasser wird zu Wein. Dieses äußere Geschehen lässt einen verborgenen, tieferen Sinn durchscheinen. Es ist ein wunderbares Zeichen mit einer wunderbaren Botschaft: Jesus, der in einzigartiger Beziehung zu Gott steht, ja Gott ist, dieser Jesus schenkt uns Menschen Leben, Leben in Fülle auf Erden und darüber hinaus. Jesus ist nicht nur der, der den Kranken heilt, dem Sünder vergibt, dem Kleinen Ansehen schenkt; er ist auch der, der dem Menschen in seiner Lebensfreude zur Freude in Fülle verhilft und in überbordendem Maße beglückt. Gott macht unser Leben schön!

Das wunderbare Zeichen geschieht in dieser Welt; die wunderbare Botschaft dieses Zeichens weist aber über alles Irdische hinaus. Das Zeichen weckt den Glauben der Jünger und lädt auch uns heute ein, Jesus, unserem Herrn und Gott zu glauben.

Wer auf Jesus hört und tut, was er sagt, erhält Anteil an der Fülle des Lebens, findet schon auf Erden zu einer Lebensfreude, die Gott für jeden bereithält. Jesus ist in diese Welt gekommen, damit wir das Leben haben und es in Fülle haben (vgl. Johannes 10,10).

Es ist schön, aus einer wunderbaren Lebenserfahrung heraus, aus einem Glücksmoment heraus Gott neu zu glauben. Genau dazu fühle ich mich vom heutigen Evangelium eingeladen: wachsam zu sein für die hochzeitlichen Momente im Alltag, für die besonderen Stunden der Freude und des Glücks. Lasst uns diese Momente als Geschenk Gottes erkennen!

In der Not wissen wir Christen Gott um Hilfe anzuflehen. Das heutige Evangelium lädt uns ein, aufmerksam die schönen Momente unseres Alltags wahrzunehmen und sie als wunderbare Geschenke entgegenzunehmen und dadurch unseren Glauben an Gott zu stärken.

Ich wünsche uns allen viele schöne Erfahrungen und damit eine wachsende Freude an Gott. Ich wünsche uns einen Glauben, der uns zur Lebensfülle führt. Amen.“

Pater Matthias und alle Brüder in Jerusalem und Tabgha wünschen Euch einen gesegneten Sonntag!

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Das Bleibende an der Weihnachtszeit

„Mit der ‚Taufe des Herrn‘ im Jordan geht die Weihnachtszeit zu Ende. Morgen werden die Tannenbäume in unserer Kirche wieder abgebaut, die Lichterketten werden nicht mehr leuchten. Was bleibt dann noch vom Fest der Geburt unseres Herrn?

Der Glanz der Festzeiten, die vielen Weihnachtsbräuche, die Lichterketten, der Tannenbaum, die leuchtenden Augen, das Weihnachtsgebäck, all das Fühlbare, das Anschaubare, das Sensationelle – es ist nun vorbei. Vielleicht brauchen wir es - aber ich muss es auch hinter mir lassen können, um zum Bleibenden vorzustoßen. Das Fest der Taufe Jesu führt hin zu dem, was bleibt. Im Evangelium des Tages wird von der Erwartung und Erregung des jüdischen Volkes erzählt: Ist dieser Johanne der Täufer vielleicht der Messias? Doch er muss sie enttäuschen: Ich bin nicht der, für den ihr mich haltet. Ich taufe nur mit Wasser, aber ich will euch auf den aufmerksam machen, der nach mir kommt. Er, der Messias, tauft mit Heiligem Geist und mit Feuer.

Die Weihnachtszeit lehrt uns: Aus dem Kind in der Krippe ist der Mann geworden, über dem sich der Himmel öffnet, auf dem der Heilige Geist ruht und zu dem die Stimme aus dem Himmel spricht: ‚Das ist mein geliebter Sohn, an ihm habe ich Gefallen gefunden!‘

In der heutigen ersten Lesung aus dem Buch Jesaia wird der geliebte Sohn schon beschrieben: ‚Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt …. Er schreit nicht und lärmt nicht, er lässt seine Stimme nicht auf der Straße erschallen. Das geknickte Rohr zerbricht er nicht und den glimmenden Docht lösch er nicht aus.‘ - Nichts Sensationelles umgibt ihn; kein strahlender Held erscheint auf der Bühne. Doch dieser ist dazu bestimmt das Licht für die Völker zu sein.

Wir sind eingeladen, an die Seite des geliebten Sohnes zu treten, unsere oft blinden Augen von ihm öffnen zu lassen, uns befreien zu lassen von allem, was uns bindet und daran hindert auf IHN zuzugehen. Dann werden wir vielleicht nichts Sensationelles erleben, aber Hoffnung stiften. Wir werden dann keine Engel werden, die alles Leid, alle Not, alles Unheil dieser Welt wegrollen; es reicht, wenn wir nicht müde und matt werden, um Zeuge zu sein für ihn, Jesus den Christus, den geliebten Sohn des Vaters - er bringt das Heil!“

Pater Zacharias und alle Brüder in Tabgha und auf dem Berg Zion wünschen Euch einen gesegneten Sonntag!

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Aufbrechen wie die Sterndeuter

Heute durften wir zusammen mit den Schwestern des Hl. Karl Borromäus das Hochfest der Erscheinung Des Herrn feiern. Wir bedanken uns herzlich für die besondere Gastfreundschaft und die enge Verbundenheit zwischen unseren beiden Gemeinschaften hier in Jerusalem.
Und neben dem Gruppenbild vom heutigen Tag möchten wir mit Euch auch noch einen Gedanken aus der Predigt von unserem Pater Simeon, der uns auf den Weg der Weisen aus dem Morgenland mitgenommen hat, teilen:

„Die Weisen aus dem Morgenland folgen auf dem Weg nach Bethlehem dem aufgegangenen Stern und der Evangelist Matthäus greift genau in diesem Augenblick zu Superlativen, um die Gefühlslage der Magier zu beschreiben: ‚Als sie das Gestirn sahen, freuten sie sich – groß, gar groß war ihre Freude.‘ – so übersetzt Fridolin Stier diesen Vers. Der Blick nach oben, das Greifen zu den Sternen, hat sich erfüllt. Es ist die Freude des Menschen, den Gottes Licht im Herzen ergreift. Ausdrücklich berichtet Matthäus, dass die Weisen in das Haus hineingingen und dort das Kind sahen. Es ist ein und dasselbe Verb. Diejenigen, die zuvor den Stern gesehen haben, sehen nun das Kind. So banal es ist: im Innern eines Hauses unter einem Dach ist es unmöglich den Sternenhimmel im Blick zu haben. So hat auch der Stern, dem sie Magier gefolgt sind, in dem Augenblick, indem sie Christus erblicken, seine Aufgabe erfüllt. Sie haben jetzt den wahren Stern, das wahre Licht selbst gefunden, ihn, Christus, ‚der die Welt von Freude macht‘. Die Weisen erfahren als erste die Anschauung der unverhüllten Herrlichkeit. Sie erfahren, dass der wahre Himmel in ihnen ist. Christus selbst hat sie schon gefunden, als sie noch unterwegs waren. Er hat den Stern geleitet, so dass sie auch an ihr Ziel gelangten: ‚Der Stern war das Bild des inneren Lichtes, dessen Strahl sie führte‘ schrieb einst Ernest Hello.

Als Anbetende können die Waisen dann im Angesicht Jesu nichts anders als Geben. Nachdem sie ihre Geschenke dargebracht haben, kehren sie nun scheinbar mit leeren Schatztruhen wieder zurück in ihr Land. Denn wenn es heißt ‚sie kehren auf einem anderen Weg heim in ihr Land‘, ist natürlich auf den ersten Blick die Rückkehr in die alte Gewohnheit, in die alte Heimat gemeint. Aber darüber hinaus vielleicht doch noch viel mehr. Diese Begegnung mit dem Gottessohn hat sie so verändert, dass für sie der „andere Weg“ auch zu einer inneren Glaubensüberzeugung wird. In ihrem Innern tragen sie die kostbare Erinnerung an die Begegnung mit dem Gottessohn, die ihnen niemand mehr nehmen kann. Sie, die geschenkt haben, kehren überreich beschenkt wieder heim. – Und der Stern? Von ihm heißt es, dass er stillsteht, genau an dem Ort, wo das Kind war. Danach ist vom Stern nicht mehr die Rede, es wird nicht mehr berichtet, dass er verschwindet oder weiterzieht. Wenn wir jedes Jahr in der Heiligen Nacht nach Bethlehem pilgern - in den Fußstapfen der Weisen -, dann sind wir überzeugt, dass er heute noch dort stillsteht – dann ist das für uns Auftrag und Verpflichtung diesen Weg einzuschlagen, auch wenn Wolken des Zweifels ihn verdecken, oder undurchsichtige Nebel der Entmutigung über manche düsteren Vorgänge in der Kirche und der Welt; oder, wenn verstörende Gewitter im Zusammenleben den Stern nur noch erahnen lassen. Doch zögern wir in unserem Alltag nicht immer wieder so wie die Sterndeuter aufzubrechen. Nicht morgen, sondern heute. Und wenn wir selbst mit leeren Händen an der Krippe stehen, und ihm nicht Gold Weihrauch und Myrrhe geben könne, so doch uns selbst. Ermutigt durch das Beispiel der Weisen aus dem Morgenland wird uns die Begegnung mit dem Königskind im Innern verwandeln: ‚und sie kehrten auf einem anderen Weg heim in ihr Land.‘ Amen.“

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Gott gibt uns sein Wort

„Zu Beginn des Jahres - wenn wir über die Zukunft nachdenken, den Kalender mit neuen Terminen füllen, überlegen oder sogar deklarieren, was wir in unserem Leben ändern wollen - gibt uns Gott sein Wort, ‚das Wort, das Fleisch geworden ist und unter uns gewohnt hat‘.

Bei Gott bedeutet "das Wort geben" nicht eine einfache Deklaration, ein Versprechen oder ein frommer Neujahrswunsch. Gott weiß, dass wir nicht noch mehr Verheißungen brauchen; denn wir hören jeden Tag genug davon. Wenn Gott uns sein Wort gibt, gibt er uns auch sich selbst, das heißt sein Leben und seine Gegenwart.

‚In dem Wort war Leben.‘ Wir brauchen neues Leben und wir bekommen es. Wir können es erreichen, es ist in der Reichweite. Aber manchmal wollen wir immer noch das alte Leben versuchen, das auf uns selbst, auf unseren Plänen und unserem Wort aufbaut, in der Hoffnung, dass es genügt und hält.

‚Und das Leben war das Licht der Menschen und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst.‘ Gott gibt uns sein Wort, dass er jede Finsternis erhellen wird: Sein Wort ist das Licht, das keine Finsternis verdunkeln kann. Wir alle kennen traurige Tage, dunkle Situationen. Manchmal haben wir das Gefühl, dass es nichts mehr gibt, um sie zu erhellen. Deshalb ist es gut, dass uns das Evangelium heute sagt: ‚Das Licht leuchtet in der Finsternis.‘ Dies ist das Licht, das jedes Problem, jeden Kummer, jede Dunkelheit erhellt …

‚Allen, die sein Wort aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden.‘ Gott gibt uns sein Wort, dass er uns Macht geben wird. Wozu brauchen wir diese Macht? Um die Finsternis vom Licht zu unterscheiden. Gott hat uns mit dem neuen Leben auch einen Bezugspunkt gegeben, damit wir zwischen Licht und Dunkelheit, zwischen Gut und Böse unterscheiden können. Dieser Bezugspunkt ist sein Wort - Christus.

Wer das Licht nicht von der Finsternis, das Gute nicht vom Bösen trennt, kann sich im Leben leicht verirren, denn er handelt im Widerspruch zu Gott, dem Schöpfer, der die Erschaffung der Welt mit der Trennung von Licht und Finsternis begann.

Im Dialog ‚Der Staat‘ versetzt der Philosoph Platon einen Menschen in eine dunkle Höhle, in der nur Schatten der realen Welt zu erkennen sind. Mit der Zeit fangen die Bewohner der Höhle an, diese Schatten und Illusionen für die einzige Realität zu halten und vergessen, dass die wirkliche Welt - voller Sonnenschein - draußen ist. Sie halten Illusionen für Wahrheit und Wahrheit für Illusion.

Wenn wir das Leben wirklich leben wollen, müssen wir uns über das Gute und das Böse, über die Wahrheit und die Falschheit, über das Licht und die Dunkelheit Klarheit verschaffen. Wir können nicht endlos mit der Finsternis experimentieren und unser ganzes Leben lang nur aus unseren Fehlern lernen.

Wenn Gott uns sein Wort gibt, täuscht er uns nicht und belügt uns nicht. Es lohnt sich, dem Schöpfer zu vertrauen, ‚der Mensch geworden ist und unter uns gewohnt hat‘, um uns für ein erfülltes Leben in Licht und Heiligkeit, in Wahrheit und Güte neu zu erschaffen.“

Unser Novize Efrem und alle Brüder in Tabgha und Jerusalem wünschen Euch einen gesegneten Sonntag!

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Wir sind gesegnet

„Es gefällt mir sehr, dass die erste biblische Lesung der Messe am Neujahrstag ein Segensgebet ist:

‚Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig. Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Frieden.‘

Weil Gott, der Herr durch Mose seinen Bruder Aaron und dessen Söhne beauftragt, die Israeliten mit diesen schönen Worten zu segnen, bezeichnen wir ihn als den Aaronitischen Segen. Dieser uralte Segenszuspruch hat auch in unserer Liturgie als Schlusssegen immer wieder seinen Platz gefunden und heute, am Beginn des neuen Jahres 2022, hören wir ihn als erste biblische Lesung.

Wir sind gesegnet!

Das vergangene Jahr war reich an Herausforderungen, doch der Rückblick auf die letzten zwölf Monate hat sicherlich - nicht nur bei mir - auch viel Dankbarkeit geweckt. Das vergangene Jahr war reich an schönen Tagen, an großartigen Überraschungen, an freudigen Momenten und vor allem an segensreichen Begegnungen.

So gehe ich mit großer Zuversicht in dieses neue Jahr. Kein Zweifel, auch dieses neue Jahr wird anstrengend werden – die Corona-Pandemie ist noch längst nicht überstanden und wir müssen weiter mit vielen Einschränkungen leben. Es ist wohl gut, dass ich heute noch nicht weiß, was die 365 Tage dieses neuen Jahres mir abverlangen werden. Aber ich glaube und weiß, dass der Segen Gottes mir, uns und der ganzen Schöpfung gewiss ist.

Im Vertrauen auf Gottes Segen wünsche ich Euch allen ein gutes neues Jahr 2022.“

Mit diesen Worten Pater Matthias‘ wünschen Euch auch alle Brüder in Jerusalem und Tabgha heute ein gesegnetes Hochfest der Gottesmutter Maria und alles Gute für 2022!

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Nich scheinbar, aber unscheinbar

„Die wirkliche, christliche Bedeutung von Weihnachten ist nur noch für wenige Menschen von Bedeutung. Weihnachten wird zwar gefeiert oder begangen, mit Lichterbäumen und Verkaufsmärkten, aber oft ohne die notwendige Konsequenz. Manch einer feiert Weihnachten gar nur um den Schein zu wahren - man lässt es sich auch ein paar Scheinchen kosten. Aber was passiert, wenn der äußere Rahmen nicht mehr aufrecht gehalten werden kann: durch Corona und Inflation, durch die Absage von Weihnachtsmärkten, kleineren Geschenke, eingeschränkter Besuchsmöglichkeit, weniger Bewegungsfreiheit?

Jesus ist nicht scheinbar geboren, nein, er ist die Wirklichkeit des Lebens: als Neugeborenes in Windeln gewickelt, in einem Stall zwischen den Tieren in einen Futtertrog gelegt, unterwegs, arm - unscheinbar. Und alle die nach Bethlehem gegangen sind in dieser Nacht, die Hirten und später auch die Weisen, die haben kalte Füße bekommen von der harten Wirklichkeit; aber auch ein warmes Herz vor Freude und Rührung.

Alle, die wir heute Weihnachten wirklich feiern, müssen damit rechnen im alltäglichen Gedränge auch mal kalte Füße zu bekommen. Der Weg zur Krippe und wieder zurück ist ein kein einfacher Weg und jeder und jede von uns, die wir diesem Neugeborenen folgen, wir alle müssen uns über die Konsequenzen klar sein, die die Menschwerdung Gottes mit sich bringt. – Und auf diesem Weg tragen die die frohe Botschaft des Weihnachtsfestes in unseren Herzen: Gott hat sich nicht scheinbar auf unsere Wirklichkeit eingelassen, sondern ganz konkret in Zeit und Raum … nicht scheinbar, aber unscheinbar.

So tief lässt sich Gott in unsere Wirklichkeit hinab und hinein, dass er ein Kind wird, das zu uns spricht: Hab keine Angst – fürchte dich nicht vor mir, noch vor deiner Wirklichkeit als schwacher Mensch, noch vor Not, Armut, Ungewissheit und Tod. Fürchte dich nicht! Ich bin mit dir, dein Gott, der wirklich das Leben kennt, von Anfang bis zum Ende. Du brauchst mir nichts vorzumachen, nichts vorzuspielen, sei einfach da, komm, bring deine eigene Unscheinbarkeit mit und lass dich von mir anschauen. Gott der Sohn, Jesus Christus ist einer von uns, sodass wir den Weg mit ihm gehen können. Er weiß, was wirkliches Leben bedeutet.

Ich wünsche Euch ein Weihnachten, das wirklich anrührt, nicht nur scheinbar. Ich wünsche Euch ein Weihnachten, bei dem das göttliche Kind in uns wirklich geboren wird, nicht nur scheinbar - und dass wir das Göttliche in dem Unscheinbaren erkennen.“

Pater Elias und alle Brüder in Jerusalem und Tabgha wünschen Euch ein gesegnetes Weihnachtsfest!

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Da war es (nur noch) eines.

Für einen kurzen Moment bin ich dann doch erschrocken: Von meinem Sitz bei der Messe heute früh sah es auf einmal so aus, als sei nur noch ein Brot in unserem Mosaik-Korb vor dem Altar!

Sicherheitshalber habe ich einmal kurz um die Altarecke geschaut. Es waren natürlich noch alle vier Brote im Korb. Keiner hatte eins, geschweige denn drei über Nacht herausgenommen. – Was bei den Pilger- und Besucheranstürmen dieser Tage andererseits so abwegig auch nicht wäre.

Jedenfalls sah ich nur das äußerste Brot ganz rechts (ich habe den Blick mit dem Foto noch mal nachgestellt). Das untere, mittlere Brot war theoretisch auch in meinem Blickfeld. Aber die einzelnen Mosaik-Steine, die ich wirklich sah, wurden von meinem Gehirn im ersten Moment noch nicht zum ganzen Brot ergänzt. – Die erste Lehre dieses Tages: Das ganze Bild besteht aus mehreren kleinen Teilen. Von einzelnen Steinchen auf ein Ganzes zu schließen ist schwierig, führt mitunter zu falschen Rückschlüssen. Warten, nochmal hinschauen, etwas größer hinschauen. Dann kann ein Ganzes daraus werden.

Zweite Lehre, besser: zweiter Gedankenanstoß: Und was, wenn es wirklich nur noch ein Brot wäre? – Pater Zacharias hat in den einleitenden Worten zur Messe auf den heiligen Ignatius von Antiochien hingewiesen, dem es ein wesentliches theologisches und vor allem geistliches Anliegen war, auf die Einheit der Kirche hinzuweisen. Da braucht man kaum auf den aktuellen, großen Bruch zwischen den Patriarchen von Konstantinopel und Moskau zu schauen. Das fängt ja alles schon viel früher und kleiner an. Aber viele kleine Steinchen geben auch ein, naja, ganzes Bild ab...

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Wo man singt,...

Chor-Festival in der Brotvermehrungskirche in Tabgha. Chor-Festival in der Brotvermehrungskirche in Tabgha.

Es gibt diese Momente im Leben, in denen man wie durch ein Kaleidoskop auf das eigene Leben schaut. Suchen und machen kann man diese Erfahrungen eher nicht. Sie werden einem geschenkt. Oder aufgezwängt. Je nach dem.

Am Freitagabend hatte ich so etwas. Eher geschenkt. – Wir hatten ein Konzert in der Brotvermehrungskirche. Ein besonderes Konzert. Eher ein Zusammentreffen von Chören, zwölf aus der Region um den See, ein Gastchor aus Polen. Die haben sich quasi gegenseitig etwas vorgesungen. Kinneret-Chorfestival, nannten sie das. – Erinnert hat mich an das an meine Zeit bei den „Hunsrücklerchen“, einem Kinder- und Jugendchor bei uns zuhause. Auch da waren Konzerte ja meistens so, dass man irgendwohin fuhr, wo vor allem dann auch andere Chöre hinkamen. Konzertpublikum und Darbietende waren auch da quasi identisch. Auch Anspruch und, naja, Qualität waren damals wie am Freitag sehr verschieden. Wichtig war aber seinerzeit wie heute, dass da Menschen zusammenkamen, die Freude an der Musik und am Singen hatten.

Wie wünschte man manchen spaßbefreiten Zeitgenossen solche zweckfreie Unterhaltung und Freude! – Und wie erst all denen, die von den tatsächlichen Sorgen und existentiellen Nöten des Lebens so niedergedrückt sind, dass ihnen solche Freude und Spaß längst vergangen sind! Flüchtlinge, Todkranke, Alte, Einsame… Wäre unsere Welt doch etwas, nur etwas glücklicher!

Aber mein Kaleidoskop dreht sich noch weiter… Da war unsere Kirche wieder einmal übervoll, mehr als 300 Leute. Automatisch denke ich dann an unser Evangelium: „…und Jesus sah die vielen Menschen…“ Sie kommen zusammen, auch heute. Mit unterschiedlichen Interessen und Geschichten. Aber immer wieder an diesem Ort. Geschenk!

Und dann standen diese Menschen aus unserer näheren und weiteren Nachbarschaft zwischen der Marien- und der Christus-Ikone, unter dem goldenen Mosaik-Kreuz in der Apsis. Israelis, jüdischen Glaubens die allermeisten. Und sie sangen. Halleluja. Hebräische Lieder, auch Schlager. Ein Ave Maria war dabei. – Was machen diese Leute wohl beruflich? Krankenschwestern und Gabelstapelfahrer, Ärzte und Hausfrauen? Keine Ahnung. Israel war zu Gast bei uns. Geschenk!

Und einmal mehr eine Antwort auf die Feuernacht vom Juni 2015: Man wünschte uns, den „Götzendienern“ den Tod, brachte uns tödliche Flammen an die Haustür. – Aber wer sind „Götzendiener“? Die, die ihren Gott in feste Formen gießen, die ihnen den Umgang mit anderen unmöglich machen, die ihre Hand zur Faust werden lassen? Oder die, die im Namen ihres Gottes die Hand offenhalten? Türen öffnen? Ohren? Herzen?

Der Gastchor aus Polen sang als letztes. Weihnachtslieder. Geschenk. – Und dann als Zugabe im Kanon, mit allen in der Kirche: Shalom, Chaverim! Lehitraot! – Friede mit Dir, Bruder! Wir sehen uns! Und unsere Welt wird vielleicht etwas glücklicher...

Wir sehen uns! Hoffentlich in Frieden! – Kaleidoskope unseres Lebens mitten in unsrem Leben, um darüber hinaus schauen zu können.

Geschenk.

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Ein kleiner grüner Käfer

Schon früh heute morgen sind wir aus Tabgha aufgebrochen, um nach Jerusalem in die Abtei zu fahren. Wir kamen dann zunächst nur bis Tiberias. Wegen einer Sportveranstaltung war da alles gesperrt, und wir konnten nicht wie geplant durchs Jordantal fahren, sondern mussten die Strecke entlang der Küste nehmen. Da aber sonst alles frei war, waren wir gegen sieben Uhr kurz vor Jerusalem.

Noch vor dem eigentlichen Ortseingang fiel uns ein richtig schöner alter VW-Käfer auf. Grün. Sehr gepflegt. Wir haben uns sehr über das Auto und seinen so typischen rrrrrrrrrrrrollenden Sound gefreut. Und auch über den sportlichen Fahrstil seines Piloten, der anscheinend in unsere Richtung fuhr.

Und er fuhr immer sportlicher, überholte immer seltsamer, sprang über die Spuren. Als wir - noch kurz hinter ihm – auf Höhe des Jaffa-Tores Richtung Altstadt abbiegen wollten, sahen wir die erste Straßensperre der Polizei. Undurchdringlich für uns. Warum, wussten wir da noch nicht.

Der kleine grüne Käfer durfte vorbei. Flog mit seinem Fahrer geradezu zum Jaffa-Tor und in die Altstadt. Warum, auch das haben wir erst nach und nach verstanden, nachdem ich die blaue Polizeiuniform des Fahrers dann sah…

Am Abend dieses Tages sehe ich nun immer wieder das Foto eines der getöteten Polizisten, mit seinem kleinen Sohn auf dem Arm. Und ich sehe den grünen Käfer. – Der eine hat heute zwei Kollegen verloren, der andere, kaum drei Wochen alt, seinen Vater!

Ich wünsche allen kleinen Jungs in diesem Land, gleich welcher Religion und Sprache, kleine grüne Käfer zum spielen. Meinetwegen auch blaue und rote und gelbe und weiße. Spielt mit Käfern, baut sie auseinander und wieder zusammen! Aber lasst endlich alle miteinander diese Scheiß-Waffen weg…

Ein kleiner grüner Käfer

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Dazwischen

„Twilight” – Landschaft um den See Genezareth an einem späten Dezembernachmittag. „Twilight” – Landschaft um den See Genezareth an einem späten Dezembernachmittag.

Für einen Moment bin ich wieder zwischen den Zeiten und Erfahrungen: Als mich am frühen Montagnachmittag die Nachricht vom (vorläufigen) Urteil im Gerichtsprozess gegen zwei der mutmaßlichen Brandstifter erreicht, bin ich in Köln, im Generalsekretariat des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande. Eine Bausitzung steht an, um die nächsten Projekte vor und neben der Kirche in Tabgha zu besprechen.

Das Atrium ist nach dem Brandanschlag ja wiederhergestellt und in Funktion. Der Kirchenvorplatz und das Gelände des früheren Klostergebäudes sollen eine positive Antwort auf die Feuernacht sein: Keine Mauern und Zäune, sondern Begegnung und Offenheit, Kennenlernen und Vorurteile überwinden, Ruhe und Erholung finden, Schatten, Sitzmöglichkeiten. „Denn es gab dort viel Gras…“ (vgl. Joh 6,15).

Wie die dunklen Aschespuren im ganzen Haus jener Tage im Sommer 2015 kommt dann die Nachricht aus Nazareth – eine Verurteilung, ein Freispruch. Dazwischen. Zwischen der Brandnacht und den geborstenen Mauern und Dächern einerseits und der Perspektive auf ein neues, Hoffnung stiftendes Bauprojekt andererseits. Zwischen der Beruhigung, dass jemand Verantwortung für sein Handeln übernehmen muss, und der Irritation, dass das für andere vielleicht nicht gilt.

Aus der Zeit nach dem Brandanschlag und verschiedenen Begegnungen mit israelischen Sicherheitskräften kenne ich eine ganze Reihe ihrer Ermittlungsergebnisse. Für mich als Laien sehr beeindruckend. Was das Gericht daraus macht, ist Angelegenheit des Gerichtes. Dazu habe ich als Mönch nichts zu sagen. Das immer wieder in israelischen und deutschen Meldungen zitierte Statement des Staatsanwaltes aber ist eindeutig: Es geht auch um eine Positionierung des Staates gegenüber „jüdischem Terrorismus“. – Und ich höre die vielen Fragen von Menschen um uns herum, in denen sich angesichts des Urteiles Enttäuschung und Ratlosigkeit und auch Wurt und Ärger mischen.

Dazwischen…

Am Ende der Woche sehe ich in diesem Urteil vor allem einen Appell. Eine Gesellschaft, in diesem Falle die israelische, erkennt an, dass es in ihren Reihen Extremismus und Terrorismus gibt. – Damit steht Israel wirklich nicht alleine auf der Welt. – Gerade in dem Zwiespältigen des Urteils vom Montag klingt für mich daher auch die Anfrage an unsere Gesellschaften mit: Was können Eltern, Erzieher, Lehrer, Religionsvertreter, was kann jeder Einzelne von uns künftig tun, damit es solche Gerichtsprozesse erst gar nicht mehr braucht? Warum kommt es im Zusammenleben von Menschen immer wieder zu Hass, der in Gewalt umschlägt?

Die Antworten sind vielfach bekannt. Alleine, es fehlt uns so oft der Mut und die Phantasie, das Vertrauen und die Hoffnung. – Vielleicht ist auch das ein Teil unseres Ortsevangeliums: In Ruhe hinsetzen, das vermeintlich Unmögliche geschehen lassen, auch dem Nächsten seinen Platz und sein Stück Brot und Fisch lassen… denn es gab dort viel Gras.

Es muss niemand dazwischen bleiben.

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