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Alle Blogbeiträge von P. Basilius OSB

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„Blick hinter die Kulissen...

...des Weißen Hauses...”. – Dieses Bild, das ich zuerst heute bei Spiegel online gesehen habe, das mittlerweile aber durch alle Medien geht, ist verstörend.
Da sitzt der mächtigste Mann der Welt hinten in der Ecke, mit eine Strickweste und einem Polohemd. Angespannt und gestresst. Seine Außenministerin hält die Hand vor den Mund, die Augen aufgerissen. Die Minen und Gesten der Anderen will ich nicht deuten. Sehen sie so etwas öfter?
So ähnlich saßen wir, Mönche und wenige Gäste vor fast zehn Jahren auch um einen Bildschirm und haben zugesehen, wie die Twins in New York in sich zusammenfielen. Dieser Tag verändert die Welt, hat der Abt damals gesagt. Ja, dieser Tag hat die Welt verändert.
Aber hat er auch die Menschen verändert? Der Mensch und seine Macht. Seine Möglichkeit, Gewalt auszuüben. Die Hilflosigkeit, der Gewalt Anderer ausgesetzt zu sein. – Macht, über Gewalt zu entscheiden, und Ohmacht, Gewalt zu ertragen, auch wenn man sie „nur” mit ansieht.

Mich irritiert diese Runde um den Großbildschirm im Weißen Haus. Warum, warum muss es zu solchen Runden kommen und was bringen sie? Ich verstehe es nicht.
Der Blick hinter die Kulissen des Weißen Hauses ist ein Blick hinter die Kulissen menschlicher Haltungen und Strukturen. – Aber verstehen, verstehen kann ich es nicht.

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„Heute kam der Olivenbaum!”

Unter meinen Emails heute morgen war auch eine, die mir Bruder Franziskus aus Tabgha gestern Abend noch geschickt hat. Aus gegebenem Anlass möchte ich davon hier ein paar Sätze mit Euch teilen.
Hintergrund: Vor etwa drei Wochen haben sich unsere Tabgha-Brüder einen alten Olivenbaum ausgesucht, der in den Innenhof des neuen Klosters gepflanzt werden soll. Solche Verpflanzungen auch alter Bäume sind hier im Heiligen Land nicht unüblich. Immer mal wieder sieht mal Bäume auf einem LKW durch die Landschaft fahren, auf dem Weg zu einem neuen Zuhause.
Unser Baum nun musste in den späteren Innenhof, bevor der westliche Trakt mit Küche, Refektorium und Sprechzimmern gebaut wird. Sonst hätte man ihn mit einem Kran über das Dach schaffen müssen. – Auch wenn Olivenbäume schon mal LKW fahren, fliegen tun sie nicht gerne...

Hier also die Beobachtungen von Bruder Franziskus:
Br. Franziskus begutachtet den neuen-alten Olivenbaum Heute kam der Olivenbaum. Ich war ganz erstaunt mit welch wenigem Wurzelwerk. Die Wurzel werden noch kräftig aus dem Stamm wachsen und im Boden Halt finden. Es hat wohl auch was mit uns zu tun.

Der mächtige Stamm mag unseren Heiligen Vater Benedikt symbolisieren. Noch sind kaum Zweige zu sehen. Zum Teil sind sie beim Transport beschädigt worden. Bei guter Pflege können sie wachsen: Auch wir, wenn wir uns an dem Stamm unsrer Ordensregel orientieren.

Den lebensspendenden Saft liefert der Stamm: Aus der Wurzel, die wie Gott dem Baum Nahrung aus dem Boden gibt, kann es dann wachsen. An Seinem Segen ist alles gelegen, und mit unserm gutem Willen dazu kann es wachsen und gedeihen.

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wachet und betet

die bilder dieses abends sind stark
sie brauchen kaum erklärende worte

dass wir hier feiern und erinnern wo es war und ist und bleiben wird ist ein geschenk

aber es macht keinen unterschied

es geschieht überall

überall dort wo sich menschen in Seinem geist zusammenführen lassen sich von Seiner liebe führen lassen sich in Seinen dienst stellen lassen
in den dienst den Er uns getan und den den wir in Seinem namen Ihm und einander tun

nun ist es still und dunkel
die bilder vom wasser und dem öl und dem kuss auf dem fuß und die gaben von wein und brot sie sind stark

aber in der stille und in die dunkelheit klingt besonders noch Sein ruf
wachet und betet

das gilt nicht nur für diese nacht
das ist ein lebensprogramm
wachet und betet

durch die stille und die dunkelheit
im vertrauen darauf dass auch die sonne wieder aufgeht und Er wieder zu uns spricht:
Der Friede sei mit euch!

Wachet und betet...

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Ohne Bilder: Weil es so etwas nur in Jerusalem gibt

Ich sage es gleich vorweg: Zu diesem Blog gibt's kein Bild.
Das will ich mir und Euch ganz bestimmt nicht antun.
Gleichzeitig ist die Szene selbst ein Bild für Jerusalem und für das, was man so nur in dieser Stadt erleben kann.


Ein ganz besonderer Priester

Aber der Reihe nach. – Wer von Euch schon mal in dieser Stadt war, hat etwas vom Jüdischen Tempel gehört oder gelesen, hat Bilder und Modelle usw. gesehen. Nur in Natur gibt es ihn nicht mehr, den Tempel, seit etwa zweitausend Jahren. Auch das ist bekannt. Die einen bedauern das, den anderen ist das ganz recht, wieder andere bestreiten seine Existenz sowieso.
Nun gibt es im Umfeld unserer Abtei aber einen Mann, der das für sich ganz pragmatisch gelöst hat: Er selbst ist ein Cohen, also ein jüdischer Priester, trägt meistens weiße Kleider und eine sehenswerte Haartracht. Und für diesen Priester ist der Tempel kurzerhand unser Garten. Er kommt fast jede Woche, um sein Heiligtum zu pflegen, zupft Unkraut usw. Dem Zivi ist es recht und unser Garten freut sich auch.
Das wäre an sich ja schon eine schöne Story. Aber es geht noch eine Spur heftiger.


Happy Passover

Heute ist der Seder-Abend, der Auftakt zu den jüdischen Pessach-Feiertagen. So weit, so gut. Ihr kennt die Geschichte mit dem Lamm, das die Israeliten seinerzeit geschlachtet haben, um sein Blut an ihre Türpfosten zu streichen und um das Fleisch zu essen, die „Hüften gegürtet, Schuhe an den Füßen, den Stab in der Hand [...] hastig!” (Exodus 12,11).
Ich saß vorhin zu einem Gespräch im Garten und dachte mir erst mal nicht viel dabei, als unser jüdischer Priester-Freund um Einlaß in den Garten bat. Auch dass er noch einen zweiten Priester mitbrachte (auch er weiß gekleidet und mit stilechtem Bart), hat mich nicht aus der Ruhe gebracht.

Erst, als wir nach unserem Gespräch unsere ruhige Ecke verließen, habe ich das geschlachtete Lamm in unserem Garten gesehen... Mitten drin, auf der Wiese unter dem Zitronenbaum!
Der Tempel des Herrn, der Tempel des Herrn, der Tempel des Herrn ist hier!!!
(frei nach Jeremia 7,4)

In diesem Sinne: Happy Passover!

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Vor dem Feiertagsmarathon

Noch einmal tief Luft holen, dann geht es los. – Gerade habe ich noch mal mein Büro geputzt, den Müll weggebracht. Die (meisten) Einkäufe sind erledigt. Aber viel bekomme ich jetzt sowieso nicht mehr.
Die Geschäfte waren schon Anfang der Woche fast menschenleer, weil zumindest unsere jüdischen Mitbürger ihre Wohnungen geputzt und für das Pessach-Fest rein, also koscher, gemacht haben. Da ist unser Osterputz harmlos. Die Blumentöpfchen, die ich als Deko fürs Refektorium für die nächste Woche bestellt hatte, kamen schon vorgestern („Aber Ostern ist doch immer eine Woche vor Pessach...!?” – Nein, leider falsch.), und ich gehe davon aus, dass sie unter der Hand von Eva und Katharina die Woche bei uns gut überstehen, bevor sie zum Einsatz kommen.

Am Sonntag geht es dann „bei uns” los. Aus Tabgha haben wir einen ganzen Packen an Olivenzweigen bekommen für die knapp 200 Pilger, die sich für den Gottesdienst angemeldet haben. Am Montag ist Erev Pessach, der Vorabend des Pessachfestes, was dann eine ganze Woche lang gefeiert wird.
Halbfeiertage und ganze Feiertage, dazwischen dann unsere Heilige Woche, die mit Ostern nahtlos in die Osteroktav übergeht. Noch mehr halbe und ganze Feiertage...

Im Feiern selbst ist es ja schön, und deshalb freue ich mich auch darauf. Gleichzeitig ist es aber eine Strecke, die es zu bewältigen gilt. – Durch das Rote Meer und die Wüste, zum Garten Gethsemani, nach Golgotha... und schließlich nach Emmaus und nach Galiläa. Und von dort in die Welt hinaus...

Wie sagt der Kölner? – Et hätt noch immer jot jejange.

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Wenn Gras wie ein Zweitakter singt...

...dann wird es Ostern in Jerusalem.
Klingt verrückt. Ist es auch. Aber gleichzeitig ist es ganz richtig und normal. Denn: Als ich gerade durch das Treppenhaus anch oben ging, habe ich es zuerst gehört und dann auch gerochen und schließlich gesehen:
Gerade eben auf dem griechischen Friedhof... Auf dem griechisch-orthodoxen Friedhof nebenan war einer der Arbeiter damit beschäftigt, mit einer Motorsense zwischen den Gräbern zu mähen. – Im Winter nämlich wird es ja hier grün, es wächst und blüht. So auch das Gras und allerlei bunt Blühendes zwischen den Gräbern in unserer Nachbarschaft. Nun lässt der Regen (vermutlich) bald nach, auch wenn wir diese Woche noch einiges abbekamen. Gepriesen sei der Ewige!
Also würde das, was jetzt noch recht nett anzuschauen ist, eh bald verdorren und sogar eine Brandgefahr darstellen. Und dann mäht man es besser vorher ab.

Außerdem gehen wir ja alle auf Ostern zu. (Der 24. April ist in diesem Jahr der gemeinsame Termin von Ost- und Westkirche.) Die griechisch-orthodoxen Christen in Jerusalem feiern Ostern besonders um das Heilige Grab herum. Ein Massenspektakel ganz eigener Art. Dann kommt das Heilige Feuer aus dem Heiligen und leeren Grab und verbreitet sich in Windeseile in der ganzen Grabeskirche und in der ganzen Stadt.
So schnell wie seinerzeit Johannes und Petrus zum leeren Grab des Herrn liefen, laufen einige orthodoxe Christen dann zu den Gräbern ihrer Verwandten auf dem Zion. Sie bringen ihren Toten das Feuer des Auferstandenen!

Also muss der Friedhof dann sauber und aufgeräumt sein. Und so riecht klingt das Gras auf dem griechischen Friedhof heute wie ein Zweitakter und kündigt an, dass bald Ostern ist!

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Ein neuer Tag

Es ist noch früh am Morgen. Wir haben Vigil und Laudes gesungen und hatten dazu unerwartet Gäste. Jetzt sitze ich am Schreibtisch, und das Zwitschern der Vögel draußen ist noch lauter als der langsam erwachende Lärm der Stadt.
Gestern war ein voller Tag mit vielen Gesprächen am Telefon und von Angesicht zu Angesicht, mit vielen Mails. Das Wetter sprang von finster-wolkig und Regen zu blauem Himmel mit Sonne.
Heute ist ein neuer Tag. Er beginnt nicht weniger kraftvoll, aber doch ruhiger.

Lobe den HERRN, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen!
Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat:
der dir alle deine Sünden vergibt und heilet alle deine Gebrechen,
der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönt mit Gnade und Barmherzigkeit,
der deinen Mund fröhlich macht, und du wieder jung wirst wie ein Adler.
(Psalm 103,1-5 nach der Lutherübersetzung (1912))

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Störche unterm Regenbogen

Ich wusste es schon immer, dass die kleine Babys aus dem Jordantal kommen. Seit heute bin ich mir nochmal sicherer...
Aber der Reihe nach. – Wer schon einmal mit dem Bus oder dem Auto durch den Jordangraben gefahren ist, dem werden vielleicht auch die Wasserbecken aufgefallen sein, unweit der Straße. Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass dort Fische gezüchtet werden, weil diese Becken auch durch große Rohre sprudelnd belüftet werden. Doch weil ich wusste, dass auch die Störche durch den Jordangraben ziehen zwischen Winter und Sommer, erkannte ich schon vor einigen Jahren den wahren Existenzgrund dieser Becken: Dort wachsen die kleinen Babys, und die Störche nehmen sie auf ihrem Weg mit und verteilen sie. Auf dem Weg nach Süden die dunkleren, die helleren auf dem Weg nach Norden.
So viel zur Theorie...

Aber dass das Geschenk des Lebens tatsächlich sehr viel mit diesem Land, in dem ich leben darf, zu tun hat, das ist eine sehr praktische Erkenntnis. Als wir heute von Tabgha aus wieder Richtung Jerusalem zurück fuhren, führte uns der Weg zuerst entlang des Sees Genezareth: türkisblau. Das gibt es selten. Und im Wechselspiel mit den düsteren Wolken über dem Golan und den glänzenden Sonnenstrahlen einfach ein atemberaubendes Schauspiel.
Im Jordangraben haben wir dann immer wieder Regenbogen gesehen. Kräftige Regenbogen mitten in der Wüste! Immer wieder auch heftiger Regen und neue Regenbogen. In ein paar Tagen wird dort, wo der Regenbogen den Wüstenboden berührt hat, die Erde blühen. Und unter den Regenbogen saßen immer wieder, richtig: ganze Kolonien von Störchen. Sie haben sich einen der exklusivsten Rastplätze ausgesucht, den derzeit Afrika-Europa-Reisende wohl finden können.

Alles in allem wunderbare und schöne Zusagen des Lebens. Ein gutes Zeichen am zweiten Tag der Fastenzeit in diesem Jahr!

PS: Ja, ich hatte meine Kamera zwar dabei, aber für das, was es da wirklich zu sehen gab, braucht Ihr meine Bilder nicht...

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Nie zu spät

Es hat lange gedauert in diesem Jahr. Aber jetzt ist er doch wieder da, der Aschermittwoch. Weil Ostern relativ spät ist, ist es eben auch der Aschermittwoch. 40 Tage auf Ostern hin beginnen jetzt. Fasten, Umkehr, Neuanfang. Irgendwie das gleiche wie in den Jahren zuvor.

Wunder der Wüste: Nach dem Regen beginnt es zu blühen. Fastenvorsätze? – Ja, durchaus. Aber keine, die nicht auch zu jedem anderen Zeitpunkt im Jahr sinnvoll wären.
Und der Mönch soll ja immer leben wie in der Fastenzeit. Das bedeutet natürlich immer die Bereitschaft zu Fasten und Umkehr – und die Umsetzung.

Aber es bedeutet auch, immer im Geist des Osterfestes zu leben. Dazu ist es nie zu spät!

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Grüne Schuhe

Da waren sie wieder, die grünen Schuhe. Heute morgen in der Messe. Ich habe sie schon mehrfach in den letzten Tagen gesehen: Grüne Schuhe mit einem gelben pfeilähnlichen Dekostreifen an der Seite und mit gelben Schnürsenkeln. Und heute morgen waren sie wieder da.

Auf wieviele Schuhe blicken wir wohl pro Tag? Unsere eigenen eingeschlossen. Das ist an sich sehr alltäglich, und vermutlich sind da nur selten Schuhe dabei, die uns länger beschäftigen. Diese grünen Schuhe tun es jedenfalls. Und ich frage mich, welche Geschichten uns wohl unsere Schuhe erzählen würden, wenn wir ihnen zuhören. Wo sie schon überall waren. Was sie für uns schon alles ausgehalten haben. Wo sie uns Schutz und Stand gegeben haben. – Aber wir treten sie buchstäblich mit den Füßen...
Nun gut, das ist auch ihre Aufgabe und ihr Daseinszweck. Da gibt es wenig Grund, sentimental zu werden.

Wir sollen vielleicht trotzdem öfter mit unseren Schuhen reden, wenn sie von unseren Um- und Irrwegen erzählen, von aus-weg-losen Situationen und erreichten Zielen, von schweren Schritten und leichten Sprüngen.

Es gibt vermutlich viel mehr, die auf unseren Wegen dabei sind, als wir wissen.

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