Ostergruß
11. April 2022
Nach über zwei Jahren der Einschränkungen und der Isolation scheint ein Ende der Pandemie in Sicht. Die Einreise nach Israel ist wieder möglich; seit einigen Wochen sind wieder viele Pilgergruppen im Lande. Die Zeit der Einsamkeit und der sozialen Distanz scheint vorbei zu sein. Doch dieser Hoffnungsschimmer wurde, ganz unerwartet, überflutet durch neue Hiobsbotschaften und schrecklichen Bildern aus der Ukraine. Der Todesschatten hat uns – und vor allem die Menschen in diesem Krieg – scheinbar weiterhin fest in seiner Hand.
Haben der Tod und die Vernichtung das letzte Wort in unserer Welt?
Mit Paulus antworten wir: „Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?“ – und jubeln: „Gott aber sei Dank, der uns den Sieg geschenkt hat durch unseren Herrn Jesus Christus.“ (1 Korinther 15,55.57)
Unser Herr Jesus Christus hat in seinem Tod auch unseren Tod überwunden. In seiner Auferstehung hat er uns das ewige Leben geschenkt. Deshalb haben wir den Mut, Christi Tod in der Auferstehung zu feiern: Christus ist für uns das ewige Leben in Fülle. Er ist wahrhaft glorreich auferstanden!
Seit dem ersten Ostermorgen bedeutet das Sterben nicht mehr das Hinabsinken in die Finsternis des Todesschattens. Nein, zu sterben das bedeutet seitdem, von der Peripherie des Daseins zum Mittelpunkt des Lebens zu gehen. Das ist das eigentlich Neue an der Osterbotschaft - aber es musste einer, der Gott gleich war, aber nicht daran festhielt, den vollen Preis dafür zahlen und sein Leben für die anderen hingeben.
Unsere diesjährigen Osterkerzen in Jerusalem und in Tabgha möchten diesen Glauben an den Sieg über den Tod zum Ausdruck bringen. Aus dem Kreuz – diesem Symbol des schmerzvollen Todes – keimt das Leben, weil Christus das Leben in Fülle ist. Die kyrillischen Buchstaben XB auf den Osterkerzen bedeuten und rufen uns zu: Christus ist auferstanden!
Ja, die ersten einladenden Worte Christi an die Jünger sprechen vom Kreuz: „Wer mein Jünger sein will, […] nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach“ (Markus 8,34). Das letzte Wort hat jedoch weder das Kreuz noch der Tod, sondern das Leben. Es ist in der Tat ein tiefes Geheimnis des Glaubens: „Im Tod ist das Leben“. Jesus Christus hat mit seinem Tod die Grenzen der menschlichen Welt überwunden; er ist das Licht, das heller leuchtet als jeder Todesschatten – das ist unser Osterglauben.
Liebe Freunde und Freundinnen unserer Gemeinschaft,
ich wünsche Ihnen, dass die Ostertage in unser aller Leben keinen Abend und keine finstere Nacht mehr kennen. Fest glauben wir an Jesu Worte: „In der Welt seid ihr in Bedrängnis, aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt“ (Johannes 16,33).
Gesegnete, lichte und hoffnungsvolle Osterfesttage!
Ihr Abt Bernhard Maria zusammen mit allen Brüdern auf dem Berge Zion und in Tabgha