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Meldung im Detail


Bestürzung über vandalistische Akte gegen christliche Gottesdienstplätze am Ufer des Sees Gennesaret in Tabgha

02. Mai 2014

Dalmanutha II

Zur internationalen deutschsprachigen Dormitio-Abtei der Benediktiner vor den Toren der Jerusalemer Altstadt auf dem Zionsberg gehört ein abhängiges Priorat am Nordwest-Ufer des Sees Gennesaret, nämlich das Kloster Tabgha, an dessen Ort der Tradition nach die wunderbare Speisung der 5000 verortet wird, von welcher das Neue Testament berichtet, und dessen Brotvermehrungskirche mit seinen antiken Mosaiken weltbekannt ist, vor allem das Mosaik mit dem Brotkorb und den zwei Fischen im Altarraum. Schon seit vielen Jahren genießt das Kloster Tabgha aufgrund seiner Begegnungsstätte eine hohe Reputation bei Israelis wie Palästinensern, bei Juden gleichermaßen wie bei Christen und Muslimen, da jeder von ihnen herzlich und ohne Ansehen der Person auf der Begegnungsstätte willkommen ist, allen voran einheimische Behindertegruppen, denen sich das Kloster in besonderer Weise verpflichtet weiß. Vielen Pilgern bleibt Tabgha dadurch eindrücklich in Erinnerung, dass sie an einem der „Dalmanuta“ genannten Freiluft-Gottesdienstorte direkt am Seeufer gebetet oder die Liturgie gefeiert haben.
Diese Atmosphäre der Gastfreundschaft, Begegnung und Einkehr wurde am Sonntag, 27. April 2014 um 12:00 Uhr mittags vorsätzlich auf brutale Weise gestört.

Eine große Gruppe von etwa 70 bis 80 Jugendlichen im Alter von 13 bis 15 Jahren, wovon etwa die Hälfte von ihnen wie religiöse Juden gekleidet waren, verschafften sich in Begleitung eines Erwachsenen über einen kleinen Wasserfall neben dem als „Peter’s Primacy“ bekannten Grundstück der Franziskaner Zugang zum Uferbereich des Sees Gennesaret. Aufgrund des derzeit niedrigen Wasserspiegels des Sees konnte diese Gruppe problemlos in Ufernähe alle Zäune und Grundstücksabsperrungen umgehen und sich von der Seeseite her Zugang zu unserem Grundstück in Tabgha und zu den Freiluft-Gottesdienstplätzen verschaffen. Beim ersten Gottesdienstplatz (bekannt als „Dalmanuta I“) trafen sie auf einen Gast unserers Klosters, der dort für sich betete. Sie bewarfen ihn mit Steinen, ebenso das dort sichtbar aufgestellte Kreuz. Von dort zogen sie weiter zu dem als „Solitudo“ bekannten Gottesdienstplatz, wo sie das dort befindliche Kreuz zerstörten. Von dort gingen sie weiter zu dem als „Dalmanuta II“ bekannten Gottesdienstplatz. Hier demontierten sie das gusseiserne Altarkreuz vom Altarstein und entwendeten es. Ferner beschmierten sie den Altar mit Schlamm und warfen fast alle Sitzbänke die Uferböschung hinab, wodurch diese erheblich beschädigt wurden. Auf einige Bänke wurden außerdem Davidssterne eingeritzt.

Aufgeschreckt durch den Lärm wollte eine Frau, die sich als Gast in unserem Kloster aufhielt und in der Nähe war, nachsehen, was sich an Dalmanuta II ereigne. Als sie sich dem Gottesdienstplatz und der Gruppe näherte, wurde sie mit Steinen beworfen, in ihre Richtung ausgespuckt und auf aggressivste Weise beschimpft. Die Gruppe verließ daraufhin in großer Eile unser Gelände.
Die Mönchsgemeinschaft, Volontäre und andere Gäste des Klosters konnten lediglich die Ergebnisse dieses vandalistischen Aktes zur Kenntnis nehmen, da sie zum Zeitpunkt des Geschehens gemeinsam die Mittagshore im Oratorium des Klosters feierten.
Es wurde Anzeige bei der örtlichen Polizei erstattet.

Besondere Bestürzung löst dieser vandalistischer Akt bei uns Mönchen nicht aufgrund seines materiellen Schadens aus, sondern vielmehr durch die Tatsache, dass junge Menschen offensichtlich dazu angestiftet wurden, sich friedlich verhaltende Gäste unseres Klosters gewalttätig anzugreifen, und in bewusster Weise das Zentralsymbol des Christentums, das Zeichen des Kreuzes, mutwillig zu zerstören.
Dankbar durften wir in den letzten Tagen viel Solidarität erfahren, vor allem durch unsere vielen jüdischen Freunde. Wir widersetzen uns entschieden der Logik des Hasses der Täter und werden mit unserem Gebet und unserer Arbeit für Frieden und Versöhnung zwischen den verschiedenen Völkern und Religionen des Heiligen Landes unbeirrt fortfahren und rufen alle Menschen guten Willens dazu auf, sich unseren Gebeten anzuschließen – besonders auch für all die Jugendlichen, die von Erwachsenen in dieser beschämenden Art und Weise instrumentalisiert wurden.