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Meldung im Detail


Von Christus, dem großen Mauerzerstörer

22. Juli 2012

Predigt von Abt Gregory am 16. Sonntag im Jahreskreis B (22. Juli 2012) in der Dormitio

Mauerdurchbruch zwischen dem neuen Kloster in Tabgha und der Brotvermehrungskirche.

In der zweiten Lesung haben wir heute eine großartige Beschreibung darüber gehört, was unser Herr Jesus Christus mit Seinem Sterben vollbracht hat. Der heilige Paulus sagt, dass Christus die trennende Wand der Feindschaft zwischen den Juden und den Völkern niedergerissen hat – eine Reminiszenz an jene Mauer im Jerusalemer Tempel, der die beiden voneinander trennte.

Durch den Tod Christi kam Frieden in alle Welt...

Diese Mauer wurde durch den Tod Christi zerstört. Am Kreuz erhöht, hat Christus die alles umfassende Liebe Gottes für Jeden offenbart. Und er hat uns gezeigt, dass alle in Seine Gegenwart eintreten können zu gleichen Bedingungen wie die Juden, Gottes erst-erwähltem Volk. Indem Christus für die ganze Menschheit stirbt, verkündet er den Frieden zwischen Gott und der Welt, Frieden zwischen allen Völkern der Erde.
Wie Petrus dem heidnischen Hauptmann Kornelius sagt, sieht Gott nicht auf die Person, sondern Ihm ist jeder willkommen, wer Ihn fürchtet und tut, was recht ist. (vgl. Apg 10.34f). – Der Karfreitag ist daher die Erfüllung der Verkündigung der Engel bei der Geburt Christi in Bethlehem: Friede auf Erden bei den Menschen Seiner Gnade!

(Noch K)eine Welt des Friedens

Aber es wäre natürlich naiv, wenn man annehmen würde, dass wir nach dem Tod und der Auferstehung Christi schon wirklich in einer Welt des Friedens leben würden. Man braucht ja nur in die Nachrichten zu sehen, um zu erkennen, dass das Gegenteil wahr ist: Israelis, die brutal in Bulgarien ermordet werden, das Kino-Attentat in Denver, nicht enden wollende Tötungen im Irak und in Mexiko, die Situation in Afghanistan und in Syrien und an so vielen anderen Stellen der Erde, an denen Friede bestenfalls eine hoffnungsvolle Perspektive ist mit nur einer geringen Wahrscheinlichkeit, dass sie jemals Wirklichkeit werden wird.

Und mehr noch, gerade in diesem Land, genau der Stelle, an der Christus Sein Versöhnungswerk vollendet hat, ausgerechnet in diesem Land sehen wir Mauern, die scheinbar immer größer werden – nicht nur zwischen Israelis und Palästinensern, manchmal auch innerhalb der christlichen Gemeinde selbst. Das ist ein großer Skandal und ein Stein des Anstoßes. Widerspricht es der Botschaft des Paulus oder bedeutet es sogar, dass die Frohe Botschaft von unserer Erlösung nur eine Erfindung ist?

Die Kraft der Vergebung

Als Christen sollten wir eine solche negative Bewertung nicht akzeptieren. Gott hat wirklich die elementarsten Trennungsmauern niedergerissen in der Menschwerdung, im Tod und in der Auferstehung seines Sohnes: Zuerst die Trennung zwischen Ihm selbst und Seinen sündigen Geschöpfen, dann die Trennung zwischen den Auserwählten und den Nicht-Auserwählten. Der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus will Einheit, Eintracht und Frieden.
In Christus hat Er entscheidend einmal und für Alle gehandelt, Er hat uns alles gegeben, was wir brauchen, um Eintracht in unserer Welt zu bewirken, vor allem die großartige Lehre Jesu, dass wir nicht nur denen vergeben sollen, denen wir uns ohnehin zugeneigt fühlen, sondern sogar unseren Feinden und denen, die uns hassen.

Mauern, die Menschen trennen

Trennungsmauern sind mir selbst nicht unbekannt. In der Stadt, in der ich aufgewachsen bin (Belfast), hatten wir eine sehr lange Mauer, die Katholiken und Protestanten trennte, und die man ironischerweise „Friedenslinie“ nannte.
Auch die Deutschen haben ihre eigenen schmerzlichen Erfahrungen, was es bedeutet, mit einer Mauer zu leben – und zugleich haben sie die überschäumende Freude erlebt, als sie sahen wie diese Mauer zerstört wurde. Jeder von uns weiß, dass soziales und politisches Engagement notwendig sind, damit die Mauern der politischen Trennung verschwinden.

Die wichtigste Frage

Aber: Wir dürfen das nicht als Entschuldigung dafür missbrauchen, um die Antwort auf die wichtigste Frage zu vermeiden:

  • Was sind die Mauern in meinem Leben?
  • Mauern, die ich selbst gebaut habe oder die ich aus der Geschichte geerbt habe, Mauern, die mich von anderen trennen?
  • Sind es Mauern der Frömmelei, Mauern des Rassismus, Mauern des sektiererischen Hasses, der Vorurteile und des Fanatismus?
  • Oder vielleicht einfach Mauern der Unterschiede in den Bedürfnissen der Anderen?

Christus, der große Zerstörer der Trennungsmauern

Christus, unser Herr, der große Zerstörer der Trennungsmauern ruft uns auf, solche Trennungen niederzureißen. Nur dann, wenn wir versuchen, das zu tun – oder besser: wenn wir Christus selbst bitten, dies für uns zu tun – nur dann stehen wir wirklich in der Nachfolge Christi, der gestorben und auferstanden ist.

Damit alle eins seien.