...wie wollte ich, es würde schon brennen...
18. August 2013
Predigt von Pater Basilius zum 20. Sonntag im Jahreskreis (18. August 2013)
Bei den Worten unseres Evangeliums fällt es schwer, nicht an die Bilder aus Ägypten in den letzten Tagen zu denken: Feuer und Spaltung und Zwietracht; Menschen, die sich eigentlich nahe stehen, stehen gegeneinander in erbitterter, blutiger, tödlicher Gewalt.
Wir können zwar sicher davon ausgehen, dass Jesus nicht solche Szenen im Sinn hat, denn so oft Religion und Krieg, Glaube und Gewalt auch Kehrseiten ein und derselben Medaille zu sein scheinen, sie passen nicht wirklich zusammen. Was Jesus aber meint, wenn Er uns sagt, dass Er nicht gekommen ist, um Frieden zu zu bringen, ist zunächst nicht zu verstehen. Hatten nicht die Engel schon bei Seiner Geburt den Frieden Gottes auf Erden verkündet, allen Menschen Seines Wohlgefallens (vgl. Lk 2,14)? Hat Er nicht den Jüngern, als Er sie aussandte, aufgetragen, dass sie, wenn sie ein Haus betreten, diesem Haus Frieden wünschen sollten (vgl. Lk 10,5)?
Was ist das für ein Jesus, der uns da heute im Evangelium entgegentritt? Wer ist dieser Mann? – Tatsächlich scheint uns der Jesus, der sich mit den Menschen ins Gras setzt, zu ihnen spricht, ihnen zu essen gibt, ihre Krankheiten und Leiden heilt, näher. Wir sagen lieber „wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind“ (Mt 18,20) als „drei gegen zwei und zwei gegen drei“ (Lk 12,52). Und auch wenn das nicht falsch ist, so wissen wir doch auch, dass es eben nicht die ganze Wirklichkeit ist. Jesus ist kein Teddy-Bär, Er ist nicht einfach lieb und nett, Er ist vielleicht nicht einmal das, was wir uns unter einem guten Freund wünschen. – Er ist anders. Und das heutige Evangelium erinnert uns in drastischen Worten daran.
Das Feuer, von dem Er spricht, ist nicht das Feuer der unzähligen Kriege, menschengemacht, menschenverachtend, menschenvernichtend. Es ist nicht einmal das Feuer unkontrollierbarer Naturkatastrophen. Das Feuer, von dem Er spricht, können wir nicht benutzen, um unsere egoistischen Interessen und selbstgefälligen Wünsche mit dem Anschein des Willens Gottes zu ummanteln und zu tarnen. Das Feuer, von dem Er spricht, taugt auch nicht als Ausrede, wenn wir nicht bereit und willens sind, Verantwortung zu übernehmen, und das auch noch unter dem Willen Gottes verstecken wollen.
Das Feuer, von dem Jesus spricht, folgt auf Seine Taufe. Mit Wasser wurde Er ja schon getauft, von Johannes, am Jordan. Die Taufe, die Ihn aber in das wahre und wirklich neue Leben einführt, ist das Geheimnis des Kreuzes und des Leeren Grabes. Jesu Tod und Auferstehung sind das Feuer, das Er auf die Erde wirft, mit dem Er die Erde und unser Leben verändert.
Wäre Er nur der Heiler und Menschenfreund aus Galiläa, hätte der Lauf der Geschichte wohl kaum Notiz von Ihm genommen. Doch Sein Leiden und Sein Auferstehen fragen durch alle Menschentage hindurch, was wirklich wichtig ist, was bleibt, was in der Kraft Gottes vielleicht doch ganz anders sein soll und ganz anders werden wird.
Jesus hat eine durchaus ungewöhnliche Familiengeschichte, dennoch ist er fest in der jüdischen Tradition verwurzelt. Das Gebot, Vater und Mutter zu ehren, ist Ihm selbstverständlich, und noch vom Kreuz herab vertraut Er Maria dem Johannes an – und umgekehrt. Dennoch stellen Seine heutigen Worte die fundamentale Bedeutung der Familie für den Einzelnen und die Gesellschaft in Frage. Denn im Licht und in der Kraft des Feuers Seines Todes und Seiner Auferstehung verändern sich Prioritäten und Sichtweisen.
Und dann müssen wir uns in der Tat entscheiden, was uns wirklich wichtig ist und worauf es ankommt. Wir müssen uns vielleicht von manchem verabschieden und trennen, müssen loslassen, was uns bis dahin wie selbstverständlich begleitet hat. Denn im Haus unseres Lebens gibt es viele Fünf, die darin wohnen, und von denen sich zwei gegen drei oder drei gegen zwei erheben werden, wenn das Feuer Christi auf sie fällt und sie entflammt: bequeme Angewohnheiten gegen gute Charakterzüge, schöne Sicherheit gegen offene Freiheit, Tod gegen Leben.
Christi Tod und Auferstehung sind die wahre Taufe, sie sind das Feuer, das Er selbst auf die Erde und in unser Leben geworfen hat. Dieses Feuer hinterfragt uns; stört, was wir oberflächlich als Frieden empfinden; es bringt Zwietracht und Spaltung. Denn es will, dass wir uns entscheiden: Für Ihn. Womöglich jeden Tag neu. Dieses Feuer ist wie der Geist Christi, der uns zum wahren Leben und zum wahren Frieden helfen will, schon in diesem Leben, schon in dieser Zeit. „Wie froh wäre ich“, sagt Jesus, „wie froh wäre ich, es würde schon brennen!“ (LK 12,49).
Wer Jesu Stimme folgt, Seinen Weg einschlägt, wählt nicht den schönen und lieben und einfachen Weg. Aber er wählt in der Kraft des Feuers Christi den Weg der Schönheit, der Liebe und der Wahrheit. Und das ist unser Auftrag: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“ (Joh 20,21). Im Gebet und in der Verkündigung in Wort und Tat, zum Heil der Menschen – in Ägypten und überall – und zum Lobe Gottes.
Denn schließlich ist es der Auferstandene, der in die Mitte der Seinen tritt, und spricht: „Der Friede sei mit euch!“ (Joh 20,19)
Amen.