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All meine Quellen entspringen in dir!

23. März 2014

Blick auf den See

Liebe Mitchristen,

wer Hunger hat und isst, der wird satt. Wer Durst hat und trinkt, der wird – ja, was? Undurstig? Es gibt kein Wort dafür im Deutschen. Ich kann zwar meinen Durst löschen, aber werde nicht durst-los, werde den Durst nicht los: Irgendein Durst scheint zu bleiben.

Die Duden-Redaktion hat vor einigen Jahren eine groß angelegte Umfrage-Aktion gestartet mit dem Ziel, ein Wort zu finden für das „nicht mehr durstig sein“. „sitt“ war ein Vorschlag, doch der konnte sich nicht etablieren. Und das ist vielleicht ganz gut so, denn wir sind immer durstig – im übertragenen Sinn auch dann noch, wenn wir ausreichend getrunken haben.

Das Wort Durst kommt von „Dürre“. Die alttestamentliche Lesung, die wir eben gehört haben, spricht davon: Das Volk Israel murrt in der Wüste, weil es Durst hat – die Leute wollen (mitten in der Wüste) Wasser. Sie bekommen Wasser; durch Mose wirkt Gott das Wunder. Doch geht es in dieser alttestamentlichen Erzählung nicht nur um das Wasserwunder, sondern vielmehr um die Glaubensfrage: Ist der Herr in unserer Mitte oder nicht? Ist wahr was er Mose versprochen hat: „Ich bin der ich bin da“?
Durst, das Verlangen nach Wasser: Ein Bild für den Durst nach Gott, die Suche nach IHM, das Verlangen nach Gott!

Der Mensch in der Wüste sucht nach Wasserquellen, weil er nicht verdursten will – der Mensch, der mitten im Leben steht, der sucht nach Quellen, die ihn lebendig und vital halten – kann das vielleicht auch Gott sein?

All meine Lebens-Quellen entspringen in dir, o Gott!

Das ist die Erfahrung die die Frau am Jakobsbrunnen in der Begegnung mit Jesus machen darf. Sie gehört mit zu den Menschen, die ihren Lebensdurst auf vielfältige Weise zu stillen suchten: Der Hinweis, dass sie bereits sechs Männer gehabt hat zeigt doch, dass die Frau nach Leben dürstet. In der Begegnung mit Jesus wird ihr aber bewusst, dass sie sich nicht mit nur Oberflächlichem begnügen muss. Es geht nicht nur um reales Brunnen-Wasser, sondern um lebendiges Wasser!

Wer ihn kennt und wie die Frau am Jakobsbrunnen in sich spüren kann: Diesen Durst nach Leben, der auch die Angst ist, „innerlich zu vertrocknen“ und das Leben nur abzuhaken, statt an sich heranzulassen mit all seinen Höhen und Tiefen, mit Schuld, mit Versagen und der Sehnsucht nach Vergebung und Befreiung, - wer diesen Durst kennt, der soll bitte nicht aufhören nach der wahren Quelle zu suchen.

Durst, Durst nach Leben ist sehr wichtig. Denn ohne die Erfahrung der Wüste, wie sie das Volk Israel machte – ohne diesen Durst nach wahrem Leben würden wir nicht verlangen haben nach dem Wasser, das Gott gibt. Ohne diesen Durst zu spüren, würden wir uns nicht aufmachen zu dem Wasser, das uns (und dann sogar in uns) zur sprudelnden Quelle wird, uns zum Leben mit Gott führt.

All meine Lebens-Quellen entspringen in dir, o Gott!

Diese Fastenzeit bringt die Chance mit sich, die inneren Wüsten in uns, unseren Durst nach wahrem Leben wieder stärker wahrzunehmen und zuzulassen. Das Evangelium lädt uns ein, einmal ganz bewusst aufmerksam zu sein für das was in uns nach Leben schreit und doch eher in Gefahr ist zu vertrocknen. Wann immer wir die Trockenheit und eben auch den Durst in uns wahrnehmen, ... sind wir eingeladen wie die Frau am Jakobsbrunnen Jesus zu begegnen, uns IHM anzuvertrauen.

Ja, wer um den eigenen Durst weiß, der will vor allem das Wasser des Lebens genießen, der will das Leben in seiner Fülle spüren. Körperliche Vitalität, wie wir sie in Essen, Trinken, Sexualität, Sport und Spiel erfahren, ist zweifelsohne eine kostbare Gabe des Schöpfers. Darum lädt uns Gott ein, uns nicht zu begnügen mit den erstbesten Durstlöschern, die gar oft sehr billig zu haben sind:
Ein Lacher auf Kosten anderer – Lebensfreude ist mehr,
der schnelle Sex – Liebe ist mehr,
ein nur irdischer Lebensplan – Hoffnung ist mehr.

Freude, Liebe und Hoffnung – wahres Leben ist nicht schnell und billig zu haben. Wenn mich danach dürstet muss ich mich auf die Suche machen nach der Quelle.

Die Menschen haben es immer schon geahnt. Die Bibel ist ein Zeugnis dafür. Im Buch der Psalmen hören wir einen Menschen zu Gott sagen:

„Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser,
so lechzt meine Seele, Gott nach dir.
Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott.“ (Psalm 42,1-2)

Liebe Mitchristen,
es ist ein Geschenk, wenn wir Durst nach Gott verspüren. Der Mensch, der Gott sucht, kann ihn finden. Von IHM her erfahren wir Menschen Lebensfreude, tiefe Liebe und Hoffnung, die weit über alles irdische hinausreicht.

All meine Lebens-Quellen entspringen in dir, o Gott.

Amen.