Finden Sie was sie suchen...

Dormitio-Basilika


Dormitio-Abtei auf dem Zionsberg, gesehen durch die Stadtmauer (© by Frieder Blickle).

Markant ragen der Glockenturm und die bleigedeckte Kuppel der Dormitio über den Zion und prägen aus verschiedenen Himmelsrichtungen die Skyline der Jerusalemer Altstadt. Vielen Pilgern und einheimischen Christen gilt die Marienkirche der Deutschen als eine der wichtigsten heiligen Stätten im ganzen Land.


Wie ein Mädchen mit dem Charme einer reifen Frau

Blick aus einer Seitengasse auf die Dormitio-Basilika Blick aus einer Seitengasse auf die Dormitio-Basilika Historische Wahrheit und wissenschaftliche Gewissheit sind in einer Stadt, die von so vielen Bekenntnissen durchformt und vom Blut so vieler Glaubender durchtränkt ist, keineswegs selbstverständlich. Umso wichtiger und prägender werden dann genau diese Bekenntnisse und Traditionen, die von Generation zu Generation weitergeben werden.

Das geschieht in mündlicher Form, manchmal auch in schriftlicher Form, in einzelnen Fällen auch in Stein. – Das moderne Jerusalem steht auf einem ganzen Packen solcher mündlicher, schriftlicher und steinerner Traditionen und Bekenntnisse. Manches, was man auf den ersten Blick sieht und wahrnimmt, mag noch jung sein angesichts von über dreitausend Jahren Stadtgeschichte. Doch die Wurzeln reichen tief.

Die wechselhafte Geschichte des Ortes

Auch unsere Dormitio-Basilika ist mit ihren knapp einhundert Jahren relativ jung. Doch sie steht auf alten steinernen und mündlichen Zeugen des christlichen Glaubens: Als der Abendmahlssaal in der Zerstörung Jerusalems durch die römischen Truppen 70 n.Chr. verloren geht, wird auf dem Zion eine judenchristliche Synagoge errichtet, später als „Kirche der Apostel“ bezeichnet. Im vierten Jahrhundert wurde sie um eine kleinere Kirche erweitert. Zu Beginn des fünften Jahrhunderts ersteht an dieser Stelle mit der „Hagia Sion“ eine große byzantinische Basilika, die jedoch schon 614 beim Einfall der Perser wieder zerstört wird. Erst die Kreuzfahrer errichten im 12. Jahrhundert eine neue Kirche, größer als alle ihre Vorgänger. Santa Maria in Monte Sion heißt sie. Doch als die Muslime den Kreuzfahrern 1187 die Stadt wieder entreißen, schleifen sie viele Spuren der kurzen christlichen Zeit. Die steinernen Spuren der Santa Maria findet man nur noch im Bereich des heutigen Abendmahlsaales und tief im Boden unter unserem Kloster und unserer Kirche.

Als die Deutschen sich Ende des 19. Jahrhunderts daran machen, das Grundstück auf dem Zion zu bekommen, ist es immer noch ein Trümmerfeld, hinter dem der Komplex des Nebi Daoud aufragt.

Zwei Steine haben die einheimischen Christen während der Jahrhunderte im Blick behalten: Sie verehrten sie als Steine aus dem Wohn- und Sterbehaus Mariens. Diese beiden Steine haben im Erdgeschoss auf der Außenseite des Turmes ihren Platz gefunden, wo noch heute orientalische Christen hinkommen, um hier zu beten.


100 Jahre Geschichte einer Kirche

1898 am Reformationstag ist es nach mehrjähriger diplomatischen Aktivität soweit: Nachdem Kaiser Wilhelm II. von Deutschland am Vormittag die deutsche, evangelische Erlöserkirche eingeweiht hat, übergibt er am Nachmittag das Grundstück der Dormitio den Vertretern des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande.

Dormitio-Basilika Am 7. Oktober wird der Grundstein gelegt. Nach den Plänen des Kölner Erzdiözesanbaumeisters Heinrich Renard führen einheimische Handwerker und Arbeiter jeglicher Konfession und Religion, Sprache und Kultur das neue Kloster und die Marienkirche aus. – Die Krypta ist 1904 fertig und wird eingeweiht. Zwei Jahre später kommen die ersten Benediktinermönche aus Deutschland auf dem Zion an, noch immer wird gebaut. Erst 1910, am 10. April, wird die Kirche eingeweiht. Doch vollendet ist sie bis heute nicht. Denn eine Fülle von Kriegen und äußeren Konflikten im Heiligen Land und immer wieder innere Umbrüche der Gemeinschaft lassen den Innenausbau bis heute andauern.

Mit vielen Freunden aus dem Land und aus Europa konnten wir am 10. April 2010 den 100. Jahrestag unserer Kirche feiern, die im Laufe ihre Lebens ein Schauplatz von Kriegen war und die so zu einem exponierten Ort des Gebets um den Frieden zwischen den Menschen und den Völkern geworden ist. Die Dormitio-Basilika bleibt weiterhin auch in ihrer Ausstattung und inneren Gestaltung eine Stätte der Gottsuche unserer Gemeinschaft.


Das Fußbodenmosaik der Oberkirche

Fußbodenmosaik der Oberkirche Fußbodenmosaik der Oberkirche

Als eine Art Glaubensbekenntnis und Schöpfungserzählung kann man das Fußbodenmosaik der Oberkirche lesen, das unser Mitbruder Mauritius Gisler entworfen hat und das 1932 ausgeführt wurde:

Im Zentrum markieren drei ineinander verschlungene Ringe die Mitte der Schöpfung. Das Licht des dreieinen Gottes, seine Wahrheit und Weisheit wird von den großen und kleinen Propheten und den Aposteln und Evangelisten in die Welt hinaus getragen. Immer weitere Ringe legen sich so um die Mitte herum, bis schließlich die Grenzen der Erde erreicht sind – grafisch und in Schriftzügen durch die zwölf Monatsnamen und die zwölf Tierkreiszeichen dargestellt. Umfasst wird das große Kreisbild von einem Zitat aus dem Buch der Sprichwörter:

„In frühester Zeit wurde ich gebildet, am Anfang, beim Ursprung der Erde – als die Urmeere noch nicht waren, als es die Quellen noch nicht gab, die wasserreichen – ehe die Berge eingesenkt wurden.“ (vgl. Spr 8,23-25)

Der, der in der Mitte aller Schöpfung steht, der hält sie auch zusammen!


Das Apsismosaik des Chorraums

Apsismosaik des Chorraums Apsismosaik des Chorraums Noch zu Beginn des Zweiten Weltkrieges schuf der Mönch und Künstler Radbod Commandeur aus der Benediktinerabtei Maria Laach das große Apsismosaik, das die Innenansicht der Oberkirche dominiert.

Vier Paare alttestamentlicher Propheten künden die Geburt des Messias. Ihre Botschaft gipfelt in der Verheißung des Propheten Jesaja:

„Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären und sie wird ihm den Namen Immanuel (Gott mit uns) geben“ (Jes 7,14).

Auf dem Arm seiner Mutter thront dieser verheißene Sohn und verkündet mit einem geöffneten Buch:

„Ich bin das Licht der Welt“ (vgl. Joh 12,46).

Die Marmorplatten, die als Verkleidung für den unteren Teil der Apsis vorgesehen waren, konnten wegen des Krieges nicht mehr von Deutschland nach Palästina transportiert werden und gingen mit der Kölner Spedition, bei der sie lagerten, in den Bombenangriffen verloren.

Das Apsismosaik ist und bleibt damit unvollendet.


Die Marienfigur in der Krypta

Marienfigur in der Krypta Marienfigur in der Krypta Wie das das große Apsismosaik ist auch die Dormitio-Figur im Zentrum der Krypta ein Werk von Bruder Radbod Commandeur OSB (Maria Laach).

Tag für Tag knien hunderte von Pilgern um die liegende Marienstatue, die im Sterben auf ihren Sohn blickt: Aus dem Kuppelmosaik über ihr wartet Er mit weit geöffneten Armen auf sie, um sie mit Leib und Seele in den Himmel aufzunehmen. Umgeben ist er von sechs Frauen des Alten Bundes, die ihren, je sehr eigenen Weg mit Gott gegangen sind: Eva und Mirjam, Ruth und Esther, Jael und Judith.

Ursprünglich war das Gewand der Marienfigur aus Silber getrieben und vergoldet. Geblieben ist nach dem 1948er Krieg und der Besetzung der Kirche nur noch der Holzkern. Auch die Elfenbeinhände mussten ersetzt, die Nase im ebenfalls elfenbeinernen Gesicht repariert werden.

Die Kriege der Menschen, ihre Gewalt gegeneinander hinterlassen ihre Spuren auch im Gesicht der Heiligen. – Doch auch die Verwundungen und Nöte der Menschen haben ihren Platz bei den Heiligen.


Unsere Orgeln

die große Hauptorgel

Das Gotteslob ist die zentrale Aufgabe einer benediktinischen Gemeinschaft. Dies geschieht in besonderer Weise durch die Feier des Gottesdienstes: die Feier der Eucharistie und das Stundengebet. Mit Unterstützung und unter der Führung einer Orgel ist dies oft einfacher. Der mitunter bestechend einfache gregorianische Choral und die Macht der Orgel können sich wunderbar ergänzen.

Genau diese Aufgabe erfüllen unsere kleine Chororgel und die große Hauptorgel unter den Fingern unserer Hausorganisten und von Gastorganisten an Werktagen ebenso wie an Festen.

Besonders die große Hauptorgel ist seit ihrer Einweihung 1982 auch ein beliebtes Instrument für geistliche Konzerte in unserer Kirche.