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Verdunstung und Erfahrung

13. August 2023

Was den Jüngern und Petrus in dem Evangelium, das wir heute lesen und hören, widerfährt, geschieht es nicht auch immer wieder in der Geschichte der Kirche? Geschieht es nicht auch in unserem eigenen Leben? - Jesus scheint abwesend zu sein: Er hat seine Jünger allein im Boot auf den See hinausgeschickt, er zieht sich zurück, allein auf den Berg, um zu beten. Und die Jünger sind allein auf dem See, dem Gegenwind und den Wellen ausgeliefert! Ohne ihn geschieht ‚Verdunstung‘ des Glaubens; wenn der Blick nicht auf ihn gerichtet ist, geht das Vertrauen verloren.

Aber Jesus ist da! Mitten in den Wellen auf dem See ist er für die Jünger da. Doch sie sind blind vor Angst! ‚Habt Vertrauen, ich bin es, fürchtet euch nicht!‘, ruft er ihnen und uns zu – und Petrus fasst Mut: ‚Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich über das Wasser zu dir komme!‘ ‚Komm!‘, sagt Jesus. Und Petrus steigt aus dem Boot und geht auf Jesus zu, über das Wasser. Doch der Wind und die Wellen sind noch da, er erschrickt und das Erschrecken reißt ihn in die Tiefe, aus der er ruft: ‚Herr, rette mich!‘

Gehört diese Erfahrung nicht auch zu unserem persönlichen Glauben: ein besonderer Gottesdienst, ein Wort im Sonntagsevangelium, ein Satz aus einer Predigt oder eine Begegnung mit einem überzeugten Christen bewirkt plötzlich eine große Zuversicht in uns, wir werden mutig und singen vielleicht vor Freude: ‚Meine Hoffnung, meine Freude, meine Stärke, mein Licht, Christus, meine Zuversicht, auf dich vertraue ich und fürcht mich nicht, auf dich vertraue ich und fürcht mich nicht!‘ – Aber dann kommt der Alltag wieder und mit ihm melden sich die alten Probleme und Widerstände zu Wort und darauf gebannt, rutsche wir wieder in die alten Lebensmuster und wir fallen noch tiefer.

Wäre Petrus im Boot geblieben, wäre ihm die Erfahrung des Untergehens erspart geblieben. Aber er hätte auch eine entscheidende Erfahrung nicht gemacht: Ich muss Jesus im Auge behalten und nicht gebannt auf die Wellen und den Gegenwind schauen. Nur mit Jesus im Blick werde ich die Risiken des Lebens und des Glaubens bestehen.

Wenn ich mich ganz auf Jesus konzentriere, wenn ich ihn im Auf- und Ab- meines Lebens im Blick behalte, kann ich die Erfahrung machen: Jesus, der Auferstandene, vermag mich aus dem Strudel meiner Ängste herauszuholen – Jesus lässt mich nicht fallen!

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Pater Zacharias und alle Brüder in Tabgha und Jerusalem wünschen Euch einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche!

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