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Wem bin ich der Nächste?

„Es ist ein anstrengender Weg: 30 Kilometer durch die Wüste Juda. Der Gang muss gut geplant sein, an Verpflegung und Wasser muss gedacht werden. Ein Höhenunterschied von 1200 Metern gilt es zu bewältigen: viele steile Felsschluchten, ein ausgetrocknetes Wadi, bröckeliges Gestein. Leicht kann der Fuß umknicken oder der Esel hat wieder seine störrische Phase und bockt. Das ist kein leichter Spaziergang, sondern ein Weg mit Strapazen - auch für Geübte. Schnell ist man müde und erschöpft. Man wünscht sich bald ans Ziel und am Ruheplatz, an den Quellen und den schattigen Bäumen in Jericho anzukommen; und auf dem Weg ist man nicht geschützt, vor Räubern und Dieben, die einem auflauern können. Jeder, der schon mal durch das Wadi Qelt, dem Wadi, das von Jerusalem nach Jericho führt, gegangen ist, wird ähnliche Gedanken gehabt haben. So wird auch der Mann aus Samarien, der in Jerusalem war und wahrscheinlich nach Hause will, gedacht haben. Und da das: Da liegt jemand am Wegrand – blutend, zusammengeschlagen. Was wird sich der Mann aus Samarien wohl in diesem Moment gedacht haben? ‚Das hat mir gerade noch gefehlt? Mensch, Du hast mir gerade noch gefehlt? Eigentlich passt es mir momentan nicht, ich habe gerade viel zu tun. Wenn ich Dir helfe, verpasse ich meine Angelegenheiten und Geschäfte, komme ich zu spät nach Hause, zu meiner Familie, die wartet und sich Sorgen macht. Wenn ich Dir helfe, verpasse ich meinen Gottesdienst. Wenn ich Dir jetzt helfe, mache ich mich schmutzig, werde ich auch blutverschmiert, werde ich unrein. Vielleicht ist es ja auch eine Falle?‘

Wie bequem wäre es, wenn man die Verwundeten vor der eigenen Tür fände. Aber da sind sie nicht, meistens. Ja meistens kommt alles zusammen: man findet den Hilflosen gerade dann, wenn man selbst angeschlagen ist, wenn man es am wenigsten gebrauchen kann, wenn man erschöpft durch das Wadi des Lebens gehen muss. ‚Mensch, Du hast mir gerade noch gefehlt!‘ Da hat man Mühe allen Anforderungen des Alltags gerecht zu werden, reißt sich schon alle Beine aus, um Studium, Beruf, Arbeit, Familie gerecht zu werden und dann das: Da liegt plötzlich ein Hilfloser oder eine Hilflose vor meinen Füßen. Ja, diese Not stört, der Nächste stört, aber: Störungen haben Vorrang, der Nächste hat den Vorrang.

Auch nach fast 2000 Jahren hallt die Frage des Gesetzeslehrers nach: Wer ist mein Nächster? Diese Frage muss aber anders formuliert werden; so wie sie Jesus am Schluss der Parabel formuliert: nicht statisch, sondern aktiv, beziehungsmäßig, dynamisch - im Dativ! Wer ist dem Notleidenden zum Nächsten geworden? Nicht wer ist? Sondern: Wem bin ich der Nächste? - Denn diese Frage lässt sich nicht theoretisch beantworten! Jede Situation - heute, morgen, übermorgen – kann mich zum Nächsten machen. Entscheiden ist das Tun der Nächstenliebe und die Barmherzigkeit.

Und vor lauter Nächstenliebe und der Frage ‚Wem bin ich der Nächste?‘ dürfen wir den Anfang des Evangeliums nicht vergessen. Dort steht sie, die Frage nach dem Hauptgebot – diese andere Seite der Medaille, die andere Hälfte. Was ist das Hauptgebot, was ist uns Menschen vor allem geboten? ‚Du sollst den Herrn, Deinen Gott lieben, mit Deinem ganzen Herzen und Deiner ganzen Seele, mit Deiner ganzen Kraft und mit Deinem ganzen Denken.‘ Gelingt uns das, haben wir so viel Gottesliebe und Gottvertrauen? Oder sagen wir doch viel lieber: ‚Gott, Du hast mir gerade noch gefehlt; eigentlich passt Du mir gerade nicht, denn ich habe zu tun! Aber beides: die Liebe zu Gott und zum Nächsten sind das Hauptgebot! Entscheidend ist das ‚Und‘!

Heiner Wilmer, der Bischof von Hildesheim, beschreibt das Ineinander der beiden Gebote so: ‚Gottvertrauen bedeutet nicht, sich entspannt zurückzulehnen und abzuwarten und zu meinen, es wird schon alles glattgehen. Gottvertrauen trägt dann, wenn man Risiken eingeht, weil man sich getragen fühlt, aber verantwortlich bleibt. Wer Gott vertraut, gibt seine Verantwortung und Initiative nicht an der Garderobe seines Lebens ab.‘ Ignatius von Loyola schreibt pointiert: ‚Handle so, als ob alles von Dir abhängt, in dem Wissen aber, dass in Wirklichkeit alles von Gott abhängt.‘ Amen.“

Pater Elias und alle Brüder in Jerusalem und Tabgha wünschen Euch einen gesegneten Sonntag!

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Raus und bleiben!

"Nach über zwei Jahren, die von der Corona-Pandemie geprägt waren, wollen alle weg: Die Flughäfen sind voll und wegen Personalmangels überlastet. Endlich wieder Urlaub machen! Also, nichts wie weg! Raus aus der Haustür! Und mitten in diese Urlaubsstimmung vieler sendet Jesus heute im Evangelium 72 Jünger zu den Städten und Ortschaften, die er selbst beabsichtigt zu besuchen: Nichts wie raus auf die Straßen, um die Botschaft zu verkünden; geht und verkündet: Das Reich Gottes ist nahe! – sie sollen seine Wegbereiter sein und dazu bedarf es kein Gepäck. Die genauen Anweisungen Jesu an die 72 Jünger sind ziemlich deutlich: Kein Geld, keine Vorratstasche, nicht einmal Sandalen. Ob man so sehr weit kommt, ist eine andere Frage. Ja, es klingt fast wie die Aussendung zu einem Himmelfahrtskommando. Denn wie ‚Schafe unter Wölfe‘ gesendet zu werden, scheint nicht nur wenig aussichtsreich, sondern fast grob fahrlässig.

In ihrer Aussendung erhalten die 72 Jünger Anteil an Jesu eigener Sendung: Sie werden Heil zusprechen, den Frieden wünschen, Kranke heilen und bei den Menschen verweilen. Ja, bei alle dem Aufbruch, der einer solchen Aussendung innewohnt, ist auch vom ‚Bleiben‘ die Rede! So heißt es: ‚Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes Friede diesem Haus! Und wenn dort ein Sohn des Friedens wohnt, wird euer Friede auf ihm ruhen; andernfalls wird zu euch zurückkehren. Bleibt in diesem Haus.‘ Das heißt doch, dass trotz der Dringlichkeit der Botschaft Jesu die ausgesendeten 72 Jünger keine Hektik verbreiten sollen. Die Situationen, in die sie kommen, und die Menschen, denen sie begegnen, sollen von ihnen ernst genommen werden. ‚Bleiben‘ bedeutet, sich den Menschen zu widmen, ihre Nöte und Sorgen, ihre Freuden und Herausforderungen zu teilen. Diese Nächstenliebe ist ein Zeichen für das Bleibende der frohen Botschaft, eine Zeit der Gottesgegenwart, ein Zeichen des Reiches Gottes!

Wir haben uns daran gewöhnt, dass wir uns mit den 72 Ausgesendeten identifizieren. Doch wer ist dieser „Sohn des Friedens“, von dem da im Evangelium die Rede ist, bei dem die ausgesandten einkehren und bleiben sollen? Es lohnt sich, einmal sozusagen die Seiten zu wechseln und zu fragen, wie kann ich zu einem Sohn/einer Tochter des Friedens werden? Was muss ich dafür tun? Was tue ich, wenn einer der von Jesus Ausgesendeten an meine Tür klopft? Öffne ich die Tür?

Wenn ich ehrlich bin: Oft bin ich doch der Wolf im Schafspelz, der kein Wort des Friedens hören will. Doch es gilt, den Gruß des Friedens, die Tat der Nächstenliebe an mich heranzulassen, auch wenn sie vielleicht scheinbar mittelos daherkommt, mir nichts bringt, keinen Lohn verheißt. Die 72 Ausgesandten haben jedenfalls nichts bei sich außer ihrem Gruß des Friedens. Lasst uns mit einem guten Wort, mit einem Lächeln unsere Türen öffnen – dann sind wir Söhne und Töchter des Friedens."

Pater Simeon und alle Brüder in Jerusalem und Tabgha wünschen Euch einen gesegneten Sonntag!

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Sein Kreuz tragen

„Die Wendung ‚sein Kreuz tragen‘ haben wir öfters im Mund: ‚Jeder hat so sein Päckchen zu tragen‘; in Bayern klingt das etwas deftiger: ‚a Kreiz is‘; oder: ‚Ja, Gott lädt jedem sein Kreuz auf‘. - Der eine denkt dabei an seine Rückenschmerzen, ein anderer an viele schlaflose Nächte, jemand denkt an seinen Partner oder seine Partnerin oder an seine Kinder …

Im heutigen Evangelium spricht auch Jesus vom „Kreuztragen“. Bei ihm steht dieses Wort in einem anderen Zusammenhang. Für Jesus bedeutet ‚sein Kreuz tragen‘ die Konsequenz seiner zentralen Botschaft: ‚Das Himmelreich ist nahe, kehrt um und glaubt an das Evangelium!‘ Wer diesem Ruf folgt und in sein Leben umsetzen will, dem sagt Jesus voraus: Du wirst in Konflikt mit deinen Lebensgewohnheiten und den Gesetzmäßigkeiten, die unser Leben in dieser Welt prägen, geraten. Mit der Botschaft Jesu von der Nähe Gottes ist etwas Neues in unsere Welt eingebrochen. Und das Kreuz, von dem Jesus im Evangelium spricht, entsteht da, wo unsere Welt dieses Neue nicht will und sich mit aller Kraft dagegen zur Wehr setzt.

Jesu Botschaft, „das Himmelreich ist nahe“, widerspricht oft unseren Lebensgewohnheiten. Die eigenen Lebenserwartungen in Frage stellen, sein Leben zur Verfügung stellen, den eigenen Ehrgeiz und den tief eingewurzelten Stolz aufgeben, das Vertrauen auf die eigenen Leistungen loslassen, das alles fällt uns nicht leicht. Sich hineinnehmen zulassen in eine Lebensweise, in der man sich selbst verliert und auf diese Weise alles findet, wie Jesus sagt, ist eine Herausforderung.

Denken wir zum Beispiel an unsere Sonntagsgestaltung: Ich möchte einmal einen Tag für mich haben, mal ausschlafen, die alltäglichen Pflichten hinter mir lassen, machen was mir gerade so einfällt - demgegenüber steht scheinbar die Einladung, den Sonntag zu heiligen, mir Zeit zunehmen, für Gottes Schöpfung zu danken, der Erlösungstat in Jesus Christus zu gedenken, dem Wort Gottes Raum und Zeit zu schenken – das kann eine Herausforderung sein. Als Christen leben wir in unserer konkreten Umwelt, in unserer Zeit - unsere Gesellschaft ist sicher nicht gottfeindlich, aber verhält sich oft sehr gleichgültig und Ich-bezogen. Und all das reicht bis in unser Herz hinein. Wenn wir die Botschaft Jesu ernstnehmen und miteinander versuchen, ihr folgend unser Leben zu gestalten, geraten wir immer in die Nähe des Kreuzes Christi. So gewinnen wir aber auch Anteil an seiner Auferstehung.

Wer sein Leben im Kreisen um sich selbst finden will, wird es verlieren, sagt Jesus. Wer aber sein Leben hergibt, sich rückhaltlos Gott und dem Ruf Jesu übereignet, wird sein Leben gewinnen. Das ist die Zusage Jesu.“

Pater Zacharias und alle Brüder in Tabgha und Jerusalem wünschen Euch einen gesegneten Sonntag!

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Weisheit und Wahrheit

„Vor einer Woche haben wir mit dem Pfingstfest die Osterzeit beendet - eine Zeit, in der wir viele Wochen lang die größten Geheimnisse unseres Glaubens gefeiert haben. Vielleicht haben wir in dieser Zeit manchmal ein Gefühl der Ohnmacht erlebt, angesichts der Geheimnisse des Glaubens; vieles davon können wir doch nicht verstehen.

Nun, ab dem heutigen Dreifaltigkeitssonntag und nach einer Zeit des Feierns haben wir Zeit diese großen Glaubenswahrheiten in unserem täglichen Leben zu bedenken, zu vertiefen und zu stärken.

Deshalb stellen die biblischen Texte heute die Weisheit des dreieinigen Gottes und die Wahrheit in den Mittelpunkt - als Weg zur Vertiefung unseres Glaubens. Denn der Glaube braucht unseren Verstand. Die Vernunft, eine der größten Gaben, die uns Gott ähnlich macht, darf in religiösen Fragen nicht verschlossen bleiben oder gar blind sein.

Die heutige erste Lesung aus dem Buch der Sprichwörter ist ein Hymnus auf die Weisheit und das Evangelium ist ein Hymnus auf die Wahrheit. Jemand mag fragen, was hat der Glaube mit Weisheit und Wahrheit zu tun?

Wir hören oft, dass Weisheit vor allem Wissen, Bildung, Intelligenz oder gar Klugheit ist. Und die Wahrheit? Wir hören, dass es keine Wahrheit für alle gäbe. Jeder habe seine eigene Wahrheit - nach seinem eigenen Maß und auf seine eigene Weise ....

Gleichzeitig sagt uns Gott, dass der Glaube der Weg der Weisheit ist, dass der Glaube unser Verständnis sucht und braucht. Und Jesus sagt, dass der Heilige Geist uns in alle Wahrheit führen wird und dass die Wahrheit uns frei machen wird.

In der frohen Botschaft bedeutet Weisheit nicht Intelligenz oder Wissen, sondern die Fähigkeit, Wahrheit von Falschheit zu unterscheiden und die Bereitschaft, das Gute zu wählen und nicht das Böse! Und die Weisheit, von der wir heute hören, erfordert sowohl unseren Glauben als auch unseren Verstand. Weisheit bedeutet, Gott in unser Leben einzuladen.

Wir brauchen in unserem Leben - genau wie die Apostel - den Geist Jesu, der uns zur ganzen Wahrheit über uns selbst, unser Leben und unsere Zukunft führen wird. Mit Herz und Verstand an Gott zu glauben - das ist die wahre Weisheit, die nicht nur kurzfristige Befriedigung oder Zufriedenheit, sondern Herzensfrieden und ein dauerhaftes Glücksgefühl schenkt.“

Pater Efrem und alle Brüder in Tabgha und Jerusalem wünschen Euch einen gesegneten Sonntag!

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Komm, Heiliger Geist!

„Schaut nach oben, hinauf in den Himmel! – so scheint uns dieser Sonntag mit seinen biblischen Lesungen und Texten zuzurufen. Dabei kann fast der Eindruck entstehen, als verfolgen unsere Augen den in den Himmel auffahrenden Jesus, dessen Himmelfahrt wir vor ein paar Tagen gefeiert haben. Ja, es entsteht sogar der Eindruck als heften sich unsere Augen an den Himmel und als reihten wir uns ein in die Schar der ‚unverwandt ihm nach zum Himmel Emporschauenden‘.

Da ist zunächst Stephanus, der anscheinend ganz seiner blutig-brutalen, irdischen Realität entrückt zum Himmel emporblickt. Die auf ihn geworfenen Steine, die ihn in ihrer Erdenschwere zu Boden zerren, hindern ihn nicht daran, dass seine Augen Himmlisches erblicken. Er sieht sogar den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen. Dann ist da Johannes, der Seher von Patmos, der in einer Vision ebenfalls den Himmel offen und die Himmlische Stadt von oben herunterkommen sieht. Er hört sogar Jesu Stimme im Himmel, die zu ihm spricht: ‚Ich bin der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.‘ Und da ist im Evangelium schließlich Jesus selbst, der seine Augen zum Himmel erhebt und für die Einheit seiner Jünger betet, die sich in Streit und Widersprüchlichkeit verstricken und kurz vor der Passion fragen, wer denn welchen Rang einnehmen darf.

Bleiben wir einen Moment bei Johannes, dem Seher, der Jesu Stimme von oben hört: ‚Der Geist und die Braut aber sagen: Komm!‘ Die seltsame klingende Rede vom ‚Geist‘ an dieser Stelle meint wohl die Stimme Johannes‘ und sein vom Geist Gottes erfülltes Rufen. Der Heilige Geist ist derjenige, der den prophetischen Seher zum Reden überhaupt erst bevollmächtigt. Es ist der Heilige Geist, der uns durch Jesus zugesagt ist, der seine Kirche durchwaltet und um dessen Kommen wir nun in diesen Tagen vor dem Pfingstfest besonders beten. Daher passt die gleichzeitige Rede von der ‚Braut‘. Sie ruft zusammen mit dem Geist um das Kommen Jesu. Diese Braut ist nämlich Sinnbild für die Kirche selbst, die Gesamtgemeinde der Glaubenden, die sich bereithält, Christus als ihren „Bräutigam“ zu empfangen. Der Heilige Geist ruft also mit der bräutlichen Kirche zu Christus: ‚Komm!‘ Und wir, die wir als glaubende Gemeinde diese Worte in der Liturgie hören, werden gleichsam eingeladen, in dieses ‚Komm, Herr Jesus!‘ einzustimmen; denn es heißt ja ausdrücklich: ‚Wer hört, der rufe: Komm!‘

Die Kirche bittet um den Beistand des Herrn geraden in diesen Tagen. Diese Bitte bleibt dringlich. Dieses Gebet ‚Komm, Heiliger Geist‘ soll nicht nur auf unseren Lippen erklingen, sondern auch in unseren Herzen widerschallen, denn ‚Wer hört, der rufe: Komm!‘ In den Tagen der Vorbereitung auf Pfingsten werden wir eingeladen, uns mit den Jüngern und Maria in den Abendmahlssaal zu begeben und die Ankunft des Geistes zu erflehen. Die durch die Himmelfahrt Christi entstandene Leere wir mit der Sehnsucht nach dem Geist gefüllt werden.

Niemand erwartet, dass wir den Himmel offen-stehen-sehen wie bei Stephanus. Es erwartet auch niemand, dass wir am Ölberg stehen bleiben und nach oben in den Himmel blicken. Der Geist, die Kraft aus der Höhe, kann im Herzen eines jeden erfahren werden. Und genau dort, im Herzen, steht der Himmel offen. Dann ist Jesu Gebet, „damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und ich in ihnen bin“, keine himmlische Illusion mehr.“

Pater Simeon und alle Brüder in Jerusalem und Tabgha wünschen Euch einen gesegneten Sonntag!

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Wie gelingt Zukunft?

„Mit vielfältiger Kost ist uns der Tisch des Wortes heute gedeckt worden: drei unterschiedliche Lesungen, verschiedene Gattungen und Textformen, scheinbar unterschiedliche Themen und Zugänge werden uns gereicht.

Zuerst hörten wir in der Apostelgeschichte hören von einem großen Konflikt. Es kommt zu einem heftigen Streit in der jungen christlichen Gemeinde in Antiochia: Judenchristen gegen Heidenchristen. Nun müssen richtungsweisende Entscheidungen getroffen werden. Wer gehört zu uns und wer nicht? Was ist unserer Identität und unser Leitbild. Was ist geboten, was ist verboten? - letztendlich geht es um die entscheidende Frage: Muss ich zuerst Jude werden, damit ich Christ werden kann? Oder anders formuliert: Was sind eigentlich die notwendigen Voraussetzungen? Eine gemeinsame Versammlung wird in Jerusalem einberufen, ein ‚Konzil‘. - Kompromisse werden gesucht. Statements werden gegeben. Es wird von Erfahrungen und Erlebnissen berichtet und diese werden mit Hilfe des Glaubens und der Schrift gedeutet. Gemeinsam wird um eine Lösung gerungen. Zusammen wird ein Kompromiss gefunden. Und dann werden Boten von Jerusalem nach Antiochia gesandt. Sie überbringen das Schlichtungsschreiben und darin heißt es: ‚der Heilige Geist und wir haben beschlossen …“. Die Entstehungszeit des Christentums war eine bewegte Zeit – ein konziliarer Weg, ein synodaler Weg der Suche nach Lösungen für die neu-entstehende Sozialstruktur der Kirche.

Als zweite Lesung hörten wir dann einen Abschnitt aus der Offenbarung des Johannes. In ihm geht es nicht um die Beschreibung eines historischen Ereignisses. Der Text ist ganz Vision: das himmlische Jerusalems, ein Traum einer Stadt; märchenhaft schön, riesengroß mit Platz für alle, sowohl für die Stämme der Söhne Israels als auch für die Apostel des Lammes, für Juden und Christen, für alle Berufenen, ein Ort der Heimat und Geborgenheit. Das himmlische Jerusalem ist eine Stadt, die fast nur aus Toren besteht! Und mittendrin wohnt die Herrlichkeit Gottes. Gott ist die Mitte, das ewige Licht, das den Menschen leuchtet.

Und als heutiges Evangelium haben wir einen Abschnitt aus dem Johannesevangelium gehört. Keine Erzählung, kein Bericht über das soziale Miteinander und das Finden von Kompromissen, keine Traumvision – wir hörten ein literarisches Testament, Worte Jesu an seinen engsten Jüngerkreis. Es sind seine Abschiedsworte an diejenigen, die uns in die unmittelbare Berührung mit dem göttlichen Geheimnis führen. Es sind mystische Worte, gnostisch angehaucht. Diese Worte wollen Hoffnung geben, Hoffnung bewahren und mehren. Jesus will seine Jünger auf seinen kommenden, plötzlichen Tod vorbereiten um das zu erwartenden Chaos, das danach entstehen wird, einzudämmen. Die Abschiedsworte sollen den Trauerprozess der jungen Gemeinde unterstützen und den Weg auf der Suche nach einer neuen Identität aufzeigen. Heute haben wir im Evangelium nur einen Teil der längeren Abschiedsrede gehört. Es sind Meditationen über Jesu Wort, über das Bleiben in Gottes Wort, über den Heiligen Geist als Fürsprecher. Es sind Worte über den Frieden, über die Hoffnung und Zuversicht trotz der grundlegenden Veränderungen, die auf alle zukommen werden.

Drei unterschiedliche, biblische Texte prägen den heutigen Sonntag, doch sie sind vereint in einer grundlegenden Frage: Wie gelingt Zukunft? Wie gelingen Einheit, Identität, Frieden? Unsere Zukunft gelingt nur, wenn Gott in unserer Mitte ist, wenn er durch den Heiligen Geist erfahrbar als unser Fürsprecher und Anwalt auftritt. Und wir sind als Nachfolger Gottes, als seine Kirche nur eine Einheit, wenn an uns der Frieden Gottes sichtbar ist. Das wichtigste Zeichen für die Einheit ist Gottes Frieden! Frieden, wie ihn die Welt gibt, besteht oft darin, dass die Stärkeren die Schwächeren unter Kontrolle halten, sodass diese nicht aufbegehren können. Jesus will uns aber einen anderen Frieden geben: den Frieden der Spaltung zwischen Gott und uns, in uns selbst und damit auch zwischen und Menschen überwindet: Sein Frieden hat die Macht uns zu versöhnen - von Innen her. Nur von Innen her wächst der Frieden, in dem wirklich alles neu wird. Wenn unser Herz stabil ist, sich festmacht an Gottes Wort, dann werden Verwirrung, Unruhe und Zweifel verschwinden.

Der Geist wird uns und seine Kirche noch viel lehren müssen, damit wir die Einheit und den Frieden finden, bis die neue Stadt, das himmlische Jerusalem kommen kann und wird.

Treten wir gemeinsam ein in eben diesen Lernprozess und lassen wir uns vom Geist Gottes führen und leiten.“

Pater Elias und alle Brüder in Jerusalem und Tabgha wünschen Euch einen gesegneten Sonntag!

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"Seht, ich mache alles neu."

„‘Seht, ich mache alles neu‘ (Offenbarung 21,5). Dieser Schlusssatz der heutigen Zweiten Lesung aus dem vorletzten Kapitel des letzten Buches der Heiligen Schrift trifft mich dieses Jahr sehr tief ins Herz. Seit ich Patriarchalvikar für die Migranten und Asylsuchenden des Lateinischen Patriarchats bin, höre ich tagtäglich Lebensgeschichten von Verwundungen, für die es keine irdische Therapie gibt. Geschichten und Lebensumstände, bei denen nichts einfach ‚repariert‘ werden kann, sondern wo die göttliche Tugend der Hoffnung das einzige ist, was Leben erhält - gepaart mit Glaube und Liebe. Dieser kleine Satz, der im 21. und 22. Kapitel des Buches der Offenbarung in wunderbarer Weise ein Gesicht, Klang, Geruch und Geschmack bekommt, hat eine befreiende Sprengkraft, die mir in den letzten Jahren nie so bewusst gewesen ist. Ich bin meinen Schwestern und Brüdern an den gesellschaftlichen Rändern dankbar, dass sie mir neu den Sinn der Heiligen Schrift erschließen!

Dieses Jahr wird für mich auch der Eröffnungsvers des heutigen Sonntags ‚Cantate‘ definitiv anders klingen – viel existenzieller, intensiver und hoffnungsvoller:

‚Singt dem Herrn ein neues Lied,
denn er hat wunderbare Taten vollbracht
und sein gerechtes Wirken enthüllt vor den Augen der Völker.
Halleluja.‘ (Psalm 98,1-2)

Als Benediktinermönch möchte ich noch einen dritten Satz aus der Regula Benedicti beisteuern, der gut zu diesem heutigen Hoffnungssonntag passt und der mich als mein Professspruch bis heute durch die Jahre begleitet - auch in diesen Tagen! -, nämlich das letztgenannte ‚Werkzeug der geistlichen Kunst‘: ‚Und an Gottes Barmherzigkeit niemals verzweifeln‘ (RB 4,74).“

Pater Nikodemus und alle Brüder in Jerusalem und Tabgha wünschen Euch einen gesegneten Sonntag!

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"Meine Schafe hören auf meine Stimme"

„Mobiltelefone sind klasse. Sie verraten uns schon vor der Annahme des Telefonats, wer mit uns sprechen will. Das Smartphone zeigt nicht nur den Namen, sondern oft auch ein Bild des Anrufenden.
Wenn in ‚alter Zeit‘ das Telefon mit Wählscheibe schrill schellte, dann war da noch viel mehr Spannung drin. Erst nach dem Abheben wurde klar, wer der Anrufer ist. Aber nicht immer musste der Anrufer sich vorstellen. Oft reichte schon ein ‚Hallo‘, ein ‚Grüß Dich‘ und wir wussten wer da spricht. Bekannte und Freunde erkennen wir an ihrer Stimme.

‚Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir.‘ (Joh 10,27)

Gerne nimmt Jesus in seinen Reden die Erfahrungswelt seiner Zuhörer auf. Das Bild vom Hirten und den Schafen ist ihm sehr lieb. Es ist gar nicht neu; schon die Heiligen Schriften der Juden verwenden es; sehr bekannt ist natürlich der Vers aus Psalm 23: ‚Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen.‘

Im heutigen Evangelium lenkt Jesus unsere Aufmerksamkeit auf die Bedeutung der Stimme des Hirten. ‚Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir‘ (Joh 10,27). Das entspricht tatsächlich der Realität in der Welt der Hirten und ihrer Herden.

Noch heute staune ich, wenn ich daran zurückdenke. Es ist schon ein paar Jahre her, als ich in der judäischen Wüste, gar nicht weit weg von Jericho, einmal zwei Hirtenjungen beobachten konnte. Es war schon später Nachmittag, der Abend war nahe. Da kehrte plötzlich in die bezaubernde Stille der Wüste Unruhe ein. Doch was sich da vor meinen Augen abspielte, empfand ich nicht als Störung. Das war interessant, es hat mich beeindruckt. Die beiden Hirtenjungen, wohl Beduinenkinder, die lange Zeit nebeneinander auf dem Boden gesessen hatten, waren aufgestanden und entfernten sich ein paar Meter voneinander und begannen zu pfeifen und irgendetwas zu rufen. Die Schafe und Ziegen, eine recht beachtliche Zahl von Tieren, begannen sich aufzuteilen, ganz offensichtlich dem Ruf des jeweiligen Hirtenjungen folgend. Jedes Schaf gingen zielstrebig auf seinen Hirten zu und schließlich hinter ihm her. Mit ihren Herden gingen die jungen Hirten nach Hause. Es kehrte wieder Ruhe ein. Ich war von diesem Schauspiel beeindruckt. Ich wurde Zeuge dessen, was Jesus im heutigen Evangelium sagt: Die Schafe kennen und hören auf die Stimme ihres Hirten.

Ich habe das bis dahin nicht für möglich gehalten; doch mit meinen eigenen Augen und Ohren konnte ich es beobachten: Die Schafe hören auf die Stimme des Hirten, sie folgen ihm, weil sie wissen, dass er sie kennt. Die Schafe vertrauen dem Hirten; sie wissen, der führt uns zum Stall, in dem wir die finstere Nacht sicher überstehen und der führt uns auch wieder auf die Weide; der Hirt sorgt für uns, ihm liegt an uns, wir sind ihm wichtig.

Liebe Schwestern und Brüder. Das Bild vom Hirten und der Schafherde will uns helfen, das Wesen Gottes tiefer zu verstehen. Doch Gott ist viel mehr als das ein Bild zum Ausdruck bringen kann. In diesem Sinne sagte einmal Martin Buber: ‚Alle Vorstellungen (Bilder) von Gott sind nur Richtungspfeile oder notwendige Schwellen, die der Mensch auf dem Weg zu Gott benutzt, aber zugleich immer wieder übersteigen und hinter sich lassen muss. Die Wirklichkeit Gottes erfährt der Mensch nicht in diesen Vorstellungen …, sondern nur in der lebendigen Begegnung.‘ Nicht auf schöne Gedanken und Bilder kommt es an, sondern auf das konkrete Leben des Wortes Gottes, auf die ‚lebendige Begegnung‘.

‚Meine Schafe hören auf meine Stimme‘ - und was hören Sie, wenn Sie auf die Stimme unseres Herrn hören? Welches Wort Gottes kommt Ihnen ganz spontan in den Sinn?

Ich habe seit der Vorbereitung auf diese Predigt ein Wort aus dem heutigen Evangelium im Sinn, das sogar zweimal gesagt wird: ‚… niemand wird sie meiner Hand entreißen. … niemand kann sie der Hand meines Vaters entreißen.‘ Gott hält uns, er beschützt uns, er rettet uns. Ja, wir alle sind in seinen liebevollen Händen geborgen. Ich nehme dieses Wort Gottes mit in die neue Woche und lasse mich davon leiten. ‚… niemand kann mich der Hand des Vaters entreißen.‘

Ich wünsche Ihnen sehr, dass dieses oder ein anderes Wort Gottes, das Ihnen bei meiner Frage in den Sinn kam, Sie zur lebendigen Begegnung mit Gott führen mag.

Amen.“

Pater Matthias und alle Brüder in Jerusalem und Tabgha wünschen Euch einen gesegneten Sonntag!

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"Liebst Du mich?"

Zum Nachlesen Pater Jonas‘ Predigt, die er heute Morgen im Fernsehgottesdienst vom See Gennesaret gehalten hat:

„Welch ein Geschenk! Wir stehen hier am See von Tiberias, am See Gennesaret im Heiligen Land, heute am 1. Mai zusammen mit Ihnen, die Sie mit uns am Bildschirm und über das Internet verbunden sind. Für uns und ganz viele Menschen ist dieser See Erinnerungs- und Sehnsuchtsort zugleich.

Der Ort erinnert an Jesu Botschaft hier in Tabgha, an die Brotvermehrung und wie Jesus uns immer wieder neue auffordert: ‚Gebt ihr ihnen zu essen!‘, tut das aneinander, was ich euch vorgelebt habe!

Der Ort erinnert uns auch an Maria Magdalena, an die ‚Apostolin der Apostel‘, die unweit von hier in Magdala zuhause war. Sie hat als erste die Osterbotschaft verkündet: ‚Er ist auferstanden!‘ Ihr und allen anderen Zeuginnen und Zeugen, die Jesus erlebten, glauben wir.

Für unzählige Menschen, die übers Jahr hierherkommen, atmen diese Orte am und um den See und seine Botschaft noch heute Jesu Gegenwart. Er weckt die Sehnsucht nach ‚Leben in Fülle‘.

Eine Frau aus einer Pilgergruppe, die hier in Dalmanutha einen Gottesdienst mitfeierte, hat das einmal so ausgedrückt: ‚Das gemeinsame Feiern hat mich tief berührt. Hier habe ich neu die Nähe zu Christus gespürt. Hier bin ich wieder froh geworden und habe neu glauben gelernt. Ich hoffe, ich kann Vieles in meinen Alltag hinüberretten.‘ - so klingen oft die Eindrücke von Pilgerinnen und Pilgern. Tabgha ist Sehnsuchtsort für Viele. Ein Ort, um Jesus, dem Christus, neu zu vertrauen und ihn einzuladen, lass mich heute Deine Botschaft verstehen. Lass mich heute aus ihr leben und dich bezeugen in dieser Kirche, auch wenn es manchmal schwerfällt.
In Tabgha bekommt die Osterbotschaft einen besonderen Klang: Jesus, der gekreuzigt wurde und auferstanden ist, lebt. Und aus dieser Hoffnung darf auch ich leben, ich und viele Christinnen und Christen weltweit und auch gerade jetzt in der Ukraine trotz unbeschreiblicher Gewalt, Vernichtung und Tod.
Der österliche Jesus zeigt sich den Jüngern an diesem See als Fischer in ihrem Alltag. Er bringt die Fülle, weil sie ihm neu trauen. Jesus füllt auch meine Netze mit dem, was ich dringend brauche: Vertrauen, Zuversicht, Hoffnung.

Wenn ich hier manchmal verweile und bete, dann spüre ich die bleibende Nähe des Auferstandenen. Manchmal meine ich, er kommt mir jetzt entgegen und fragt wie damals Petrus: ‚Liebst du mich?‘ - Das ist eine ‚Schlüsselfrage‘ für alle, die als Christen und Christinnen leben wollen – auch heute Morgen. Jesus fragt jede und jeden von uns: ‚Liebst du mich?‘ Auf dem Hintergrund dieser Frage entwickelt sich mit der Zeit Ostern. Der Auferstandene kommt mir zunächst als ein Fremder entgegen, wie er damals am Morgen am Ufer stand, „doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war“. Viele Ostergeschichten sprechen von einem Fremden, den die Jüngerinnen und Jünger zunächst nicht erkannten. Erst allmählich dämmert es ihnen: ‚Es ist der Herr‘. In ihrem ganz normalen Alltag begegnen sie überraschend dem Unerwarteten, dem Unverhofften.

Der Osterglaube hat etwas zu tun mit der Erwartung, dass mir jemand entgegenkommt, der mich sieht, und der mich – mitten im Alltag, wie auch immer der aussieht – über das Erwartbare hinausführt. Das Leben kann sich ändern. Aus dem unbestimmten Grau erhebt sich das Morgenlicht der Sonne. Das Netz bleibt nicht leer, es füllt sich. Und die Menschen kommen zusammen und haben Nahrung für ihr Mahl.

Ostern verstehen zu lernen, braucht Zeit. Deshalb ist es gut, dass wir 50 Tage bis Pfingsten Zeit haben, darüber nachzudenken, was Ostern für mich, für uns heute heißen kann. Immer wieder ist es der Auferstandene, der sich auf unterschiedliche Weise zu erkennen gibt und uns fragt: ‚Meine Kinder, habt ihr nicht etwas zu essen?‘ Er will wieder mit uns essen, Mahl halten und uns an das letzte Abendmahl und das Brotbrechen erinnern. Nicht als der Strahlemann, sondern mit den Wundmalen des Gekreuzigten lädt er bis heute ein.

Begegnungen mit ihm bei Brot, Fisch und Wein geben der Sehnsucht nach Leben neue Nahrung. Der wunderbare Fischfang und das gemeinsame Mahl werden zum Zeichen der Begegnung mit dem Auferstandenen. Jesus lebt und schenkt mir von seiner Lebensfülle. Ich darf reichlich davon empfangen und daraus teilen.
Liebe Schwestern und Brüder, das ist Ostern: Ich kann in meinem Leben auch dann noch reich beschenkt werden, wenn ich schon gar nicht mehr damit rechne.“

Pater Jonas und alle Brüder in Tabgha und Jerusalem wünschen Euch einen gesegneten Sonntag!

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Friede mit Euch!

„Es ist nicht zu überhören! Dreimal spricht der Auferstandene im heutigen Osterevangelium nach Johannes: ‚Friede mit Euch!‘ Zuerst sind es die noch furchtsamen Jüngerinnen und Jünger, hinter verschlossenen Türen, die es zum ersten Mal hören. ‚Friede mit Euch!‘ Und nachdem Jesus ihnen seine Hände und seine Seite gezeigt hat, überkommt sie Freude und sie hören noch einmal: ‚Friede mit Euch!‘ Acht Tage darauf, Thomas ist jetzt unter den Jüngern, tritt Jesus in ihre Mitte und zum dritten Mal vernehmen sie: ‚Friede mit Euch!‘

Diese Worte hatten seine Jünger nicht erwartet. Die Angst, die sie verschlossen macht, entspringt sicher auch den Vorwürfen, die sie sich selbst machen müssen: Wir haben geschlafen, als er um unseren Beistand bat, im Garten Gethsemane; wir sind geflohen, als er verraten und von den Soldaten gefasst wurde; wir sind um unser Leben gerannt, jetzt kommt jede Reue zu spät, es ist nicht mehr gutzumachen, was wir versäumt haben. Umso überraschender, was ihnen jetzt widerfährt. Alles, was zwischen ihnen und ihrem Meister stand, ist wie weggewischt. Als Jesus in ihre Mitte tritt, ist das, was vorher war, schon vergeben: „Friede mit Euch!“ Neues ist angebrochen, der Anfang einer neuen Schöpfung ist da, die Jünger und Jüngerinnen brauchen sich nur noch mitnehmen zu lassen!

Dazu ist Jesus auferstanden. Wie sein Sterben am Kreuz nicht für ihn selbst geschah, so ist auch seine Verherrlichung nicht für ihn selbst geschehen, sondern sie gilt seinen Jüngerinnen und Jüngern, die versagt haben, die niedergeschlagen sind und sich ängstigen. Ihnen wird vom Auferstandenen zugesprochen: ‚Friede mit Euch!‘
Ähneln wir nicht, wenn auch mit Unterschieden, den verunsicherten Jüngerinnen und Jüngern von damals? Gibt es in uns nicht auch bisweilen den geheimen Vorwurf: Hättest du doch damals …? Kennen wir nicht auch das Gefühl: In einem bestimmten Augenblick habe ich einen unverzeihlichen Fehler gemacht! Kennen wir nicht auch, was Thomas umtrieb: Wenn ich nicht sehe, glaube ich nicht? Was uns auch immer jetzt durch den Kopf gehen mag, uns ist heute das Wort des Auferstandenen zu gesprochen: ‚Friede mit dir!‘ Lasst hinter euch liegen, was gestern war, oder, was noch länger zurückliegt. Streckt euch nach dem, was vor euch liegt, nach dem Frieden Gottes, der alles Begreifen übersteigt. Dieser Friede ist uns geschenkt, weil Jesus uns am Kreuz mit Gott versöhnt hat, und uns durch seine Auferstehung zu seinen Töchtern und Söhnen erhoben hat.

Bevor wir in der Eucharistiefeier eingeladen werden ‚Kommt und esst“, bestätigen wir uns gegenseitig und sprechen uns zu: Du bist mit Gott versöhnt ‚Friede mit Dir!‘ Das ist kein frommer Wusch, keine herzliche Bitte, keine freundliche Geste, sondern wir bestätigen, dass wir Beschenkte sind! Wir sind mit Gott Versöhnte! Wir sind in die Gemeinschaft des dreifaltigen Gottes - des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes - hineingenommen! Und darum sind wir gesendet an Christi statt, Botinnen und Boten dieses Friedens zu werden!“

Pater Zacharias und alle Brüder in Tabgha und Jerusalem wünschen Euch einen gesegneten Sonntag!

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