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63 Einträge wurden zum Schlagwort Theologisches Studienjahr Jerusalem gefunden

Jerusalem, ein Wintermärchen

In den vergangenen Tagen zogen wir morgens unsere Taucheranzüge an. Denn es regnete. Und stürmte. Viel. Richtig viel. So viel, dass man nur dann die Nase nach draußen hielt, wenn es gar nicht anders ging - zum Beispiel um zu den Stundengebeten zu gelangen. Und selbst der Weg vom Hausausgang bis zum Tunneleingang (etwa 3,50 m Strecke) reichte aus, um durchweicht zu werden. Unser Zitronenbaum, Treffpunkt etlicher Studienjahre und beliebtes erstes-Gruppenfoto-Motiv, musste dran glauben, ihn riss der Sturm einfach um. Außerdem stand der Tunnel stets unter Wasser. Genau wie die Kirche. Hätten wir ein knallrotes Gummiboot zur Verfügung gehabt, es wäre sicherlich zum Einsatz gekommen. verschneites Studienjahrsschild

Gestern Abend dann der Wetterumschwung: Der Sturm ließ nach und aus dem Regen wurde eine Graupelschauer. Später kam der Schnee. Zumindest konnte man so tun, als ob der weiße Flaum, der langsam vom Himmel viel, in einem näheren Verwandtschaftsverhältnis mit dem deutschen Schnee stehe. Heute morgen schaute ich aus meinem Fenster und traute meinen Augen wirklich nicht: Eine weiße Schneedecke zog sich von meinem Balkon aus bis an das Ende vom Horizont. Die Mauer war eingeschneit. Alles war weiß und friedlich, viel ruhiger als es selbst am Schabbat der Fall ist. weiße Decke auf der Kuppel des Felsendoms

Was kann man da viele Worte drüber verlieren? Es sieht traumhaft schön aus. Ich habe mich noch vor Vorlesungsbeginn auf einen Spaziergang durch die Stadt aufgemacht und die Stille der Stadt genossen. Die Menschen sind plötzlich so freundlich geworden! Jeder grüßt, lächelt, winkt, wirft mit Schneebällen - von diesem Kinderspiel sind selbst altehrwürdige orthodoxe Juden nicht ausgenommen, die plötzlich wieder zu kleinen Jungs werden und ausgelassen in der weißen Pracht herumtoben. Zu verübeln ist es ihnen nicht. So viel Schnee wie heute hat Jerusalem seit 20 Jahren nicht mehr gesehen. Jerusalem liegt unter einer dicken Schneeschicht Auch wir Studienjährler griffen vor dem Ernst des Tages noch schnell zum Schneeball... Kann man es uns verübeln?

Nachteile gibt es natürlich auch. Das Dormitio-Personal konnte größtenteils nicht herkommen, das Land kann mit dem Schnee einfach nicht umgehen. Vermutlich gibt es für ganz Jerusalem 1,5 Schneeräumer. Und 3,7 Schneeschippen. Überall liegen umgefallene Bäume und abgeknickte Äste. Auch unser Garten gleicht in manchen Ecken eher einem Kriegsschauplatz als der Wintermärchenlandschaft. Schneeballschlacht vor Vorlesungsbeginn Doch auf "unsere" Mönche ist Verlass: Schon früh morgens tauchten sie zu einer Garteninspektion bei uns auf (denn ein Baum war umgekippt, hatte eine Stromleitung mit sich heruntergezogen und den Gartenausgang versperrt), da die Küche nicht besetzt war stellte sich kurzfristig Pater Jonas an den Herd und Pater Matthias nahm sich des Speisesaals an - allerdings erst, nachdem er einen Schneemann gebaut hat. Es wird sich so lieb um uns gekümmert, dass wir wirklich keinen Grund zur Beschwerde haben und uns eher fragen, womit wir so eine liebe Umsorgung wohl verdient haben. Ich wickelte mich also in eine Wolldecke, setzte mich in den Vorlesungsraum und lauschte den Ausführungen zur Koranexegese. Und draußen fallen die Flocken, leicht wie Flaum... monastische Garteninspektion

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Und es geht schon wieder los

Ferien können richtig anstrengend sein. Schön, aber anstrengend. So ähnlich klang das Fazit der allermeisten gestern beim Abendessen – unserem letzten Ferienessen, ehe heute Morgen die Vorlesungen wieder begonnen haben.
Warum anstrengend? Das Beit Joseph hatte zwischen den Jahren Zuwachs bekommen: Geschwister, Eltern und Freunde waren da und viele von uns wurden zu Tourguides, die mit den Erkenntnissen der vergangenen Monate das Programm für wenige Tage füllten. So konnten wir präsentieren, was wir bei Küchler und Co. über Mauern, Geschichte und Steine gelernt hatten – und natürlich auch, wo es die besten Schokocroissants, das erschwinglichste Goldstar-Bier und die T-Shirts mit den lustigsten Aufdrucken gibt. Manch einer war also rund um die Uhr unterwegs – inklusive Kurztrips quer durchs Land oder sogar bis nach Jordanien.

Und dann gab es ja schon wieder ein Fest zu feiern. Am Silvesterabend hat unser Studienraum einmal mehr seine Wandlungsfähigkeit unter Beweis gestellt und wurde zum Ballsaal umfunktioniert. An dem Abend war es schwer zu glauben, dass wir in denselben vier Wänden noch vor wenigen Tagen über antikes Judentum diskutiert hatten.
Buffet am Silvesterabend Nun also Silvesterball. Auch mit vielen Gästen, mit Buffet und Musik, dank einem Tanzkurs von Andi auch mit Walzer, Chacha und Co - passenderweise hatten wir unter den Gästen auch einen DJ. Gegen 0 Uhr ertönte zwar etwas Feuerwerk in der Stadt, aber so richtig schert sich Jerusalem nicht um Silvester. Mitternacht begingen wir mit tönendem „Te Deum“ in der Dormitio (mit Glockengeläut natürlich!) und anschließendem Sektempfang vor der Kirche, bevor es zurück ins Beit Joseph zum Weiterfeiern ging.
Sektempfang vor der Kirche Und seit heute wird dort, wo es an Silvester nach Wein roch und Walzertakte erklangen, wieder weiter gelernt. Die christlich-islamischen Werkwochen haben begonnen, das heißt für uns: Wir studieren und leben jetzt drei Wochen lang zusammen mit Studenten und Promovenden der Islamischen Theologie. Ab jetzt also auch große Ökumene im Studienjahr!
Es herrscht wieder Alltag im Studiensaal. Heute haben wir mit einer Einführung in die komparative Theologie begonnen, morgen folgt Kant. Und auch die so vertrauten grünen Stundenplanzettel hängen endlich wieder an unserer Beit-Joseph-Pinnwand. Ein Höhepunkt in dieser Woche: Für Mittwoch und Donnerstag steht eine Exkursion in den Negev auf dem Programm.

Die nächsten Wochen werden also wahrscheinlich ganz ähnlich wie immer. Schön, aber anstrengend.

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Wir sagen Euch an den lieben Advent

Bald ist Weihnachten - auch in Israel. Die schönte Zeit im Jahr hat einen bitteren Beigeschmack, bedeutet sie doch für uns, dass Halbzeit ist. Halbzeit des Studienjahrs. Wir schütteln den Kopf und vergessen diese Information schnell wieder. Darüber wollen wir wirklich nicht nachdenken!
Viel wichtiger ist: Bald ist Weihnachten! Darauf bereiten auch wir uns vor. Christina und Pater Jonas verwandeln unsere Küche in eine Weihnachtsbäckerei Zum Beispiel mit Plätzchen backen, Lieder singen, Schokoladennikoläuse und -Osterhasen essen (die werden hier im Land nämlich zeitgleich verkauft), Weihnachtsvorbereitungen und witzige Fotos schießen (besonders beliebtes Motiv: Studienjährler mit Weihnachtsmütze vor Felsendom). Der erste Besuch ist eingetroffen, das Beit Joseph füllt sich langsam mit Freunden und Familien, die mit uns gemeinsam Weihnachten feiern möchten. Am Ende der letzten Vorlesungsstunde platzte Guenther in den Saal: "Die Bäume sind da, hopp, schnell, ich brauche Hilfe!" Da musste die Frage, wer oder was ein Jude in antiken Zeiten war, ruhen. In der Weihnachtsbäckerei

Was darf noch nicht fehlen in der Adventszeit? Richtig, der Adventskalender! Jeden Tag öffnet ein Studienjährler seine Zimmertür und lädt ein auf Tee und Arak (Mischverhältnis etwa 85% -15%, was davon Tee, was davon Arak ist, hängt vom Tasseninhaber ab), Plätzchen, Lieder, gemütliches Beisammensein, eine Geschichte, Geräuschememory oder Gedichtschreiben.
Bei Guido durften wir uns kreativ betätigen mit dem dichten eines Vierzeilers - der letzte Begriff jeder Zeile war vorgegeben. Eine Auswahl dieser Ausgüsse geballter Studienjahrsdichtkunst hier:

Aus aller Welt (von Johannes)
Sensationsfund Lichterkette
vorexilisch inner Miqwe
gefunden mit nem Staubsauger
beim Ausbau der neuen Autobahn Viel Spaß hatten wir beim Geräusch-Memory, das wir bei Andi spielten

Weihnachtsstress (von Lukas)
Anna, die kleine Fette, hänget auf ihre Lichterkette,
die unrein ist - ohje! Jetzt schnell in die Miqwe!
Anna ist rein, das Haus ist sauber. Danke an den Staubsauger.
Jetzt kann sie zufrieden fahr'n, los geht's auf die Autobahn.

Lichterkette (von Marcel)
"Lichterkette! Lichterkette! Lichterkette!"
rief heraus Eial aus just dieser Mikwe.
Nebenan stand der Vater mit dem Staubsauger.
Die Mutter war noch auf der Autobahn.

Surrealismus (von Annika)
Dunkel wars, die Nacht schien helle dank der Lichterkette
die befestigt hing an der siebenstufigen Miqwe
sie entspreche stets den Reinheitsvorschriften, sprach der Staubsauger
der in postmodernen Zeiten mit der Kutsche trabte auf der Autobahn.

De mortibus paganorum (von Felician)
Am Weihnachtsmorgen hing Peter tot an einer Lichterkette.
Zum Sterben wählte Fridolin sich eine Mikwe.
Viele nutzen dazu auch die Autobahn.
Geht es auch mit einem Staubsauger?

Die Blogleserschaft wird merken: Ab und an kann man im Beit Joseph auf komische Ideen kommen. Vermutlich liegt das an der Stadt, die ist ihrerseits ja auch leicht verrückt.
Nun aber wünschen wir Ihnen und Euch noch ruhige letzte Adventstage - denn bald kommt das Christkind zu mir, bald, bald, bald... (Rolf Zuckowski in Ehren!)
Ein neuer Tag bricht an

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Ein Montag

Zum Beginn der Woche ein kleines Experiment: Dieser Blogeintrag besteht aus Schnipseln, die im Laufe des Tages entstanden sind - kleine Einblicke in den (akademischen) Alltag des Studienjahres. Los geht’s.

07.50 Der Wecker klingelt. Zu früh.
(Manch einer schafft es allerdings schon zur Frühmesse um 07.15 Uhr.)

08.10 Beim Frühstück. Es gibt Weißbrot mit Nutella. Am Nachbartisch diskutiert man schon eifrig über die Philosophie in „Im Namen der Rose“. Bei uns am Tisch verkündet Annika, dass sie gerne öfter Hüte tragen würde. Pro und Contra werden ausgetauscht.

08.30 Im Studiensaal geht’s wieder los. Christian Polke eröffnet die neue Woche. Auf der Folie steht: „Elemente einer säkularen Anthropologie aus einer post-kolonialen Sichtweise (nach Talal Asad)“. Halleluja.

08.58 Schon interessant: Bis ins 17./18. Jahrhundert, sagt Herr Polke, gab es so etwas wie den Wert eines Kindes nicht. Eher die Frage, warum Gott nicht gleich vernünftige Erwachsene auf die Welt gebracht hat.

09.10 Der Religionsbegriff ist ein westeuropäischer Export. In den Kolonialstaaten mussten sich Gruppen plötzlich als „religiös“ definieren – ohne diese Kategorie zuvor gekannt zu haben.

09.35 Thema Blasphemie: „Der liebe Gott lässt sich nicht mit dem Strafrecht verteidigen.“ In der Küche wird irgendwas gebacken, das riecht bis in den Studiensaal...

09.58 Kurz vor Schluss ein Blick auf die Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel – ein großes „Legitimationsnarrativ“. Es klingelt zur Pause. Dann hole ich mal einen neuen Tee.

10.30 Radikaler Themenwechsel. Der Mönch mit dem Macbook ist da. Father Mark sagt: „Good morning“. Es folgt „The Dialogue between the Catholic Church and the Oriental Orthodox Churches“.

10.36 One of the topics that has to be discussed: the procession of the Holy Spirit.
Auf der Leinwand erscheint ein hübsches Foto von Father Mark und Johannes Paul II.

10.45 Was – laut Fotos - auch wichtig zu sein scheint bei ökumenischen Treffen: „formal dinners“! Lovely picture with Pope Benedict XVI.

10.46 „Coffee breaks are important too!“

10.55 Viele Fotos von Zusammenkünften und Dialoggruppen: Geschenkaustausch, Arbeitssitzungen, Kaffeetrinken – und ein Schneemann(!)
Zu den Inhalten der Ökumene:„Purgatory and Mariology are yet to be confronted.“ Noch ein Gruppenbild mit Papst.

11.05 Bilder von harter Arbeit in Beirut, danach: „We had quite an enjoyable meal.“

11.20 Bruder Nikodemus ist jetzt auch da - zur Abschlussstunde Ostkirchenkunde. Theosis, die Vergöttlichung des Menschen, ist ein wichtiges Thema: Gott wurde Mensch, also soll der Mensch Gott werden. Ostkirchenkunde im Studiensaal.

11.30 Bruder Nikodemus betont, dass der Herausgeber der „Philokalie“ Nikodemus heißt. Die Schrift gibt’s auch in der Dormitio-Bibliothek.

11.38 Stichwort apophatische Theologie: Der Osten kann eher vom Gott sprechen, an dem man irre wird, den man nicht versteht. Vielleicht meint man im Westen zu schnell, alles zu wissen...

11.53 In Jerusalem kennen sich viele Kirchenvertreter inzwischen und besuchen einander. Das ist schon sehr viel. An der Tafel stehen die Begriffe „Hesychasmus“ und „Uniatismus“.

12.05 „Jaja, ist ja gut“, sagt Bruder Nikodemus, als es zum Ende der Stunde klingelt. Dann redet er über autokephale Kirchen. Es folgt noch ein Lesetipp: das Dokument von Ravenna. Ich habe langsam Hunger...

12.15 „Oh Gott, komm mir zu Hilfe“: Mittagshore in der Kirche.

12.35 Endlich! Gefüllte Paprika mit Reis, sehr lecker.

13.05 Ansagen und Diskussionen nach dem Mittagessen. Wer singt am Sonntag in der Messe? Getränke sollen bezahlt werden. Am 1. März ist frei, damit wir zum Jerusalem-Marathon können.

13.15 Mittagspause. Ich muss noch Ivrit-Hausaufgaben machen! Andere spülen, schreiben Hausarbeiten oder trinken Kaffee.

14.30 Wieder im Studiensaal. Markus hält ein Referat über den Tempelberg – von der Spätbronzezeit bis zur frühislamischen Zeit. Etliche Jahrhunderte in 25 Minuten.

14.43 Gab es einen römischen Tempel auf dem Tempelberg? Wir wissen es nicht.

14.55 Sure 17,1 spielt auf die nächtliche Reise des Propheten nach Jerusalem an. „Das war’s von mir. Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit“, sagt Markus. Jetzt kommen Fragen.

15.15 Der nächste Referent: Martin. Jetzt ist der herodianische Tempel an der Reihe. Von ihm gibt es kaum archäologische, dafür umso mehr literarische Zeugnisse. Zum Beispiel von Flavius Josephus. Wen wundert’s?

15.28 Die Südmauer des Tempels war 280 Meter breit. Martin lässt keine Frage offen.

16.05 Andi und einige Andere hatten trotzdem noch welche. Jetzt schnell Hebräischbuch holen und ab zum Kurs...

16.30 We achschav. anachnu baulpan – oder so ähnlich. Wir sind erfolgreich durch die Altstadt gehastet und sitzen im Klassenraum. Heute lernen wir, was „rechts“ und „links“ heißt.

17.15 Womit kann man noch fahren, fragt uns der Lehrer. Autobus, ken, ken, ja, ja, Metro, tov, sehr gut, was noch? „Sherutim“, ruft Janne. Das Wort klingt ähnlich wie das für Sammeltaxi, heißt aber leider Klo.

17.50 Wir lernen ein Hanukkahlied auf die Melodie von „Tochter Zion“. Makkabim anachnu... Und auf dem Heimweg diskutieren wir Maria, die Erbsünde und das Programm für nächstes Wochenende.

18.30 Schnell Tasche abstellen und Turnschuhe ausziehen. Abendessen! Annika präsentiert stolz ihren jüngsten Einkauf: Sie hat sich ein Herz gefasst und einen Hut erworben. Der Beweis: Annika und der Hut.

18.55 Es gab Pilztarte – und eine Nachricht: Der Gastvortrag von Helga Baumgarten über die aktuelle Lage in Palästina, geplant für heute Abend, fällt leider aus.

19.15 Umdisponieren: Statt Pflichtprogramm am Abend sitzen wir bei Tee und Bier zusammen, später trifft sich der Chor und wir gehen sicher noch in die Stadt und stoßen auf das Hanukkahfest an.

21.00 Ich sitze mit Janne und Andi in der „Oase“ auf dem Sofa und lade den Blogeintrag hoch. Andi haut ziemlich entschlossen in die Tasten: In drei Stunden muss er 15 Seiten Text abgeben.

21.17 Janne schreibt an ihrer Arbeit. Sie stellt fest, dass es ihr eigentlich egal ist, ob in der Nähe von Skythopolis im 5. Jahrhundert eine gepflasterte Straße gebaut wurde.

Mit diesen Eindrücken endet der „Liveticker“ für heute. Für uns geht es dann morgen mit jüdischer Exegese weiter.

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Der Nikolaus war da!

Wie treten im Studienjahr ja oft in große Fußstapfen. Manch eine Tradition gehört so selbstverständlich zum Programm, als hätte es sie immer schon gegeben. Der Inbegriff all dieser Traditionen ist der Nikolausabend. Und so hatte auch das 39. Theologische Studienjahr gestern Abend hohen Besuch vom Heiligen Nikolaus. Als Ehrengäste mit dabei: Mönche und Mitarbeiter der Dormitio.

Mit Glühwein und Plätzchen, Adventsliedern und Showprogramm funktionierten wir – wieder einmal – den Studiensaal völlig um, genossen Arien und die Stimmen des Chors, trugen Gedichte vor und machten uns hin und wieder (hoffentlich nicht zu uncharmant) über die Eigenheiten unserer Mönche und ihrer Plüschtiere lustig. Auch über die im Studienjahr schon legendäre Internetverbindung, für deren Bestand am Ende sogar himmlische Hilfe erfleht wurde... (Dass die Lage so schlimm dann doch nicht ist, zeigt sich daran, dass ich diesen Blogeintrag noch hochladen kann.)

Es gab jede Menge Glühwein.

Zwei Höhepunkte von vielen will ich kurz schildern. Unsere Studienleitung hat einen typischen Exkursionstag vorgestellt, „beruhend auf wahren Begebenheiten“: Vom Beginn um 05:30 Uhr mit freiwilligem Aramäischunterricht über mehrere Ohnmachtsanfälle und vergessendes Exkursionsessen bis zur viel zu späten Rückkehr. Herrlich!
Im Spiel „Power Point- Karaoke“ konnte Bruder Nikodemus in seiner Rolle als Prof. Dr. Nikodemus zeigen, wie gut er sich mit der Eisenzeit II C, der hinteren Mongolei und den Toiletten der Dormitio auskennt. Äußerst souverän präsentierte er eine Vorlesung anhand von Folien, die er zum ersten Mal sah, als sie auf der Leinwand erschienen.

Da kommt Adventsstimmung auf...

Natürlich hatte der Nikolaus - alias Pater Matthias - auch Gedichte und Geschenke mitgebracht, wir leiden zur Zeit wirklich nicht an einem Schokoladenmangel im Beit Joseph. Allmählich kommt nun etwas Adventsstimmung an im Studienhaus; die Stadt macht es einem da mit dem ständigen Wechsel zwischen Frühlingswetter und Novemberregen nicht gerade leicht...

Mönche und Studienleitung bekommen Geschenke.

Und damit niemand glaubt, wir würden zur Zeit nur noch feiern: Gestern waren wir in der Knesset und am Obersten Gerichtshof, haben Vorlesungen zum Jahresthema „Religion und Moderne“ und zu den Ostkirchen. Und beim Essen suchen wir immer noch nach Lösungen für die großen Konflikte der Region. Es gibt also genug zu tun.

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Wo bin ich hier eigentlich?

Eine bewegte Zeit liegt hinter uns: Ja, wir haben ihn miterlebt, den zweiten Luftalarm in Jerusalem. Dieses Mal schon. War es schlimm? Nein. Wir hatten alle nicht mehr daran geglaubt. Wir hatten nicht gedacht, dass die Sirene noch einmal losgehen würde. Und als es dann doch der Fall war, mitten in der Mittagspause, da schauten wir alle verdutzt aus unseren Zimmertüren heraus und gingen gelassen hinunter in den Bunker, der eigentlich der Aufenthaltsraum der Volontäre ist. Handys und Laptops ausgepackt und schon nach kurzer Zeit die Entwarnung. Draußen ging alles seinen gewohnten Gang. Da dachte ich mir: Wo bin ich hier eigentlich gelandet? Die Jerusalemer schienen sich nicht stören zu lassen und auch "unsere" Mönche strahlten eine Gelassenheit und Ruhe aus, die auf uns überging. Am Tag darauf hielten wir ein Friedensgebet ab - und zwei Stunden später wurde die Waffenruhe ausgerufen. Bis jetzt hält sie, das sind bereits 9 Tage.
Seitdem geht es auch bei uns ganz normal weiter. Beten wir darum, dass das so bleibt.

In den vergangenen Tagen hatten wir - wieder einmal - zwei spannende Veranstaltungen. Zum einen besuchte uns Dr. Alick Isaacs, ein jüdischer Israeli, der in dem Projekt "Talking Peace" arbeitet und uns mit seiner Vorlesung 'a prophetic Peace' neue Denkhorizonte und Konzepte eröffnete, über die wir mit Sicherheit noch oft und lange diskutieren werden. Zum anderen führte Herr Professor Ebner uns in seiner Vorlesung 2000 Jahre zurück in die Anfänge des Christentums, in die urchristliche Gemeinde und ihre Beziehungen zur griechisch-römischen Stadtkultur. Auch hier haben wir durch andere Augen auf das Neue Testament geschaut, durch einen neuen Blickwinkel die Evangelien und Briefe zu deuten und kontextualisieren gelernt.

Und dann hat gestern auch die Reihe der Patriarchenbesuche begonnen. Bruder Nikodemus, der die nötigen Kontakte hat, wird mit uns in nächster Zeit die Patricharchate der christlichen Kirchen, die in dieser Stadt angesiedelt sind, etwas genauer unter die Lupe nehmen. Bruder Nikodemus vor den Eingangspforten. Bruder Nikodemus vor den Eingangspforten. Gestern ging es los mit dem syrisch-orthodoxen Patriarchat, und zwar mit einer Vesper in der "Kathedrale", einem kleinen Kirchlein, unter der einem Traditionsstrang nach der Abendmahlssaal gewesen sein soll. Nun gut, der soll ja auch noch bei uns um die Ecke vom Beit Joseph gewesen sein. Man lernt, die Dinge hier nicht zu genau zu nehmen... Jedenfalls war das Besondere an dieser Vesper wohl, dass sie in Aramäisch gehalten wurde, der dortigen Liturgiesprache und der Sprache, die Jesus Christus gesprochen hat. Alleine unter diesem Gesichtspunkt war es eine bewegende Sache. zu Besuch im syrisch-orthodoxen Patriarchat Im Anschluss an die Vesper wurden wir noch nett im Thronsaal vom "Generalvikar" empfangen, bevor es dann wieder zurück gen Dormitio ging - pünktlich zur dortigen Vesper und Eucharistie. Ja, das ist Jerusalem.

Aber auch sonst lassen wir uns von manchen Spannungen, denen dieses Land ausgesetzt ist, nicht unterkriegen: mit einem Frankenabend, Chorproben, Kneipenbesuchen, Volleyballspielen und vielem mehr lässt sich der Alltag sehr gut gestalten. Spaß haben wir an unserem Leben hier im Heiligen Land nach wie vor - und ab morgen, wenn das erste Türchen vom Adventskalender geöffnet wird, wird es vielleicht auch hier etwas besinnlicher. In Adventsstimmung sind wir aber eigentlich alle noch nicht.

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Am Anfang war die Miqwe

In Jerusalem ist es kalt geworden. Das fällt besonders denen auf, die 12 Tage bei subtropischem Klima ihre Zeit in Galiläa verbracht haben. Wenn man Lukas und Christina nach einem Resümee dieser Exkursion fragt, so bekommt man vom einen die Antwort "Steine!", die andere ruft: "Schwimmen!" In der Tat fassen diese beiden Schlagwörter diese Tage gut zusammen, auch wenn von mir wohl noch der Ausruf "Spinnen!" hinzuzufügen sei.
In und um Galiläa gibt es viele alte Steine und damit auch viele Orte, an die man fahren, die man besichtigen, diskutieren, untersuchen, befragen und anzweifeln, auf denen man herumklettern kann, mit denen man aber auch seinen Spaß haben darf. Das berühmte Säulenheiligtum aus Omrit Mancherorts erkennt man nicht mehr als ein paar lose Steine, die scheinbar wahllos über ein Feld verstreut zu liegen scheinen - und das war einmal ein Haus? Ein Tempel? Eine Stadtmauer? Meine eigene Vorstellungskraft ließ mich im Stich. Dann wiederum gibt es die Orte, die einfach nur zum Staunen anregen. Um el Qanatir gehörte für mich dazu, ein Ort mitten im Nirgendwo, wo man Synagogenüberreste gefunden und ein Archäologe beschlossen hat, diese nun wieder aufzubauen: mit Hilfe von Computerprogrammen, 3-D-Vorstellungskraft, einem riesigen Kran, jeder Menge Geld und viel Spaß an der eigenen Arbeit. Prof. Zangenberg im Archäologiefieber In der ersten Woche war Prof. Zangenberg stets an unserer Seite, was für alle ein großer Gewinn war: denn als Archäologe und Neutestamentler konnte er die Dinge, die wir besichtigten, von zwei entscheidenden Seiten beleuchten. Banjas, Caesarea Maritima, Sepphoris, Meggido, Dor, Nazareth, Kapharnaum, Bet She'arim, Haifa, Gamla - wir haben so viele Orte gesehen, dass ich sie gar nicht mehr zusammenbekomme.

Und dann gibt es da ja die Sache mit der Miqwe, dem jüdischen Ritualbad zum Erlangen kultischer Reinheit. Wie viele wir von denen betrachteten, kann ich nicht mehr sagen. Am Anfang jedenfalls war die Miqwe. Oder vielleicht doch die Synagoge? Die Mona Lisa von Sepphoris Diese Frage konnte nicht immer geklärt werden, oftmals schrieben sich Miqwe und Synagoge gegenseitig ihren Status zu, verwiesen aufeinander - und vielleicht war es in Wirklichkeit damals doch ganz anders. Das sorgte für viel Heiterkeit und dem Lerngewinn, dass wir nun erst einmal alles, was wir sehen, als Miqwe deklarieren. Irgendwann werden wir damit sicherlich auch richtig liegen.

In unserem Nachtlager in Tabgha konnten wir jeden Abend entspannen, sei es im Pool, bei der Vesper in der Brotvermehrungskirche, im nahegelegenen Pilgerhaus, am See, bei der Abendandacht im Dalmanutha - der Ort ist einfach nur wunderschön und lädt zum Verweilen ein. Nur die Sache mit den Spinnen... Ich weiß, ich weiß, auch das sind Gottes Geschöpfe. Aber eklig sind sie trotzdem. Da esse ich lieber 12 Tage lang jeden Mittag Pita mit Humus (das kann man nämlich auch irgendwann nicht mehr riechen) anstatt so eine große Spinne auch nur zu sehen. Mittagspause in der Nähe des Panheiligtums in Caesarea Philippi

Wieder zurück in Jerusalem hat der "normale Wahnsinn des Studienjahrsalltag" uns wieder, heute begannen wir mit einer Vorlesung bei Prof. Ebner zum Urchristentum und der römisch-griechischen Stadtkultur. Doch in Jerusalem ist es kalt geworden. Ich persönlich muss zugeben, dass mich das Wochenende ganz schön geschlaucht hat. In Galiläa diskutierten wir noch darüber, dass eine Rakete gen Tel Aviv aus unserer Sicht vollkommen ausgeschlossen sei und dann der Schock, dass wohl sogar etwas aus dem Gazastreifen in Richtung Jerusalem abgefeuert worden ist - für uns, die wir im wohlbehüteten Deutschland aufgewachsen sind, für die die geteilte Republik weit weg ist und der 2. Weltkrieg noch viel weiter, ist der Gedanke an Krieg unbekannt und unheimlich. Raketen, Luftschutzbunker, Angst vor dem Luftalarm, das kennen wir nur aus Erzählungen aus längst vergangenen Tagen - und plötzlich kommt es ganz nahe an uns heran, plötzlich wird es real. Und dennoch: Das was in und um Gaza geschieht, ist auch ganz weit weg. Unser Studienjahr scheint zur Zeit nicht gefährdet zu sein, unser Alltag wird nicht beeinträchtigt - und das, obwohl wir im gleichen Land leben und die Entfernung Köln-Düsseldorf hier schon erhebliche Unterschiede ausmacht. Das macht stutzig, das beschämt. Denn bei uns geht es ganz normal weiter, wenige Kilometer entfernt gibt es so etwas wie "Normalität" nicht mehr.

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Mit Sack und Pack

Mit Sack und Pack ging es gestern gen Tabgah, denn hier nächtigen wir während unserer zwölftägigen Galiläaexkursion. Nach Zwischenstops in Bet She'an, Hammat-Tiberias und Tiberias bezogen wir das Beit Noah, die Begegnungsstätte am See Genezareth.

Kreuz und See Genezareth im Dalmanutha Wer bis dahin noch Fragen hatte, wie diese Exkursion wohl ablaufen würde, war spätestens jetzt in Kenntnis gesetzt: morgens in den Bus einsteigen, bei den Steinen hinaus, die Steine anschauen, wieder in den Bus und weiter geht es. Ich hatte zwischenzeitlich mal das Gefühl, auf der chinesischen Tour "20 Städte Europas in 6 Tagen" zu sein. Doch auch jeder noch nicht ganz so stark archäologiebegeisterte Studienjährler dürfte spätestens nach den Ruinen von Bet She'an ziemlich beeindruckt gewesen sein - und jeder Leser wäre es vermutlich auch, wenn er die entsprechenden Fotos sehen würde, was er leider nicht kann, da das Hochladen von Bildern aufgrund des recht zögerlichen Internets einen regelrechten Kraftakt darstellt.

Den ausführlichen Bericht wird es deshalb also erst in zwei Wochen geben - nur so viel sei jetzt schon einmal gesagt: Uns geht es gut! Galiläa ist traumhaft schön und wir haben wunderbares Wetter, abends einen Pool zur Verfügung und ein bisher harmonisches Klassenfahrts-Feeling, was durch die Mehrbettzimmer und das Programm "Selbstverpflegung" noch unterstützt wird. So kann es durchaus weitergehen -vorausgesetzt, das heutige Experiment mit dem Titel "Wir machen Kaiserschmarn aus 1 Kg Mehl und 30 Eiern für ebenso viele Personen" gelingt....

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Neues aus dem Beit Josef...

Neulich ist etwas Furchtbares passiert. Wir saßen gemütlich und lachend bei Taybeh und Goldstar im Seminarraum, um die Professorinnen Sattler und Nüssel zu verabschieden. Plötzlich sagte eine von ihnen: „Ich wünsche Ihnen noch schöne sechs Monate in Jerusalem.“
Wie, wo, was, sechs Monate? Waren das nicht mal viel mehr? Nur noch sechs Monate?? Die Zeit rast an uns vorbei. Da auch in den vergangenen Wochen einiges passiert ist und der letzte Blogeintrag schon wieder eine Weile zurückliegt, hier nun ein Kurzüberblick. Yalla!

Das Jahresthema unseres Studienjahres ist nun auch im Vorlesungssaal angekommen. Professor Gabriels Vorlesung „Religion und Moderne“ führte uns in Diskussionen, die in Jerusalem besonders greifbar sind. Was ist Religion überhaupt, wie lässt sie sich definieren? Führt die Moderne zwingend zu Glaubensrückgang und Säkularisierung? Und was ist überhaupt Moderne? Viele Antworten, noch mehr Fragen.

Dass Religion in Israel immer auch mit Politik zu tun hat, wissen wir inzwischen – auch dank Tamar Avraham. Mit ihr waren wir in Jaffa unterwegs, der alten Hafenstadt, in der der Prophet Jona an Bord seines Schiffes gegangen sein soll.
So erinnert man sich an die Jona-Geschichte... Jaffa war bis zur Gründung des Staates Israel eine arabische Stadt, zu diesem Zeitpunkt mussten viele Bewohner ihre Heimat verlassen und umsiedeln. Heute gehört Jaffa zu Tel Aviv, das, so sahen wir auf einem Modell, ursprünglich als Gartenstadt geplant war. Von diesem Plan haben wir zwischen all den Hochhäusern nicht mehr viel mitbekommen. Dafür ist der Strand wirklich wunderbar – und birgt nicht so viele spitze und scharfe Gefahrenquellen wie das Rote Meer...

Blick auf Jaffa

Mit Tamar waren wir außerdem in und um die Altstadt Jerusalems unterwegs. Wir besuchten Synagogen im jüdischen Viertel und ließen uns zeigen, wie die israelische Präsens sich in den arabischen Ostteil der Stadt ausweitet. Die Häuser der Siedler sind an den wehenden blau-weißen Flaggen sofort zu erkennen. „Juden dürfen überall in diesem Land wohnen“, hat uns eine junge Frau gesagt. In unser Nachbarschaft hat die Religion sehr konkrete Folgen für das Zusammenleben der Menschen...

Politisch ging es auch mit Gil Yaron weiter. Der Zeitungskorrespondent sprach mit uns über die Identität der Israelis: „Juden oder Hebräer?“ Wir gingen der Entwicklung des Staates Israel nach und rissen eine Menge von dem an, was heute aktuell ist: Beziehungen zu Deutschland, Atom-U-Boote, Siedlungen, die UN und das Völkerrecht. Schon verrückt, dass Theodor Herzl sich als Sprache des „Judenstaates“ Deutsch hätte vorstellen können...
Diskussionen mit Gil Yaron... Ihr seht, wir sind hart am Arbeiten. Zur Zeit hören wir außerdem noch Vorlesungen über das Zweite Vatikanische Konzil und den Talmud - und ganz allmählich bereiten wir uns seelisch auch schon auf die kommende Galiläaexkursion vor.

Aber keine Sorge, ein bisschen Freizeit bleibt uns auch noch. Wenn meine Facebook-Informanden Recht haben, dann schneit es heute in Süddeutschland. Wir fahren morgen jedenfalls an den Strand von Tel Aviv. Das ist doch auch ganz nett.

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Evangelisch? Katholisch? Ökumenisch!

Wir sind ein theologisches Studienjahr, ein wissenschaftliches Studienjahr, ein deutschsprachiges Studienjahr, ein durch den Sinai wanderndes und die Jerusalemer Altstadt erkundendes Studienjahr, ein Zitronenschnittchen bevorzugendes Studienjahr, ein singendes Studienjahr, ein diskutierendes Studienjahr, ein witziges und viel lachendes Studienjahr, ein betendes Studienjahr, ein tanzendes Studienjahr, ein Sierra-madre liebendes Studienjahr, ...
Wir sind ein ökumenisches Studienjahr. Bums. Da ist es, dieses Wort. Ökumene. Immer wieder begegnet es uns, immer wieder müssen wir uns fragen: was ist das eigentlich - Ökumene? Schnell stand fest, was es nicht bedeuten kann: Die wir-haben-uns-alle-ganz-arg-lieb-und-vergessen-einfach-was-war Mentalität, eine ist-doch-egal-wir-glauben-doch-eh-alle-das-gleiche Einstellung und die wenn-wir-nur-zusammen-Eucharistie-und-Abendmahl-feiern-ist-alles-gut Ansicht. Stattdessen bemühen wir uns immer wieder, uns gegenseitig kennenzulernen, um Ökumene leben zu können, die in einem sich gegenseitig anerkennenden und respektierenden Dialog besteht - dessen Ziel nun was ist? Wenn wir das nur wüssten. Als Theologiestudierende müssen wir uns nun einmal auch mit den Dingen auseinandersetzen, die anderswo als theologische Spitzfindigkeiten bezeichnet werde. Darum kommen wir nicht herum.
Abendmahl und Fußwaschug... Mit Frau Prof. Nüssel und Frau Prof. Sattler beschäftigten wir uns im letzten Vorlesungsblock ausführlich mit Abendmahl und Eucharistie und den Chancen für eine gemeinsame Tischgemeinschaft. Dieser Dialog muss dringend weitergeführt werden.

Die letzten zwei Tage hatten wir zwei von uns Studenten selbstorganisierte Studientage.
Könnte das mit der Ökumene nicht einfacher sein? Ist nicht eine Seite sturer als die andere? Warum halten die Katholiken so am Papst, die Protestanten so an Luther fest? Was ist eigentlich unser kirchliches Selbstverständnis? Und was hat das eigentlich mit der Heiligenverehrung auf sich? Ist ein Gottesdienst ohne Predigt unvollständig? Fragen über Fragen. Während die Protestanten den Mittwoch mit der allseits bekannten Fernsehsendung "Pro TV - die Sendung mit dem Schwan" gestalteten, in der Fragen rund um die evangelischen Kirche auf mitunter höchst kreative Weise beantwortet wurden, eröffneten die Katholiken am Donnerstag, dem 50-jährigen Jahrestag der Eröffnung des 2. Vatikanischen Konzils, das I. Ökumenische Konzil auf dem Zionsberg. Wir diskutierten, diskutierten, diskutierten. Tauschten Informationen, Vorurteile, Emotionalitäten, Unverständnisse, Ver- und Bewunderungen und Gemeinsamkeiten aus. Befinden uns in einem langen Prozess. Haben einen Ökumenischen Arbeitskreis für die Fortdauer unseres Studienjahrs gegründet. Diskutierten weiter. Ja, und das Ergebnis?
"Alle sollen eins sein" (Joh 17,21), spricht der Herr. Das ist Auftrag genug, doch für uns steht auch fest: Wir sollen nicht nur eins sein, wir wollen es auch!

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