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Wo man singt,...

Chor-Festival in der Brotvermehrungskirche in Tabgha. Chor-Festival in der Brotvermehrungskirche in Tabgha.

Es gibt diese Momente im Leben, in denen man wie durch ein Kaleidoskop auf das eigene Leben schaut. Suchen und machen kann man diese Erfahrungen eher nicht. Sie werden einem geschenkt. Oder aufgezwängt. Je nach dem.

Am Freitagabend hatte ich so etwas. Eher geschenkt. – Wir hatten ein Konzert in der Brotvermehrungskirche. Ein besonderes Konzert. Eher ein Zusammentreffen von Chören, zwölf aus der Region um den See, ein Gastchor aus Polen. Die haben sich quasi gegenseitig etwas vorgesungen. Kinneret-Chorfestival, nannten sie das. – Erinnert hat mich an das an meine Zeit bei den „Hunsrücklerchen“, einem Kinder- und Jugendchor bei uns zuhause. Auch da waren Konzerte ja meistens so, dass man irgendwohin fuhr, wo vor allem dann auch andere Chöre hinkamen. Konzertpublikum und Darbietende waren auch da quasi identisch. Auch Anspruch und, naja, Qualität waren damals wie am Freitag sehr verschieden. Wichtig war aber seinerzeit wie heute, dass da Menschen zusammenkamen, die Freude an der Musik und am Singen hatten.

Wie wünschte man manchen spaßbefreiten Zeitgenossen solche zweckfreie Unterhaltung und Freude! – Und wie erst all denen, die von den tatsächlichen Sorgen und existentiellen Nöten des Lebens so niedergedrückt sind, dass ihnen solche Freude und Spaß längst vergangen sind! Flüchtlinge, Todkranke, Alte, Einsame… Wäre unsere Welt doch etwas, nur etwas glücklicher!

Aber mein Kaleidoskop dreht sich noch weiter… Da war unsere Kirche wieder einmal übervoll, mehr als 300 Leute. Automatisch denke ich dann an unser Evangelium: „…und Jesus sah die vielen Menschen…“ Sie kommen zusammen, auch heute. Mit unterschiedlichen Interessen und Geschichten. Aber immer wieder an diesem Ort. Geschenk!

Und dann standen diese Menschen aus unserer näheren und weiteren Nachbarschaft zwischen der Marien- und der Christus-Ikone, unter dem goldenen Mosaik-Kreuz in der Apsis. Israelis, jüdischen Glaubens die allermeisten. Und sie sangen. Halleluja. Hebräische Lieder, auch Schlager. Ein Ave Maria war dabei. – Was machen diese Leute wohl beruflich? Krankenschwestern und Gabelstapelfahrer, Ärzte und Hausfrauen? Keine Ahnung. Israel war zu Gast bei uns. Geschenk!

Und einmal mehr eine Antwort auf die Feuernacht vom Juni 2015: Man wünschte uns, den „Götzendienern“ den Tod, brachte uns tödliche Flammen an die Haustür. – Aber wer sind „Götzendiener“? Die, die ihren Gott in feste Formen gießen, die ihnen den Umgang mit anderen unmöglich machen, die ihre Hand zur Faust werden lassen? Oder die, die im Namen ihres Gottes die Hand offenhalten? Türen öffnen? Ohren? Herzen?

Der Gastchor aus Polen sang als letztes. Weihnachtslieder. Geschenk. – Und dann als Zugabe im Kanon, mit allen in der Kirche: Shalom, Chaverim! Lehitraot! – Friede mit Dir, Bruder! Wir sehen uns! Und unsere Welt wird vielleicht etwas glücklicher...

Wir sehen uns! Hoffentlich in Frieden! – Kaleidoskope unseres Lebens mitten in unsrem Leben, um darüber hinaus schauen zu können.

Geschenk.

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Ein kleiner grüner Käfer

Schon früh heute morgen sind wir aus Tabgha aufgebrochen, um nach Jerusalem in die Abtei zu fahren. Wir kamen dann zunächst nur bis Tiberias. Wegen einer Sportveranstaltung war da alles gesperrt, und wir konnten nicht wie geplant durchs Jordantal fahren, sondern mussten die Strecke entlang der Küste nehmen. Da aber sonst alles frei war, waren wir gegen sieben Uhr kurz vor Jerusalem.

Noch vor dem eigentlichen Ortseingang fiel uns ein richtig schöner alter VW-Käfer auf. Grün. Sehr gepflegt. Wir haben uns sehr über das Auto und seinen so typischen rrrrrrrrrrrrollenden Sound gefreut. Und auch über den sportlichen Fahrstil seines Piloten, der anscheinend in unsere Richtung fuhr.

Und er fuhr immer sportlicher, überholte immer seltsamer, sprang über die Spuren. Als wir - noch kurz hinter ihm – auf Höhe des Jaffa-Tores Richtung Altstadt abbiegen wollten, sahen wir die erste Straßensperre der Polizei. Undurchdringlich für uns. Warum, wussten wir da noch nicht.

Der kleine grüne Käfer durfte vorbei. Flog mit seinem Fahrer geradezu zum Jaffa-Tor und in die Altstadt. Warum, auch das haben wir erst nach und nach verstanden, nachdem ich die blaue Polizeiuniform des Fahrers dann sah…

Am Abend dieses Tages sehe ich nun immer wieder das Foto eines der getöteten Polizisten, mit seinem kleinen Sohn auf dem Arm. Und ich sehe den grünen Käfer. – Der eine hat heute zwei Kollegen verloren, der andere, kaum drei Wochen alt, seinen Vater!

Ich wünsche allen kleinen Jungs in diesem Land, gleich welcher Religion und Sprache, kleine grüne Käfer zum spielen. Meinetwegen auch blaue und rote und gelbe und weiße. Spielt mit Käfern, baut sie auseinander und wieder zusammen! Aber lasst endlich alle miteinander diese Scheiß-Waffen weg…

Ein kleiner grüner Käfer

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Dazwischen

„Twilight” – Landschaft um den See Genezareth an einem späten Dezembernachmittag. „Twilight” – Landschaft um den See Genezareth an einem späten Dezembernachmittag.

Für einen Moment bin ich wieder zwischen den Zeiten und Erfahrungen: Als mich am frühen Montagnachmittag die Nachricht vom (vorläufigen) Urteil im Gerichtsprozess gegen zwei der mutmaßlichen Brandstifter erreicht, bin ich in Köln, im Generalsekretariat des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande. Eine Bausitzung steht an, um die nächsten Projekte vor und neben der Kirche in Tabgha zu besprechen.

Das Atrium ist nach dem Brandanschlag ja wiederhergestellt und in Funktion. Der Kirchenvorplatz und das Gelände des früheren Klostergebäudes sollen eine positive Antwort auf die Feuernacht sein: Keine Mauern und Zäune, sondern Begegnung und Offenheit, Kennenlernen und Vorurteile überwinden, Ruhe und Erholung finden, Schatten, Sitzmöglichkeiten. „Denn es gab dort viel Gras…“ (vgl. Joh 6,15).

Wie die dunklen Aschespuren im ganzen Haus jener Tage im Sommer 2015 kommt dann die Nachricht aus Nazareth – eine Verurteilung, ein Freispruch. Dazwischen. Zwischen der Brandnacht und den geborstenen Mauern und Dächern einerseits und der Perspektive auf ein neues, Hoffnung stiftendes Bauprojekt andererseits. Zwischen der Beruhigung, dass jemand Verantwortung für sein Handeln übernehmen muss, und der Irritation, dass das für andere vielleicht nicht gilt.

Aus der Zeit nach dem Brandanschlag und verschiedenen Begegnungen mit israelischen Sicherheitskräften kenne ich eine ganze Reihe ihrer Ermittlungsergebnisse. Für mich als Laien sehr beeindruckend. Was das Gericht daraus macht, ist Angelegenheit des Gerichtes. Dazu habe ich als Mönch nichts zu sagen. Das immer wieder in israelischen und deutschen Meldungen zitierte Statement des Staatsanwaltes aber ist eindeutig: Es geht auch um eine Positionierung des Staates gegenüber „jüdischem Terrorismus“. – Und ich höre die vielen Fragen von Menschen um uns herum, in denen sich angesichts des Urteiles Enttäuschung und Ratlosigkeit und auch Wurt und Ärger mischen.

Dazwischen…

Am Ende der Woche sehe ich in diesem Urteil vor allem einen Appell. Eine Gesellschaft, in diesem Falle die israelische, erkennt an, dass es in ihren Reihen Extremismus und Terrorismus gibt. – Damit steht Israel wirklich nicht alleine auf der Welt. – Gerade in dem Zwiespältigen des Urteils vom Montag klingt für mich daher auch die Anfrage an unsere Gesellschaften mit: Was können Eltern, Erzieher, Lehrer, Religionsvertreter, was kann jeder Einzelne von uns künftig tun, damit es solche Gerichtsprozesse erst gar nicht mehr braucht? Warum kommt es im Zusammenleben von Menschen immer wieder zu Hass, der in Gewalt umschlägt?

Die Antworten sind vielfach bekannt. Alleine, es fehlt uns so oft der Mut und die Phantasie, das Vertrauen und die Hoffnung. – Vielleicht ist auch das ein Teil unseres Ortsevangeliums: In Ruhe hinsetzen, das vermeintlich Unmögliche geschehen lassen, auch dem Nächsten seinen Platz und sein Stück Brot und Fisch lassen… denn es gab dort viel Gras.

Es muss niemand dazwischen bleiben.

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Was man nicht sieht

Nach mehr als eineinhalb Jahren fließt wieder Wasser durch unseren Fische-Brunnen. Nach mehr als eineinhalb Jahren fließt wieder Wasser durch unseren Fische-Brunnen. Es ist kaum zu glauben. Und trotzdem, wann immer ich in den letzten Tagen und Wochen durch unser Atrium ging, wurde es immer mehr wahr und immer mehr mit Händen zu greifen: Nach 20 Monaten ist unser Atrium – man verzeihe den heir nicht passenden Ausdruck – wieder erstanden. Naja, ganz so unpassend ist der Begriff vielleicht doch nicht. Schließlich ist das Gebäude zumindest zum Teil im wahrsten Sinne des Wortes wie Phoenix aus der Asche undsoweiter undsofort...

Die Beton-Stahl-Konstruktionen im Sommer haben mich ja schon sehr beeindruckt. Die ganzen Leerrohre und Kabel für Strom und Licht und Alarmsysteme und Kommunikation könnten einen verwirren. Das Holz der flachen Decken und die Ziegel beruhigen in ihrer Natürlichkeit und mit der archaischen Geborgenheit, die sie ausstrahlen. Die neuen Möbel machen Lust zum Arbeiten und zum benutzt werden.

Die neue Tür zur Klosterpforte. Die neue Tür zur Klosterpforte. Was mich aber mit am meisten derzeit beeindruckt und beschäftigt, ist das, was man nicht sieht: Gestern wurden die kleinen Glasscheiben in die neue Pfortentür eingesetzt. Heute hat Pater Matthias den Fischpool wieder mit Wasser befüllt. Man kann durchsehen. Noch. Natürlich wird das Wasser mit den Fischen und Pflanzen auch wieder trübe. Und die Scheiben der Pfortentür werden nicht immer so glänzen und spiegeln. Heute aber kann man auf sie sehen, sich sehen, nichts sehen, hindurch sehen.

Es gab einige große und wichtige Schritte auf diesem Weg seit dem 18. Juni 2015. Glas und Wasser sind unscheinbar. Für mich sind sie heute, drei Tage vor der feierlichen Segnung am Sonntag ein Hinweis auf das Viele und die Vielen, die auf diesem Weg wichtig waren und sind. Ihnen seien diese Zeilen in den ruhigen Stunden vor dem Fest-Sturm gewidmet. Glas und Wasser, die man nicht oder kaum sieht, mögen mich auch weiterhin an sie erinnern. In Dankbarkeit.

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Von der Perspektive der Spatzen

Tabgha: Kirche, Kloster und Begegnungsstätte. Tabgha: Kirche, Kloster und Begegnungsstätte.

Dieweil es in Deutschland eher kalt und weiß ist, ist es in Tabgha grün – aber auch immer wieder kalt. Mit dem Regen wird alles wunderbar grün. Wenn man sich einem der zahlreichen Spatzen auf den Rücken setzt, die es in Tabgha auch gibt, dann sieht man das sehr schön...

Zwei Wochen ist das Jahr alt. In der Kirche steht der Weihnachtsbaum noch ein paar Tage, bis auch die armenischen Christen ihr Weihnachtsfest gefeiert haben. Im Haus ist der Weihnachtsschmuch schon weitgehend verschwunden. Und auch die meisten Plätzchen haben wir erfolgreich verwertet. – Das Jahr nimmt seinen Lauf und ist in seinem Alltag angekommen.

Vom Spatzenrücken aus sieht man, dass das Atrium äußerlich schon so ziemlich wieder komplett ist. Derzeit stehen noch einige Innenarbeiten an, v.a. Möbel und letzte elektrische Installationen. Und dann freuen wir uns auf Sonntag, 12. Februar. Denn an diesem Tag dürfen wir Kardinal Woelki und viele andere Menschen hier begrüßen, um mit ihnen die Wiedereinweihung und Segnung des Atriums zu feiern!

Wer dann glaubt, dass wir damit das Bauen einstellen, der irrt. Denn der Platz vor der Kirche braucht dringend eine Renovierung. Und auch sonst haben wir in diesem Bereich einige Ideen, damit Tabgha auch weiterhin – und im Grunde noch mal stärker – ein Ort der Begegnung und der Sammlung für die Vielen sein kann, wie wir es im Evangelium lesen können.

Insofern wird sich für unseren Spatz die Perspektive im Laufe dieses Jahres womöglich noch einmal ändern und er kann Neues entdecken...

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Und wieder mal ein neues Jahr....

See Genezareth bei Tabgha am 2. Januar 2017. See Genezareth bei Tabgha am 2. Januar 2017.

Das Foto zu diesem Blog habe ich heute am späten Nachmittag aufgenommen. Da war das neue Jahr in etwa soviele Stunden alt wie ich Jahre... Dass sich Mondsichel und Venus, untergehende Sonne und erste Laternenlichter ein Stelldichein über dem See und in seinem Spiegel gaben, ist dann schon keine Parallele mehr zu meinem Leben. Denke ich.

Aber als ich so an Dalmanutha stand, und die Szenerie überblickte, kamen mir diese ersten Stunden des neuen Jahres in den Sinn. Angefangen hat es nämlich ähnlich beschaulich: Lobe den Herren.... waren die ersten Worte, die in dem Jahr aus meinem Mund kamen. — Mit meinen Mitbrüdern Zacharias, Josef und Matthias stand ich in unserer Kirche. Nur vom Weihnachtsbaum und ein paar Kerzen an den Ikonen erleuchtet. Als die Uhren umschlugen, haben wir den Klassiker gesungen. Vielleicht nicht die hohe Kunst und Theologie eines Te Deums. Aber es passte einfach, wie so viele Pilger in der Brotvermehrungskirche zu singen Lobe den Herren. Ich habe den Segen gegeben, und wir haben uns gegenseitig ein gutes und gesegnetes neues Jahr gewünscht.

Danach ging es eher profan weiter: Wir haben unsere Sektgläser und entsprechende Flaschen gepackt und sind zu unseren Volontären gegangen. Und das Jahr war kaum zwanzig Minuten alt, als ich auch schon eine Faust im Gesicht hatte. Gottseidank nur die unseres kleinen Katers Laundry. (Er heißt wirklich so, weil er in der Laundry, also in unserer Wäscherei geboren wurde.) Ich wollte auch ihm ein gutes Jahr wünschen, und er revanchierte sich mit einem Faustschlag. Peng!

Es war trotzdem ein guter Start in das neue Jahr. — Was vom Abend davor übrig war, vom Raclette der Volos und von unserem Fondue gab es heute Abend dann in Form einer gehaltvollen und leckeren Reste-Gulasch-Suppe. Und ungefähr so bin ich mit der Neujahrsnacht auch in 2017 eingestiegen: Sich von einem Faustschlag nicht aus der Bahn werfen lassen, das Beste vom Vergangenen mitnehmen und weiterverwenden!

Und eines der besten Dinge im Leben eines Mönches ist eben auch der Kern unserer Berufung: Lobe den Herren!

In diesem Sinne Euch und Ihnen ein frohes und gesegnetes neues Jahr, in dem ich versuchen will, an dieser Stelle mal wieder öfter etwas aus dem Klosteralltag (v.a. in Tabgha) zu teilen!

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Ein Haus des Gebetes für alle Völker

Brotvermehrungsfest 2016: Bischof Marcuzzo bei der Predigt Brotvermehrungsfest 2016: Bischof Marcuzzo bei der Predigt

Freitagabend, vor einer Woche. Die Brotvermehrungskirche ist voll! – Samstagvormittag, heute. Und unsere Kirche ist wieder voll!

Das eine Mal ein Benefizkonzert des Gary Bertini Israeli Choir. Wunderbare Chor-Musik. Vieles aus der geistlichen Tradition des Christentums, einige israelische oder jüdische Stücke. Manches aus der gemeinsamen Gebetstradition. Gekommen waren vor allem Israelis, zum Teil aus dem Umfeld von Tel Aviv. Die Kirche war voll. Und Tabgha konnte teilen und geteilt werden. Die Welt wurde ein Stückchen bunter und weiter in der kleinen Kirche auf dem galiläischen Land.

Benefizkonzert des Gary Bertini Israeli Choir in Tabgha. Benefizkonzert des Gary Bertini Israeli Choir in Tabgha. Bunt und weit war es auch heute Morgen: Wieder war die Kirche voll. Dieses Mal waren es einheimische Christen aus Galiläa, viele Kinder darunter. Eine ganze Reihe Ordensleute. Bischof Giacinto-Boulos Marcuzzo aus Nazareth, Nuntius Erzbischof Giuseppe Lazzarotto und der melkitische Erzbischof Georges Bacouni. Unsere Studenten aus der Dormitio. Und eine ganze Busladung von Borromäerinnen, Volontären, Mitarbeitern usw. vom Zionsberg. Liturgiesprache war Arabisch. Das Evangelium das unseres Ortes. Wieder: Das Wenige teilen, und es reicht für Viele. – Die Kirche des Heiligen Landes, sagte Bischof Marcuzzo in der Predigt, ist eine einzigartige: Einheimische Christen und so viele Ordensleute und Volontäre aus aller Welt. Das macht die Kirche von Jerusalem aus. Weit und bunt.

Zwischen dem Konzert und dem Gottesdienst zum Brotvermehrungsfest liegt eine Woche mit vielen, vielen Bussen, die viele, viele Pilger und Besucher aus aller Welt gebracht haben. Es ist eine gute Reisezeit für das Heilige Land. Und die kleine Kirche auf dem galiläischen Land war immer und immer wieder gefüllt mit Gebeten und Liedern, mit Worten – laut gesprochen oder auch nur still gedacht – aus aller Herren Länder.

Benefizkonzert des Gary Bertini Israeli Choir in Tabgha. Benefizkonzert des Gary Bertini Israeli Choir in Tabgha. Aller Herren? – Nein... Als ich heute morgen aus der Apsis in die Kirche schaute, sah ich einen kleinen Jungen, der sich intensiv mit den Opfer-Kerzen an der Christus-Ikone beschäftigte: Kerzen aus dem Körbchen heraus und auf die Abstellfläche vor die Ikone und umgekehrt. Anzünden und ausblasen und wieder anzünden... Ich glaube, der Kleine hat etwas über das Leben und über Tabgha gelernt: Es geht immer weiter. Ein Neuanfang vor dem Antlitz Christi (hier konkret unserer Ikone) ist möglich.

Es mag sein, dass es den allermeisten Besuchern unserer Kirche nicht bewusst ist: Aber wer etwas von Tabgha mitnimmt, von dem, was hier geteilt wird, der nimmt immer auch etwas von Christus mit. Die Botschaft der Brotvermehrung hat eine sehr universale, ja, globale oder globalisierte Bedeutung. Da gibt es dann nicht mehr die Herren aller Länder, seien es Präsidenten oder Kanzler oder Diktatoren... Da gibt es im letzten vor allem DEN Herrn. Den Herrn des Lebens. Mithin das Leben selbst. Der Mensch in seiner Bedürftigkeit und in seinen wunderbaren Chancen.

Brovermehrung geschieht deshalb auch heute. Wenn wir es wollen und zulassen. Und unsere Kirche in Tabgha wird dann wahrlich zu einem Haus des Gebets aller Völker...

Ich bin immer wieder froh und besonders heute auch sehr dankbar, dass ich als Prior hier mit meinen Mitbrüdern, Mitarbeitern und Volontären und den philippinischen Schwestern sein darf. Da fallen schon mal Kerzen ins Körbchen zurück. Manche Kerze wird ausgeblasen. Oft genug aus Unachtsamkeit. Aber man kann sie wieder anzünden. Neue Kerzen dazu stellen und anzünden. – Danke Euch allen!

Samstagabend. Wir beten gleich mit den „Jerusalemern” noch die Vesper. Die Kirche füllt sich wieder. Wir teilen Psalmen und Weihrauch. Und die Welt wird wieder ein bisschen größer...

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Fast ein Jahr danach

Manchmal mag es ja ganz gut im Leben sein, wenn Gras über Dinge wächst. Aber ich gestehe offen, dass ich auf das Gras, sprich Unkraut, das inzwischen aus den Fugen des abgebrannten Atriums wächst, gerne verzichtet hätte! – Wir nähern uns schon dem ersten „Jahrestag“ des Brandanschlages, und doch leben wir weiterhin mit der Feuerruine. Dabei bin ich auch kein Fan eines solchen „Jahrestages“. Natürlich wird keiner von uns Brüdern hier in Tabgha ohne Zwischen-Zeilen-Text in die Nacht vom 17. Juni auf den 18. Juni gehen. Aber daraus ein Gedenken zu machen, würde den Gewalttätern und ihren Hintermännern viel zu viel Gewicht geben.

Wichtiger ist für uns, dass es in diesem Jahr auch ungeheuer viele Menschen im Land und darüber hinaus gibt, die uns zur Seite stehen, und, dass es eben doch auch vorangeht. Langsam, ermüdend und frustrierend langsam über weite Strecken dieses Jahres. Ein solches Feuer dauert nur wenige Stunden. Das, was danach an Gesprächen und Verhandlungen, an Streit und Lösungen kommt, braucht viel mehr Zeit und Energie. Ob das wirklich sein muss? – Aber letztlich geht es doch weiter.

Und – noch so ein Sprichwort, das Wahres sagt – gut Ding will Weile haben… – Mitte Mai haben wir, denke ich, berechtigten Grund zur Hoffnung, dass es bald wieder los geht mit dem Baulärm in Tabgha. Und wir ertragen ihn gerne!

Euch und Ihnen allen, die Ihr uns zur Seite steht, sei an dieser Stelle ganz, ganz herzlich gedankt! Wir bleiben weiterhin verbunden!

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Toda und Schukran (Danke)

Über den Wolken Nach Ostern war ich vorerst für ein letztes Mal in Galiläa. Die letzten zwei Tage verbrachte ich aber in Jerusalem. Ich war in der Altstadt unterwegs, kaufte ein paar letzte Souvenirs und war beim Stundengebet dabei. Am Sonntag war es dann soweit: ein letztes Mal in den Gottesdienst in der Dormitio-Basilika, ein letztes Mal singen, bevor um kurz nach 12 Uhr das Scherut kommt und mich zum Flughafen bringt. Als das Scherut Jerusalem verließ hatte ich Tränen in den Augen. Es war ein seltsames Gefühl, wie etwas, das so selbstverständlich geworden war, auf einmal vorbei sein konnte. Dann der Blick aus dem Flugzeugfenster auf die Küste Israels, an der entlang wir nach Norden flogen. Ich erkannte neben Tel Aviv auch Haifa und Akko und konnte bis zum Hermon sehen. Damit war das Studienjahr und diese Zeit hier im Land endgültig vorbei. Wann komm ich wohl wieder hierher? Wie wird es mir zu Hause gehen?

Ich möchte mich bei Dir bedanken, dass Du kontinuierlich oder sporadisch über den Blog unsere Zeit in Jerusalem und im Heiligen Land verfolgt hast. Die Studenten des 41. Studienjahres wurden letzte Woche ausgewählt. Bald werden Sie die Nachricht erhalten, mit dem Flug buchen und planen beginnen und dann wird ihre Geschichte hier weitererzählt. Schau einfach immer wieder vorbei.

Herzliche Grüße aus München und Lehitraot

Deine
Martina

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Karwoche und Ostern

Der Gottesdienst der Äthiopier auf dem Dach der Grabeskirche Im April 2014 kam es in Jerusalem besonders dicke. Es trafen dieses Jahr nicht nur der ostkirchliche und der westkirchliche Ostertermin auf ein Datum, sondern in die gleiche Woche fiel Pessach, das höchste Wallfahrtsfest im Judentum. In dieser Woche gedenken die Juden dem Auszug aus Ägypten. Viele verbringen die Feiertage bei ihrer Familie und noch mehr kommen nach Jerusalem, denn einmal täglich wird an der Klagemauer der Kohanim-Segen (priesterliche Segen) gespendet. Der Höhepunkt wurde an Karfreitag und Karsamstag (gleichzeitig Schabbat) erreicht. An diesen Tagen konnte man nicht mehr beliebige Wege durch die Altstadt gehen, sondern die Polizei regelte die Massen durch einen großen Kreisverkehr und weiträumige Absperrungen.

Hier möchte ich nur von ein paar besonderen Momenten in der Zeit erzählen: Am Gründonnerstag war ich bei den Äthiopiern auf dem Dach der Grabeskirche. Es war ein beeindruckendes Bild. Fast den ganzen Tag waren dort oben weißgekleidete Menschen, die sich lange auf diese Zeit in Jerusalem vorbereit hatten. Ich habe mich eine Zeit lang mit einer äthiopischen Christin aus London unterhalten. Nur eins werde ich nicht – ein Fan von dem dort verwendeten Weihrauch.
Am Karfreitag haben wir in der Liturgie in der Dormitio die Passion des Johannes nach Heinrich Schütz aufgeführt. Wir hatten nicht viel Zeit zu üben, aber das Ergebnis konnte sich hören lassen.
Und dann der Ostersonntag. Um 3 Uhr begann die Osternacht auf dem Zion. Im Laufe der Feierlichkeiten sollten mehrere Dinge/Menschen umkippen. Alles begann mit dem Osterfeuer vor der Kirche, dann erwischte es einen Ministranten und wenig später wurde einer Schola-Sängerin schwarz vor Augen. Im Kirchenschiff versetzte derweil ein verirrter Falter mehrere Reihen in Aufregung. Trotzdem war es ein schöner Gottesdienst und spätestens durch das Osterfrühstück wurden alle wieder fit.

Die Sängerinnen und Sänger der Passion

Die Dormitio-Basilika zu Ostern In der Grabeskirche

Vor dem Hochamt ging ich mit ein paar anderen in die Grabeskirche. Zum ersten Mal seit Tagen kamen wir ohne Anstehen und Platzangst hinein. Am Grab feierten gerade die Armenier. Es war für mich ein besonderer Moment in der Kirche, die ich zu vielen Tages- und Nachtzeiten jetzt erlebt hatte. Ich habe an diesem Vormittag eine Ahnung davon bekommen, was dieser Ort auch für mich bedeuten kann. Trotz der vielen Schichten Geschichte, die hier zwischen mir und diesem Jesus von Nazareth liegen. Abgerundet wurde der Ostertag durch das Festessen im Beit Josef, bei dem sich unsere Köche selbst übertrafen.

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